In memoriam an den „Meller Westenergie-Klimaschutzpreis“ und ein nicht öffentlicher Brief an ein GRÜNES Ratsmitglied aus der Stadt Melle – sowie ein Abschied (das große Aufräumen) – so viel Offenheit darf schon sein
Geschrieben:Update 20.9.2024: 117 eingegangene Beiträge/Meinungen zu diesem Artikel wurden nun ausgewertet. Die Auswertung ist hier zu finden: https://www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de/auswertung-der-eingegangenen-beitraege-abgeschlossen/
Lieb** ********,
mit der (weitgehenden) Beendigung unser Arbeiten für Klima- und Artenschutz in der Stadt Melle (gestern habe ich das letzte zurückzubauende Biotop endlich abschließen können) bin ich gerade dabei
„aufzuräumen“. Offene „Baustellen“ zu schliessen und schreibe diese Mail an Dich aus konstruktiven Absichten und ohne Gram.
Auch wir sind ja manchmal etwas „aneinandergerasselt“. Ich möchte Dich darüber informieren warum das so war (und möchte aber betonen, dass ich da nicht „sauer“ bin oder so).
Zum Einen liegt es an meinem manchmal etwas schwierigem Charakter (im Bereich Naturschutz & Co. bin ich leider fürchterlich hart zu mir selber – und manchmal auch zu anderen, das hat so einige Male Geschirr zerschlagen. Zuweilen habe ich das rückblickend sehr bedauert). Und ab und an liegt es an meiner Hitzköpfigkeit – und ganz sicherlich aber auch an dem jahrelangen „Unter Strom stehen“. Ein Teil der Verantwortung für das „Aneinanderrasseln“ geht somit ganz klar auf meine Kappe.
Dafür möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen.
Ich schreibe es jetzt zum Teil auch „allgemein“ (allgemein in Bezug auf die Erfahrungen mit diversen Personen bei den Meller GRÜNEN). Dann wird es auch leichter zu verstehen, warum ich immer mal auch öffentlich bekunde, dass ich die GRÜNEN nicht mehr wähle (andererseits: alles ist stetig im Fluss und in Veränderung, so etwas kann sich ja auch schnell wieder ändern).
Vielleicht hat es ja einen positiven Effekt, Dir das mitzuteilen. Möglich ist es.
Ich hatte mich manchmal geärgert, wenn ich den Eindruck hatte, dass verschiedene Personen (gerne aus dem GRÜNEN Spektrum) versuchen, noch weitere Arbeiten auf uns „abzuwälzen“.
Ich habe mich dann insbesondere geärgert, wenn diese Personen nicht mehr im Berufsleben stehen (und somit zusätzliche Zeit haben) oder aber schreiben, wie man es machen soll, ohne bereit zu sein, sich an den Arbeiten zu beteiligen.
Du kannst Dich vielleicht noch an unseren „Osterfeuer-Blühwiesenschnitt“-Streit auf Facebook erinnern? Das war so ein Fall.
Wir (also ich) hatten dadurch eine Menge Zusatzfrust (und Zusatzarbeit), weil Wiesenbesitzer mir gesagt haben. „**** ****** hat das und das geschrieben. Das ist doch *** der Stadt. So müssen wir es machen.“ Wir hieß in der Regel „ich“.
Nur leider ist es so, dass wöchentlich zu 44 h Arbeitszeit, Pendeln etc., ca. 25 Stunden Gnadenhof, früher zudem 3,4,5 Stunden „Soziale Netzwerke“ und etwa 20 Stunden Projektvorbereitung/-durchführung/-abwicklung kamen.
Über Jahre lag die Wocheneinsatzzeit bei ca. 90-100 Stunden. Wenn mir dann Personen aus Eurem Spektrum geschrieben haben, was man doch inhaltlich wie machen soll, die aber z.B. in den sozialen Netzwerken selber keinerlei Inhalte vermitteln (ein absoluter Klassiker *********, ausser ****** und ****** kenne ich kaum eine Person, die Beiträge schreibt, die länger als 2 Sätze sind), dann hat mich das geärgert.
Frag doch mal XY ungelöst (den großen Unbekannten)
Häufig kam dann bei Arbeitsabwälzungen (von Dir ja genauso): „Frag doch mal die Landjugend etc.?“ (….oder jemand Anderes, der schwere Maschinen bedienen kann).
Dass damit verbunden gleichfalls ein hoher Zeitaufwand, viele Erklärungen, eventuell Kosten verbunden sind, war beim Versuch der Arbeitsabwälzung oft nicht hilfreich.
„Frag doch mal die Landjugend“ (oder jemand Anderes) bedeutete zwischen den Zeilen:
„Ich habe keine Lust mich selber zu kümmern (obwohl ich Dir gerade Arbeit aufgehalst habe), kenne aber jemanden, der sich kümmern sollte. Ich will mich aber auch nicht um die Vermittlung kümmern, das sollst auch Du machen. Also eigentlich will ich mich dabei garnicht kümmern, ich weiß aber trotzdem, wer das IN DER THEORIE machen könnte…“.
…nur passiert in der Theorie natürlich immer und überall alles, in der Praxis ist das nicht der Fall.
Ich möchte Dir noch mehr Erfahrungen mit den Meller GRÜNEN mitteilen.
Eine Person (sie wurde genau wie Du zum Schutz unserer Projekte von mir irgendwann auf Facebook blockiert) hat immer wieder in Beiträgen auf unserer Facebook-Seite ihren Mecker-Senf zu unseren Aktivitäten dazu gegeben. Wenn dann auf der Facebook-Plattform Gegenargumente geliefert wurden, dann herrschte das große Schweigen im (GRÜNEN ?) Walde.
Sprich: Gemecker (oft ohne Substanz) ging immer, ein Austausch von Argumenten leider nicht.
Auch darüber habe ich mich geärgert. Bei einer Großveranstaltung (Auftaktveranstaltung bei T. Philipps) berichtete dieselbe Person, dass sie zu dem zweiten Einsatzort (irgendwo in Oberholsten, ebenfalls Bau einer Trockensteinmauer) fahren würde.
Da dort zu wenige Personen waren hatte ich sie gefragt/gebeten, weitere Personen dorthin mitzunehmen. Das hatte sie nicht getan, mir darüber aber auch keine Info gegeben. Die Flächenbesitzer waren deswegen sauer (auf mich, weil ich Arbeitsmöglichkeiten schlecht kalkuliert hatte).
Das Ergebnis kannst Du Dir denken: Der blöde Kai durfte dann zwei Tage lang alleine Steine stapeln, damit es keine Vorwürfe von den Flächenbesitzern mehr gibt. Wäre auch anders gegangen. Beim zweitägigen monotonen Steinestapeln hat man zumindest die ausgiebige Gelegenheit mal über sein Verhältnis zur lokalen Politik nachzudenken (nur Spaß ;-)).
Ein weiteres Beispiel: Im letzten Kommunal-Wahlkampf berichtete eine Meller GRÜNE, dass mit angeblicher Unterstützung der GRÜNEN aus Buer Riemsloh (in einer füheren Version hieß es irrtümlich „der GRÜNEN aus Buer„, dieser war sachlich falsch und soll an dieser Stelle entschuldigt werden) eine Person aus dem grünen Spektrum angedacht hätte, eventuell dauerhaft einen Kleintrecker zur Verfügung zu stellen.
Natürlich haben wir deswegen unsere Struktur-Planungen erst einmal in den Wartemodus gesetzt, in positiv hoffender, freudiger Erwartung….
Zwei Monate nach dem Walkampf fragte ich bei den beiden involvierten Personen nach. Plötzlich konnte sich niemand mehr daran erinnern, war niemand mehr zuständig, wollte niemand Verantwortung übernehmen.
Ergo: Nach dem Wahlkampf ist alles vergessen?!
Und: 3 Monate „Planungsstillstand“ bei uns („Wie machen wir strukturell weiter? Welche Maschinen müssen angeschafft werden? Kommt dieser Kleintrecker oder müssen wir Gelder für einen Balkenmäher zurücklegen?“). Drei Monate Planungsstillstand hat viel mit Punkt 2 der „Hemmniss- und Beschwernisliste“ (siehe Link weiter unten) zu tun.
Ich könnte Dir noch eine Fülle weiterer Beispiele nennen. Manchmal hat mich das sehr frustriert, manchmal gar sogar etwas schockiert. Wesentlich geht es uns in diesem Kontext ja garnicht um viel. Wir wollen halt einfach nur, dass niemand unsere Aktivitäten erschwert, uns unnötige Steine in den Weg legt oder uns schadet. Das ist eigentlich alles. Ich bin sicher, dass dieses eigentlich im Interesse der GRÜNEN ist.
Das Komische ist: Ich denke mir das nicht aus, ich schreibe es auch nicht aus subversiver Zielgerichtetheit oder so. Ich kriege auch kein Geld von Volt und auch nicht aus Russland. Genausowenig von Wolfgang Kubicki. Es ist leider tatsächlich so (ohne Quatsch): Die meisten Hemmnisse, Stör- und Stressfaktoren, Zusatzarbeiten ohne Notwendigkeit und nicht gehaltenen Zusagen (verglichen mit anderen Parteien), die kamen tatsächlich von Eurer Partei. Und ich hätte noch eine ganze mehr von Geschichten (kleinerer oder größerer Tragweite) parat. Vor dem großen 8jährigen Feldversuch (also zu Beginn 2016) hätte ich so etwas nicht für möglich gehalten. Zumal ich doch damals selber noch begeisterter GRÜNEN-Anhänger war und 2015 sogar einmal überlegt hatte, in Melle bei den GRÜNEN mitzumachen. Ich bin sogar in einem SPD-GRÜNEN-Haushalt in Hamburg und Berlin aufgewachsen. Insbesondere in den 80ern gingen viele LokalpolitikerInnen bei uns ein und aus. Ich habe es als Kind immer sehr genossen, die Debatten zu verfolgen und stand häufig auf der Seite der GRÜNEN (also der Fundis). In Hamburg gab es bei den GRÜNEN-Treffen immer Brot mit Margarine und Salz, esse ich heute noch gerne 🙂 Der Zustand der Erde hat sich seitdem nicht verbessert, das politische Meinungsbild auch nicht.
Warum ist das so? Hast Du da eine Erklärung dafür (also für Teil 1 des obigen Absatzes)?
Die Entfremdung vieler Naturaktiver und KlimaschützerInnen von Eurer Partei ist gleichfalls seit Jahren zu sehen. Hier in den Gesprächen mit anderen Aktiven wird das immer wieder erkennbar, insbesondere bei der „jüngeren Generation“. Dazu kommt ausserdem: Eure Regierungsbeteiligung hat Euch nicht gutgetan (zumindest nicht in Bezug auf die Stimmen vieler früherer Stamm-WählerInnen). Spätestens bei der Europawahl wurde es überdeutlich. So manche aus dem Natur- und Klimaschutzbereich haben lieber Splitterparteien, Volt (du glaubst garnicht, wie viele Aktive dort neugierig hinschielen…) oder garnicht gewählt. Dennoch lässt sich das natürlich nicht verallgemeinern. Für die Aufweichung der Klimaziele und die Aufhebung der Sektorverbindlichkeiten auf Bundesebene (ein ungeheurer (!) Skandal !!) können ja hiesige LokalpolitikerInnen nichts. Ich selber kenne auch nach wie vor viele GRÜNE, die eine exzellente (!) Arbeit, oft in Kooperation mit Naturschutzgruppen, leisten. Cui honorem, honorem! Auch das soll auf jeden Fall betont werden. Auf lokaler Ebene sind es (so weit ich es aus der Ferne beurteilen kann) z.B. Re****, Ma**** und Ma*****.
Sehr gut fand ich z.B. eine Aktivität der GRÜNEN Meller Ratsfrau ****** *****-*******, die eine Partnerschaft mit einem Unternehmen aus Osnabrück mit Blick auf eine Biotopgestaltung und Pflege ins Leben rief. Hier war sogar eine Aufwandsentschädigung für die Pflege des Multi-Biotopes drin enthalten. Die Fläche (in Melle an der Eisenbahnstraße) hat sich zu einem herrlichen Kleinod für viele Arten entwickelt. Dieses Jahr hat dort erstmals eine kleine Entenfamilie ihre Küken in das angelegte Feuchtbiotop gelassen. So schön. So etwas macht Mut und ist sehr motivierend.
Die Facebook-Beiträge der GRÜNEN Meller Ratsfrau Reg*** ***** lese ich (als stilles Facebook-Mitglied) abends immer mit großer Freude, weil hier eigene (!) und interessante Inhalte erstellt und vermittelt werden und nicht nur fremde Beiträge geteilt werden. Zudem findet sich manchmal ein Bezug zu lokalen Politaktivitäten. Das finde ich total gut und sehr (!) sympathisch. Solche Aktiven machen Hoffnung und motivieren. Wer in sozialen Netzwerken inhaltlich arbeitet, der wird auch politisch inhaltlich arbeiten (und vice versa ?).
Die zwei-Sätze-Beiträge (wenn überhaupt), die sich bei vielen LokalpolitikerInnen auf Facebook finden lassen, finde ich persönlich schrecklich (weil träge und inhaltsleer), aber vielleicht ist das auch einfach der Zeitgeist.
Und natürlich gibt es auch über die gemachten guten Erlebnisse hinausgehend weitere schöne Erfahrungen, z.B. die Anlage zweier Biotope mit den Meller GRÜNEN. Es gibt also neben Kritik definitiv auch viel Licht, auch das soll betont werden.
An vielen Orten ähnliche Erfahrungen
Etliches, was oben im Text beschrieben wurde, sind gleichfalls Gründe (neben weiterer Ursachen), warum jetzt nur noch eigenverantwortlich (Goldene Regel: „Was man nicht selber macht, das macht auch niemand anderes“) und „im Verborgenen“ gearbeitet wird, nur noch Bruchteile von Informationen nach aussen gegeben werden.
Die weiteren Hemmnisse dieser Praxistätigkeiten (aus unserer Sicht) für Natur- und Klimaschutz kannst Du hier einsehen:
https://www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de/strategieaenderungen-und-8-newsletter-der-gug-umweltschutz/
…deckt sich ganz gut mit Erfahrungen anderer Gruppen. Die Geschichten sind offen gesamt immer dieselben (auf obigen Beitrag (Link) folgten bereits eine ganze Menge Emails von Naturschutzgruppen/Klimaschutzgruppen, die ähnliches berichteten). Insbesondere dass wir ehrenamtliche NaturschützerInnen noch nicht einmal Aufwandsentschädigungen (Sitzungsgeld oder Fahrtkosten) erhalten ist für viele Aktive ein Großfaktor.
LokalpolitikerInnen (nur als Beispiel) erhalten für ihren ehrenamtlichen Einsatz zumindest eine kleine finanzielle Gegenleistung bzw. Eigenkostendeckung.
Von uns wird in Projekten erwartet, dass wir noch sehr viel Geld mitbringen (der Eigenanteil). Der Eigenanteil muss logischerweise meist privat bezahlt werden. Meine Frau und ich sind aktuell bei etwa 50.000 Euro Privatausgaben für das Naturgedöns, bis etwa 2026 zahle ich noch einen hohen Privatkredit zurück, den ich damals für das 500 AKA-Projekt aufgenommen habe. Ökonomisch sinnvoll ist es zweifelsfrei trotzdem, denn Arterhaltung ist ein unendliches Geschenk (so wie die Birne des Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland).
Und dennoch: Die (in der Regel) vorhandene Nicht-Bereitschaft im System, den Aktiven im Natur- und Klimaschutz zumindest eine kleine Aufwandsentschädigung zu zahlen, sagt auch etwas über die Wertschätzung entsprechender Aktivitäten aus. Die Tatsache, dass ernsthaft schaffende Gruppen auch im Landkreis Osnabrück kaum vorhanden sind, spricht Bände und ist ganz klar (!) systemimmanent. Dass auch das 6. große Artensterben in der Geschichte der Erde bzw. die allumfassende Klimaerwärmung daran nichts ändert, zeigt, dass die menschliche Spezies oftmals nicht das hellste Licht auf der Torte ist.
Wir zumindest haben (hoffentlich) ab 2025 eine Lösung gefunden, wie unabhängig von Spenden trotzdem weitergehandelt werden kann. Über dieses Finanzierungsmodell schweigen wir, damit es niemand von aussen kaputt macht (siehe dazu obigen Link).
Warum schreibe ich Dir das?
Weil ich weiß, dass Du natürlich ohne jede Frage ein großes Herz für Natur- und Klimaschutz hast. Das hast Du oft genug bewiesen.
Genau wie vielen anderen LokalpolitikerInnen fehlt Dir jedoch das Wissen darüber, wie es in der Praxis von Natur- und Klimaschutzgruppen abläuft (Die interne „Was-passiert-dann?-Maschine“). Wie sollst Du es auch wissen, wenn es Dir niemand erklärt?
Bei mir ist es in Bezug auf Lokalpolitik genauso. Ich habe nicht die geringste Ahnung davon, welche Hemmnisse und Hürden hier zu bewältigen sind und welche Mechanismen und Kausalketten durch welche Einflüsse ausgelöst werden.
Der Meller Westenergie-Klimaschutzpreis
Bei zwei eingeladenen Gruppierungen mit dem Preisgeld für Platz 3 nach Hause geschickt zu werden (https://www.melle.info/portal/meldungen/jetzt-fuer-den-westenergie-klimaschutzpreis-bewerben-919009598-20301.html), war eine Demütigung und Bloßstellung wie wir sie noch nicht erlebt haben, insbesondere bei den vielen 1000 Stunden, die in der Stadt Melle von uns ehrenamtlich geleistet wurden.
Bis heute haben wir ganz massiv mit den Folgen davon zu kämpfen.
Dass wir weder Preis noch Preisgeld angenommen hatten, verstand sich von selbst. https://www.noz.de/lokales/melle/artikel/meller-initiative-gibt-klimaschutzpreis-von-westenergie-zurueck-45954973
Ich habe gelernt, dass das wohl nicht passiert wäre, wenn ich in den Jahren zuvor öffentlich anders aufgetreten wäre und muss natürlich dafür die Verantwortung übernehmen.
Hätte ich andere Eigenschaften zutage gelegt, dann wäre uns das Fiasko wohl erspart geblieben. Somit war und bin ich Teil der Lösung und Teil des Problems.
Ich möchte aber zumindest, das Du weisst, welche Folgen dadurch ausgelöst wurden. Wenn Du möchtest kannst Du diesen Teil der Mail auch gerne an ******* weiterleiten (ich selber möchte das nicht tun,
weil es wie „Nachtreten“ aussehen würde, so ist es aber keinesfalls gemeint, eher als Sensibilisierung für Folgen des Preises an der Basis).
Gemeldet hat sich von den direkt Verantwortlichen aus Melle übrigens nie jemand bei uns (es kam nur eine nichtssagende Email aus der Westnetz-Zentrale, die auch von einer KI generiert werden hätte können). Nach wie vor wissen wir nicht, warum diese Entscheidung so getroffen wurde. Ein bisschen schade finde ich das schon. Sogar ein bisschen schäbig und unanständig wenn ich ehrlich bin. Transparenz und Schadensbegrenzung sehen irgendwie anders aus, Verantwortungsbewusstsein auch. Zurückgeblieben sind damals wie heute Ratlosigkeit, Frustration und leider auch das Bewusstsein in der Vergangenheit wohl doch mehr fallsch gemacht zu haben, als eigentlich gedacht wurde. Dann ist es Zeit, etwas zu ändern.
Da „Rache“ trotzdem süß ist, habe ich zumindest dafür gesorgt, dass der „Meller Westenergie-Klimaschutzpreis“ demnächst in den Suchmaschinen angemessen gefunden wird. Man nennt so etwas: „Die Rache des kleinen Mannes“ (klammheimlich gebe ich zu: Es hat mir großen Spaß gemacht, he he he). Offenbar bin ich da etwas „einfach gestrickt“. Hätte nie gedacht, dass ich so „rachsüchtig“ sein kann, kann man mal sehen…
Um Geld ging es uns bei dem Preis übrigens nie. Es ging um Respekt gegenüber dem Ehrenamt in einem Bereich der mit fürchterlich vielen Hemmnissen, absurden Herausforderungen und Fallstricken versehen ist (siehe dazu https://www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de/strategieaenderungen-und-8-newsletter-der-gug-umweltschutz/).
Kurz nach der Preisverleihung haben verschiedene Leute völlig frustriert aufgehört. Die Originalaussagen waren: „Warum sollen wir uns weiter in der Stadt engagieren, wenn unser Einsatz nicht gesehen und gewürdigt wird? Schnauze voll, völlig sinnlos…“.
Die Frust und Demotivierungsphase war brutal.
Offen gesagt: Ich kann den Personen diese Entscheidung nicht übelnehmen, mir ging es temporär nicht anders.
Das führt dazu, dass die wenigen Personen (meine Frau und ich) die noch verblieben waren, noch mehr zu tun hatten (eine besonderes große Gruppe waren wir insgesamt gesehen ja nie, es war immer ein überschaubarer wilder kleiner Haufen). Bei verschiedenen Biotopen waren wir den Aufgaben nicht mehr gewachsen – ebensowenig den finanziellen Herausforderungen, die im Naturschutz
oftmals privat bezahlt werden müssen.
Das wiederum führte dazu, dass sich Anrainer von Biotopen bei mir beschwert hatten: „Das verwildert doch völlig. Wie sollen sich denn da Blühpflanzen durchsetzen??“. Und natürlich der Klassiker: „Wie sieht denn das aus??“. Recht haben/hatten sie leider. Der Druck auf uns wurde dadurch zusätzlich gesteigert.
Im März hatte ich noch eine öffentliche Aktion (Wildheckenanlage, Streuobstwiesengestaltung) durchgeführt. Einige „alteingesessene Aktive“ haben schon in der Vorbereitung gesagt: „Wir machen nicht mehr mit. Wird doch eh nicht wertgeschätzt…“.
Ausser mir war eine Person da.
Und leider ist es in der Tat so. Bei den vielen Hemmnissen und Hürden (siehe obigen Link), gehören als positive Ausnahme Wertschätzungen zu den Antreibern der Motivation (ebenso wie der Blick auf das Erreichte, die Freude über das Geschaffene, das „Dienen“ für „die Natur“ (und ihre vielen bedrohten Spezies), die natürlich die Hauptmotivationen sind).
Ehrungen jedoch sind zusätzliche Sternstunden, von denen man zusätzlich noch Jahre (!!) zehren kann.
Nicht-Ehrungen verdoppeln den Negativeffekt. Sie höhlen aus, sie demotivieren.
Im April hatte ich zu einer öffentlichen Miyawaki-Aktion eingeladen. Es kam: Niemand. Mit dem Ergebnis dass ich 3 Tage lang, 20 Stunden in Eigenregie schafutern durfte.
Im Mai und Juni habe ich zwei Biotope zurückgebaut, weil es meiner Frau und mir zeitlich nicht mehr möglich war, sich zu kümmern.
Versucht wurde selbstredend dafür Personen zu gewinnen: Nothing!
Gestern habe ich endlich (!!) den Rückbau des Biotopes in Westerhausen am Heroldweg abgeschlossen. Anstelle einer Offenlandfläche mit viel Platz für Artenvielfalt ist dort nur noch Brennnesseldiaspora. Kannst Du Dir gerne mal anschauen. Für mich persönlich ist diese Fläche nun ein öffentliches Mahnmal, welches offen zeigt, wie es NICHT passieren sollte…Ich werde dort in Zukunft ab und an hinfahren und mich fragen, wie all das passieren konnte. Vielleicht lege ich dann ein paar Blümchen dort ab und halte einen Moment inne. Die mitverursachten Folgen des Meller Westenergie-Klimaschutzpreises sind seit gestern durch den weiteren Biotop-Rückbau zumindest in technischer Hinsicht damit abgeschlossen, aus diesem Grunde schreibe ich heute dieses Fazit, um mit der ganzen Misere abzuschließen und endlich Ruhe zu finden.
Die gemachten Erfahrungen sind natürlich nicht als ausschließliche Kausalbeziehung des „Meller Westenergie-Klimaschutzpreises“ zu sehen, das nur und ausschließlich darauf zurückzuführen wäre falsch und würde nicht der Realität entsprechen. Auch andere Dinge spielten noch eine Rolle, vielleicht wäre es sogar auch ohne diese dubiose Preisverleihung passiert.
Eine Einflussnahme ist jedoch dennoch klar belegbar und nicht von der Hand zu weisen. Dennoch: Auch der Rückzug aus der Öffentlichkeit (siehe oben) spielte natürlich eine Rolle für das Zerbröseln unserer Mitmachaktionen.
Warum schreibe ich Dir das?
Weil ich weiß, dass Du auch bei künftigen Preisverleihungen dabei sein wirst (sofern Du genügend Wählerstimmen bekommst). Ich möchte Dich bitten die Jury für die möglichen Folgen einer solchen Nicht-Ehrung zu sensibilisieren.
Wie geht es hier weiter?
Es fällt eine riesengroße Last von den Schultern, nachdem ich gestern endlich das dritte Biotop zurückgebaut habe. Es ist ein Segen!
Meine Frau und ich haben entschieden, dass wir in Melle die verbliebenen Biotopflächen natürlich noch weiter pflegen. Es würde uns das Herz zerbrechen, wenn wir das nicht mehr tun würden. Die Entwicklung dort ist ein purer Genuss, es sind teilweise vor Artenreichtum strotzende Rettungsinseln in einer oftmals hoffnungslos sterilen Umgebung.
Folgebiotope und Folgeprojekte (es ist da aktuell einiges in Arbeit, ein Aufgeben steht nicht zur Debatte) werden wir aufgrund des „Meller Westenergie-Klimapreisverleihung“ jedoch nicht mehr in Melle durchführen, sondern in andere Kommunen ausweichen, wo das Engagement auch seriös gewertschätzt wird.
Auch wir sind nur Menschen und können uns von dem immer noch nachhallenden Frustrationseffekt nicht freisprechen.
Zudem meiden wir mittlerweile die Öffentlichkeit wie der Teufel das Weihwasser (naja, dieser Beitrag muss schon sein, so viel Offenheit gehört dann doch dazu), insbesondere um Erfahrungen wie oben im Text zu vermeiden (die natürlich nicht nur mit den Meller GRÜNEN sondern auch mit anderen Personen gemacht wurden). Und dennoch: In meiner Familien-DNA ist das Dienen für die Natur ein fester Bestandteil. Eine Tante von mir z.B. leitet noch im sehr hohen Alter in NRW (Eitorf) die Maculinea-Stiftung, die sich der Rettung des Wiesenknopf-Ameisenbläulings (eine Schmetterlingsart) verschrieben hat (https://www.nrw-stiftung-magazin.de/assets/ausgaben/Ausgaben_als_PDF/MAG_1_2021_Webversion.pdf). Trotz ihrer 83 Jahre steht sie immernoch mit einer Motorsense auf Wiesen und kümmert sich. Absolut beeindruckend. Etwas ähnliches ist hier auch in Planung.
Die Erkenntnis des Ganzen
Es wurde eine ganze Menge erreicht, einige Jahre lief es herausragend. Zwei Großprojekte („Blumiger Landkreis Osnabrück“ und „500 AKA“ wurden erfolgreich und ehrenamtlich-unbezahlt umgesetzt (und nein: WIR (!) kriegen keine Aufwandsentschädigung….).. In beiden Projekten wurden weit über 5000 Menschen zum Mitmachen motiviert. In Melle wurden (grob geschätzt) etwa 350.000 Euro (Sachkosten) investiert. Es war kein Selbstgänger dieses Geld aus den unterschiedlichsten Quellen zu organisieren. Sogar internationale UnterstützerInnen (z.B. Patagonia) waren dabei.
Das „Meller Experiment“ ist jedoch dennoch ziemlich krachend gescheitert.
Offen geschrieben: Emotional tut das sehr weh, es schmerzt bis ins Mark. Es ist selber nicht schön bei seinen Visionen gescheitert zu sein. Die Verantwortung dafür liegt wesentlich bei mir, unter Beungünstigung verschiedener äusserer Faktoren (unter anderem auch: Siehe dazu obigen Link und obigen Text).
Der größte Fehler war es öffentlich zu arbeiten, daraus habe ich gelernt.
Das wirklich „Große“ der Vision war eigentlich die Hoffnung viele Menschen zu finden, die eigenständig und unabhängig Kleinstrukturen aufbauen (z.B. mittels einer gemeinnützigen UG, dafür braucht man nur eine Person und kann dann eine gemeinnützige Rechtsform schaffen). Im Laufe der letzten 8 Jahre wurden dazu mit (glaube ich) 12 Personen (Personengruppen) Gespräche geführt. Die Aktivitäten waren oft (nicht immer) von kurzer Dauer. Die Rückmeldungen für die Einstellungen der Aktivitäten finden sich in der Liste oben (siehe Link). Auch hier sind wir gemeinschaftlich gescheitert.
Warum schreibe ich Dir das?
Vielleicht gibt es ja irgendwann in der Zukunft eine andere Meller Gruppe, die sich gründet.
Es macht Sinn als Lokalpolitiker/In über einige Mechanismen von solchen Gruppen informiert zu sein, um bestimmte Erfahrungen zu vermeiden.
Danke fürs Lesen. Auch wenn die große Vision nach 8 Jahren gescheitert ist, so geht es halt anders weiter. Wir freuen uns darauf, trotz allem.
Ich wünsche Dir alles Gute dieser Welt, auch Deiner/Eurer Politik (meine ich ernst).
Wenn Du es möchtest kannst Du diese Nachricht an andere GRÜNE weiterleiten (oder aber Du löscht sie einfach).
Viele Grüße, Kai