Kreimerhof – Rückzug unserer Tiere beginnt (so bitter!)
Geschrieben:Ja Ja, das übliche Dilemma. Hatten wir in den letzten 9 Jahren mindestens schon etwa 20 mal. Beschwerden wegen der Lautstärke unserer Tiere. Mal Anzeigen, Mal Ordnungsbeschwerden, mal Beschwerden auf dem direkten Weg (eigentlich die beste Form der Beschwerden, denn dann kann man meistens eine Lösung finden).
Grundsätzlich gilt: Wir leben auf dem Land, mit all seinen natürlichen Geräuschen. Trotzdem gibt es auch auf dem Land viele Menschen, die sich beschweren über (wahlweise):
- Laute Landmaschinen
- Geruch von Dung
- Heu und Stroh auf den Straßen
- Tiefe Fahrrillen von Treckern auf irgendwelchen Wegen
- Tiergeräuschen
Nun, wir sind am Kreimerhof im Fokus von „Tiergeräuschen“, und waren es früher dort schon einmal in Bezug auf Schweinehaltung (so viele Kontrollen und teure Umbaumaßnahmen, kann man sich nicht ausdenken, naja, ok, haben wir dort auch akzeptiert).
Hier hat ein direkter Anrainer des Kreimerhofes nun heute den „Vogel abgeschossen“. Waren es früher von ihm Beschwerden über unsere Hähne, so ist es jetzt eine Beschwerde über eine laute Ziege (das sich jemand 2mal beschwert über unterschiedliche Tierarten hatten wir noch nie.). In Teilen können wir das verstehen, in Gänze jedoch nicht, Die höfliche Frage mag erlaubt sein: Welche Tiere sind denn genehm? Schnecken? Grashüpfer? Eine kleine Kellerassel vielleicht?
Grundsätzlich gilt (seit 9 Jahren): Bei Beschwerden „knicken wir in der Regel ein“. Nach der Beschwerde des Anrainers am Kreimerhof über laute Hähne haben wir reagiert, Hähne entfernt. Und uns das gemerkt. Wir haben dann z.B. auf die Haltung von Enten, Gänsen & Co dort verzichtet. Ärger bringt nichts! Leider ist es auf vielen Flächen von uns so: Anrainer beschweren sich über Lärm von Tieren. Da wir dann in der Regel sofort reagieren und auf eine Tierhaltung dort verzichten, so bleiben dann leider keine Flächen mehr übrig. Die Folge für die Tiere kann sich jeder denken. Der Schmerz ist massiv. Und insbesondere deshalb vermelden wir nun: Jede Beschwerde ist politisch!
Folgende Fragen mögen erlaubt sein:
- 1. Wenn sich jemand auf dem Land über Tiergeräusche beschwert: Sollte diese Person dann nicht lieber nach Berlin, Paris, New York oder San Francisco ziehen (im Ortskern gibt es grantiert keine Hähne oder Ziegen) ? Vielleicht könnte sich dort jene Beschwerdeperson auch wohler fühlen?
- 2. Wie kann es sein, dass sich kaum jemand darüber beschwert, dass in Deutschland etwa 7 Tiere pro Person per Jahr (also ca. 630 Millionen Tiere pro Jahr) geschlachtet werden? Der Großteil dieser Tiere vegetiert unter (häufig, aber nicht immer) grausamen „Bedingungen“ vor sich hin, bevor sie im Schlachthof landen (unbedingt im Diskurs zu vermelden ist: Viele viele Landwirte machen sich wirklich Gedanken über ihre Tiere und regen Verbesserungen an, es ist wichtig hier zu differenzieren). Und trotzdem gibt es auf dem Land einige Personen, die sich sogar dann beschweren, wenn ein winziger (!!) kleiner Teil von Tieren in unbeschwerter Freiheit lebt, und dort ihre naturüblichen Geräusche ausübt. Was ist denn die Alternative? Schlachthof? Alle Tiere in „weit weg von den Menschen“ in lärmgeschützte Ställe? Jene Feststellung möge erlaubt sein: Dich stört Tierlärm auf dem Land? Du bist auf dem Land vielleicht einfach falsch, oder? Was sagst Du denn zu Singvögeln am frühen Morgen? Stört Dich auch? Dann liegt das Problem nicht unbedingt bei den Tieren.
- 3. Ja, und wirklich unschön ist die menschliche „Feststellung“: Alles was stört muss weg (umziehen, irgendwo anders hin, sich in Luft auflösen, halt irgendwie weg). Wer maßt sich eigentlich diese Haltung an? Denn häufig ist „irgendwo anders“ kein Platz mehr. Und das heisst dann: RIP! Aber dass interessiert die Beschwerdemenschen in der Regel nicht! Hautpsache, sie haben ihre Ruhe!
Nun, wir haben auch heute reagiert: Die Störziege wurde entfernt. Weitere Ziegen (alle!) werden folgen. Und: Wenn sich ein Beschwerdeführer über Hähne und Ziegen beschwert, was bleibt dann noch? Schafe? Nicht möglich. diese blöken! Pferde? Never! Gänse, Enten & Co.? Niemals! Zu laut!
Was folgt daraus?: Die für teure Geld gepachtete Fläche verwaist und wird verwildern. Und jetzt wird es interessant (hatten wir schon einige Male): Plötzlich beschweren sich andere Personen darüber, dass das „ja nicht aussieht“, „so wild ist“, „so ein Chaos da herrscht in der Natur“. Tja, nu, entweder Tiere oder verwildern, liebe Freunde der Nacht. Beschwert Euch gerne bei uns, wenn Euch das nicht passt. Wir leiten das an den Beschwerdeführer weiter.
Nun, für das erste ist das Chaos gebannt. Auch mit dem sehr kollegialen Verpächter wurde schon gesprochen (der ist echt ok).
Trotzdem gilt: Die Ziegen (es war die letzte Tierart, die wir uns dort noch getraut hatten zu halten, offen gesagt: schlau war das nicht!) werden komplett entfernt.
Müllcontainer für das Areal /und entsprechenden Abbau) wurden schon bestellt. Ab Mittwoch wird entsorgt.
Wir haben nun Kontakt zu unterschiedlichen Tierschutzorganisationen aufgenommen. Vielleicht ist es doch einfach an der Zeit dem Beschwerdeführer (stellvertretend für die wenigen Gnadenhöfe, die es überhaupt noch gibt) ein moralisches und juristisches Exempel zu statuieren. Es kann und darf einfach nicht sein, dass der wenige Tierschutz, den es überhaupt noch gibt (!), durch geräuschsensible Einzelpersonen (!) eingeschränkt oder behindert wird! Wir werden berichten (für den Notfall und die juristische Ausfechtung stehen einige unserer 130 Dezibel-Hähne in der Pipeline um dort, genau an dieser Fläche, das Ding durchzufechten…). Heute wurde der letzte Tropfen geliefert, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat. Die „Rote Linie“ massiv überschritten! Dem Beschwerdeführer möge die Überlegung helfen: Ist das Land mit den vielen Tieren wirklich das Richtige für mich? Möchtest Du wirklich mit Deinem Verhalten Tiere und andere Menschen einschränken?
Und wir überlegen offen gesagt: Warum sollte man als Tierschützer eine Fläche pachten, auf der man augenscheinlich „ohne Theater“ keine Tiere halten kann? Wir werden nun auch für vorherige Kulanzteilareale am Kreimerhof „Betreten Verboten“-Schilder aufstellen (mit dem Hinweis auf die Gründe). Irgendwann ist auch mal Schluss! Auch wir als Pächter haben Rechte, insbesondere dann wenn eine Fläche offiziell von der Stadt als Gnadenhof abgenommen wurde.
