Serie: Bäume gegen die Klimaerwärmung, Teil 2
Geschrieben:

Serie: Klimaschutz und Bäume: Was ist schaff- und machbar? Teil 2 🌳🌳🌳
Und: Ernster als ernst! Abschlussbericht des Weltklimarates ist heute erschienen!

Total gut. Die „Hasepost“ (https://www.hasepost.de/im-kampf-gegen-klimaerwaermung-7-000-baeume-in-melle-zu-verschenken-358058/)
und die „Osnabrücker Rundschau“ (https://os-rundschau.de/featured/7-000-baeume-kostenlose-baumsetzlinge-fuer-buergerinnen-und-buerger/) haben bereits über die kostenlose Baumverteilungsaktion berichtet.

Im Rahmen der „Kostenlos-Baum-Verteilung“ macht es Sinn, einmal genauer auf die Möglichkeiten und Grenzen von Bäumen im Kampf gegen die Klimaerwärmung zu schauen.

Bäume sind ein wirksamer Umwandler von CO2 und damit neben ihrer Verschattung, Kühlung, ihrer Stabilisierung der Artenvielfalt
und ihrem Erosionsschutz ein wichtiges Element, um etwas gegen die Klimaerwärmung zu leisten.

Vielfach scheinen Menschen jedoch zu glauben, dass die Anpflanzung von Bäumen ein „On-Top“-Mittel sei, welches neben den vom Klimarat geforderten Maßnahmen „zusätzlich“ etwas bewirkt. Nach dem Motto: „Der Weltklimarat sagt, wir sollen handeln! Wenn wir jetzt Bäume pflanzen, dann wird es
vielleicht nicht so schlimm….“
Dieses ist leider nicht so. In nahezu sämtlichen Klimaszenarien ist ein CDR-Vorgehen
(Carbon Dioxide Removal – Die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre) bereits (zum Teil ganz massiv!) einkalkuliert. Dazu gehört natürlich auch eine Einlagerung in Biomasse, wie eben auch Bäume.
Ohne das Handeln von vielen vielen Freiwilligen werden die Klimaszenarien nicht einhaltbar sein.

Die Frage ist: Was können Bäume in Bezug auf CO2-Einlagerungen eigentlich erreichen? Ist es realistisch, die Welt milliardenfach mit Bäumen zu bepflanzen und dadurch
eine CO2-Neutralität zu schaffen?

Nehmen wir hierfür einmal die Einwohnerzahl und die Flächengröße der Stadt Melle.
Die Stadt Melle weist etwa 46.000 Einwohner auf
einer Fläche von 254 km² auf. Der durchschnittliche CO2-Verbrauch pro Person liegt aktuell (Bundesweit) bei
etwa 10 Tonnen/Jahr = 460.000 Tonnen = 460.000.000 Kilogramm CO2. Ein einzelner Baum wandelt
nach einigen Jahren etwa 10 kg CO2/Jahr um. Somit müssten etwa 46.000.000 Bäume (46 Millionen für eine mittelgroße Stadt wie Melle) zur
Kompensation anwachsen. Nimmt man eine Grundfläche von 1 m² pro Baum an (und missachtet
dabei natürliche Verdrängung und Sukzession), so müssten 46 km² in Melle ausschließlich aus
Bäumen bestehen, die im Abstand von einem Meter zueinander in die Höhe wachsen. Ein völlig
unrealistisches Szenario.

Bezieht man Verdrängung und Sukzession eines artenreichen
Mischwaldes mit ein, so ist mit etwa 25 m² pro Baum zu rechnen. In diesem Falle wäre eine
Gesamtfläche von 1150 km² notwendig (Melle weist aber nur 254 km² auf), um die Emissionen
der Meller EinwohnerInnen zu kompensieren.
Anders formuliert: Man müsste die Stadtfläche von Melle mit 4,5 multiplizieren und dort einen artenreichen Mischwald anlegen, um sämtliche CO2-Emissionen
der hiesigen BürgerInnen vorübergehend zu kompensieren. Jedoch (und völlig klar): Nach einem Absterben der Bäume werden die Emissionen wieder in die Atmosphäre entweichen.

Bäume können somit nur ein zusätzliches Mittel gegen die Klimaerwärmung sein. Es ist jedoch immerhin ein sehr naheliegendes und einfaches Mittel.

Heute ist zudem der Abschlussbericht des Weltklimarates erschienen:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/abschlussbericht-des-weltklimarates-es-ist-fast-noch-nicht-zu-spaet-a-9c903870-1837-46bb-bbf8-8564f78e0649

https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/weltklimaratohne-drastische-schritte-wird-15-grad-ziel-verfehlt-44375681

Im SPIEGEL steht z.B. „»Die Entfernung von CO₂ aus der Atmosphäre ist Bestandteil aller IPCC-Szenarien, sei es durch Aufforstung oder Direct Air Capture [Anm. d. Red.: Direktabscheidung von CO2 aus der Umgebungsluft] mit geologischer Speicherung«, sagt Geden. Um den Temperaturanstieg zu beenden, egal auf welchem Niveau, müssten die Emissionen auf Netto-Null.
»Da es in Industrie und Landwirtschaft immer eine gewisse Menge an Restemission geben wird, muss man in gleichem Maße CO₂ aus der Atmosphäre ziehen und dauerhaft speichern.«“

Zu lesen ist auch: „Das Ziel des Pariser Weltklimavertrags, die durchschnittliche Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wird nicht zu halten sein. Selbst im besten Falle mit einer ehrgeizigen Klimaschutzpolitik wird es »wahrscheinlich« und in allen anderen Szenarien mit weniger Klimaschutz »wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich« überschritten.“

Die Meldung der DPA (ersichtlich in der Neuen Osnabrücker Zeitung) lautet:
„Ohne drastische Minderungen der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen noch in diesem Jahrzehnt wird das 1,5-Grad-Ziel der Erderwärmung bereits in den 2030er Jahren überschritten. Das macht der Weltklimarat (IPCC) in seinem Synthesebericht vom Montag so deutlich wie nie zuvor.

Und:
„Der Weltklimarat geht selbst in den beiden optimistischsten Szenarien mit sehr deutlicher Emissionsminderung davon aus, das die Erwärmung 1,5 Grad vorübergehend überschreiten dürfte, und dies für mehrere Jahrzehnte. Warum, ist klar: „Öffentliche und private Finanzströme für fossile Brennstoffe sind immer noch größer als die für Klimaanpassung und Klimaschutz“, hieß es in dem Bericht.“


500 AKA – 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz in Stadt und Landkreis Osnabrück
Gemeinsam den Planeten retten. Wir alle. Lokal und regional.
https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de/

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