Zwischen Ohnmacht, Apathie und Aufgabe, und „Jetzt erst Recht“-Stimmung
Geschrieben:

Freitag Nachmittag – Endlich wieder Natur- und Klimaschutz 🌳🌵
Zwischen Ohnmacht, Apathie und Aufgabe, und „Jetzt erst Recht“-Stimmung ✊
Und: Es braut sich gesellschaftlich am Horizont etwas zusammen – und das beinhaltet große Kontroversen 💥

Vor 4 Stunden hat er SPIEGEL seine neue Titelstory veröffentlicht:
Titel: „Mitten in der Katastrophe“
Online hier einsehbar: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/klima-krise-duerre-grossbraende-fluten-lawinen-angekommen-in-der-katastrophe-a-f35d3921-49bc-4f8a-ab3f-1455a6fa1eed

Sie gibt in angemessener medialer Hierarchie (halt die Titelstory) das wider, was in den letzten Wochen und Monaten ansonsten in den Gazetten eher auf Seite 3 und 4 zu finden war.
Waldbrände allerorts, ausgetrocknete Flüsse, Temperaturrekorde, reduzierte oder sogar komplett vernichtete Ernten und und und..

Und es wird immer klarer: Das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens, die 1,5 Grad, werden vermutlich nicht mehr schaffbar sein (wozu, so fragt man sich, wurde dann diese Entscheidung getroffen??!).
Vor 2 Jahren war es noch wissenschaftlicher Konsens, das die 1,5 Grad wohl erst Mitte/Ende der Dreißiger „gerissen“ werden.
Seit letztem Sommer mehrten sich Studien, dass es schon Anfang der Dreißiger so weit sein könnte.
Und kürzlich (Juni) folgte eine weitere Untersuchung, welche die Wahrscheinlichkeit auf 60% beziffert, dass bereits in den nächsten 7 Jahren diese Erderwärmung kippen wird.

So oft meldet sich ein Gefühl, dass sagt: Ist doch alles egal. Alles läuft weiter wie gehabt: Versiegelungen, Flugreisen,
Millimeterkurze Rasen + Rasensprengung-Wasserverschwendung, Schottergärten…
Jeder Mensch, fast ohne Ausnahme hat da sein Thema (meins sind z.B. Dosengetränke: Für eine kalte Dose Cola oder Herforder vergesse ich fast alles…).

Und ein wildes Getöse aus der Gesellschaft, wenn
sinnvolle Vorschläge eingereicht werden (z.B. Veggieday, Tempolimit…).

Getöse der Art: „So nicht! So schlimm ist das nicht! Viel schlimmer sind doch….“
Eben dieses Getöse ist es, welches den Weg in die Hölle noch etwas beschleunigt.
Und da düsen wir nun, „freie Fahrt für freie Bürger:innen“, mit 180 voll drauf zu (und ich sitze im Fahrtwind mit ner Dose Herforder). Der Pferdefußmann grinst und lacht und grinst und lacht:
„Alle hier lang!
So schnell wie ihr wollt! Hier ist für alle Platz! Kommt nur her, Ihr Trottel! Wird aber heißer als auf der Erde!“

Um wenigstens irgendwas zu machen, nach dem Lesen des Spiegel-Artikels heute Abend zu einer unserer Artenvielfaltswiesen gedüst (wird meine Aufgabe sein, diese Emissionen dieser Fahrt zu kompensieren, ohne wenn und aber…).
Hier sind unterschiedliche Blühwiesen, Klimaschutzanpflanzungen und eine Streuobstwiese vorhanden.
Heute 1/3 der Wiese gemäht. Wird morgen abgeharkt, ausgemagert, wie immer, in einer ewig folgenden Endlosschleife…
So erhöht sich hier zumindest die Artenvielfalt, die gleichfalls wichtig ist, um sich gegen die Folgen der Klimaerwärmung zu wappnen.

Die Klimaschutzanpflanzungen auf unseren Flächen geben ein gutes Zeugnis der allgemeinen Situation ab: Auf unverschatteten (ungeschützten) sonnenexponierten Flächen haben es viele
heimische Arten nicht geschafft. Schlichtweg verbrannt und vertrocknet. Die Buche ist in diesem Jahr mit Abstand der größte Verlierer.
Auch viele viele Obstbäume (zumindest jene, die letztes Jahr (2021) gepflanzt wurden) leiden massiv unter dem Hitzestress. Teilweise vertrocknet, verstorben, oft Früchte gerade mal so groß wie ein 1-Euro-Stück.

Und trotz aller Verzweiflung. Es ist nicht alles schlecht!

Die in den letzten Jahren gepflanzten Blühwiesen sind absolute Artenvielfaltshotspots.
Heute wieder gestaunt und gefreut: Hornklee, Wilde Karden, Schafgarbe (die Purpurschafgarbe), Rainfarn, Leinkraut, es wimmelt nur so von Insekten.
50% der Blühwiesen werden jetzt gemäht, dort wird sich bis in den Herbst eine neue, frische Wildblumenwiese entwickeln.
Die Vogelschutzhecken (oft 8 Setzlinge pro m², schützen sich gegenseitig durch ihre Verdunstung) gedeihen prächtig.

Die Obstbäume, die im vorletzten Jahr (2020, als es etwas mehr geregnet hat) gepflanzt wurden, entwickeln sich gut
und haben (meist) die Trockenheit, naja, einigermaßen, überstanden. Es gibt sogar ein ganz klein wenig was zu ernten 🙂

Von den Feuchtbiotopen ist eines völlig ausgetrocknet. Die anderen 5 jedoch verfügen immerhin konstant über einige Zentimeter Wasser.
Oft sogar so viel, dass kleine Solar-Umwälzpumpen hier noch für eine Sauerstoffanreicherung sorgen können.
So dermaßen viele Frösche und Libellen freuen sich…Auch wenn es ein Hauch von Nichts ist.
Diesen Herbst wird weiter an einer Verschattung der Teiche gearbeitet.

Und etliche angepflanzte Bäume entwickeln sich auch ganz gut, sogar auf ungeschützten, unverschatteten Flächen.

Die heimischen Gewinner auf unseren Flächen:
Walnuss, Elsbeere, Speierling, Edel-Kastanie, Weide (!!!), Feldahorn, Vogelbeere (Eberesche), gemeine Esche

Die nicht heimischen Gewinner (ausschließlich auf nach Bundesnaturschutzgesetz erlaubten Flächen gepflanzt):

Roteiche, Zerreiche (Südfrankreich), Steineiche (Süditalien), Platane (France), Schwarznuss, Pekanuss,
Europ. Hopfenbuche (Vorsicht: Kaninchen lieben sie).

Ganz interessant: Auf den Miyawaki-Flächen läuft es eh ganz gut (wenig verwunderlich), wir haben aber auch
etliche „3W“-Stationen angelegt (steht für „Willi Winzig Wäldchen“): Auf eingezäunten 1-2 m² Flächen werden etliche Setzlinge nebeneinander gepflanzt.
Auch diese schützen sich durch Verdunstung gegenseitig. Zudem verschattet das hoch wachsende Gras.
Auf diesen Flächen haben sogar einige Buchensetzlinge zumindest im unteren Bereich des Setzlings noch Blätter…
Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden es Exemplare dieser „Willi Winzig Wäldchen“ in 2., 3. und auch 4. Jahr schaffen…

Ja, und dann ist da noch die gesellschaftlich spürende Aufruhr. Naja, spürbar nur bei einigen wenigen, aber doch, als Gradmesser, bei einer
eklatant steigenden Anzahl. Noch nie gab es hier so viele Kooperations- und Besuchsanfragen wie in den letzten 2 Monaten.
Sonntag schaut sich wieder eine Gruppe einen Miyawaki-Wald an.
Ich bin schon älteren Semesters. Ich habe kein Interesse mehr an gesellschaftlicher Aufruhr. Bei vielen Gleichaltrigen merke ich einen steigenden
Aktionismus, der irgendwie an „Nach-Einem-Uhrwerk-Funktionierende-Zombies“ erinnert:
Ruckel-Ruckel-Apathisch-Ein-Fuss-Vor-Den-Anderen-Ruckel-Ruckel-Wir-Machen-Jetzt-Aber-Hopp!!-Zombie-Alarm!“

Das ist gut, sehr gut. Denn auch „unsere Generation“ handelt verstärkt. Die „Ruckel-Ruckel-Zombie-Handlungs-Ruckel-Apathie“ führe ich ein wenig auf konsterniertes
„Wir sind eh bald tot“ zurück. Sind wir ja auch. Insofern ist die emotionale Betroffenheit zeitlich begrenzt.

Ich registriere aber auch viele viele Meinungen und Positionen von jungen Menschen.
Mit „Ruckel-Ruckel-Motivation“ hat das wenig gemein. Eher mit wild entschlossener Handlungsentschlossenheit! Koste es was es wolle…

Und das ist Neu! Liest man den oben genannten Spiegel-Artikel, dann wird (wie so oft) ein lobbyismusgesteuertes Handeln
deutlich (keinen Dank an die FDP!), welches dringend notwendige Veränderungen verunmöglicht!
Wie schon so oft ist es ein Lobbyismus, dem es ums Geld geht, als Sargnagel des Planeten!

Neu bei den Protesten der jungen Menschen: Geld ist garnicht mehr die Frage!!
Die Frage ist: Lebenswerte Zukunft! Oder überhaupt Zukunft!
Redet man mit Jugendlichen, telefoniert man mit jungen Menschen aus Aktionsgruppen, dann wird eine völlig völlig andere
Handlungs- und Opferbereitschaft deutlich. Eine derbe Kritik an bestehenden Verhältnissen und Parteien, ja zuweilen eine Komplettverzweifelung.
Nicht immer findet man aufgrund Positionierungen zusammen, aber klar ist:
Es wachsen junge Menschen heran, die aufgrund der klimatischen Veränderungen sehen: Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.
Oder: Das Wasser reicht uns (bald) bis zum Hals.

Offen gesagt: Nicht immer weiß ich in solchen Fällen, was ich antworten soll…Ich bin oft völlig ratlos…
Und eindeutig (unzweideutig): Eine stärker werden „Radikalisierung“ ist nicht von der Hand zuweisen.
„Radikalisierung“ ist nicht per se schlecht, wenn es um die Grundursachen von Missständen geht, dann ist sie sogar sehr gut!
Es kann aber auch in andere Bahnen abdriften, die gesellschaftlich überhaupt nicht gut sind.

Unbedingt ist es nötig Maßnahmen für den Klimaschutz viel dringlicher, viel vehementer anzugehen, um wieder „gesamtgesellschaftlich“ zu handeln
und insbesondere jene „einzufangen“, die – durchaus zurecht – ihr Fortbestehen auf diesem Planenten gefährdet sehen.
Die Grafiken in diesem Artikel (Quelle: oben genannte Spiegel-Quelle) lassen (leider) nur wenig Interpretationsraum zu…

500 AKA – 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz in Stadt und Landkreis Osnabrück
Gemeinsam den Planeten retten. Wir alle. Lokal und regional.
https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de/

Spenden:
https://www.betterplace.org/de/projects/75774-landkreis-osnabrueck-500-menschen-im-einsatz-fuer-klima-und-artenschutz