Vorbereitungen für das Klimaschutzcamp in Melle haben begonnen
Geschrieben:Vorbereitung des Klimaschutzcamps (7.9.) der Initiative „Ohne Kerosin nach Berlin“ in Melle/Oldendorf. Und: Start der Anpflanzaktion „klimaerwärmungsresistenter“ Bäume 🌳🌳🌳🌵🌴🌴🌴☘️☘️☘️🌻🌻🌞🌞🌞🌞
Heute mit den Vorbereitungen für das Klimaschutzcamp der Initiative „Ohne Kerosin nach Berlin“ in Melle/Oldendorf begonnen. Der Aufwand hält sich aber in Grenzen.
Die Initiative startet ihre Klimaschutz-Fahrraddemo von unterschiedlichen Punkten aus. https://sff-koeln.de/ohne-kerosin-nach-berlin/
Die Nord-Route startet Anfang September in Köln, macht am 7. September bei uns in Melle/Oldendorf Rast und endet am 18.9. in Berlin.
Heute erstmal anhängerweise Reststoffe (die noch nicht einmal hier noch weiterverwertet werden können) und Müll zur Müllkippe gebracht. Wenn schon hoher Besuch aus der Stadt kommt, dann sollen die ja nicht sagen, es würde hier wie bei der legendären Familie Hempel unterm Sofa aussehen.
Dann überlegt, was wohl der größte Traum eines Städters sein könnte…??
Heureka, ist doch klar!! In einer Spätsommernacht bei klarem Sternenhimmel auf Heuballen liegen und frische Landluft einatmen. 😀😀😀😎🤓
Ergo sind etwa 100 erstklassige Ballen Heu mit wunderbarem Landwiesenduft angeliefert worden. Was tut man nicht alles für seine Gäste…
Die CamperInnen erhalten von uns zudem ein Dusch-Weidezelt mit biologisch abbaubarem Shampoo und kaltem Wasser (so sind wir drauf auf dem Land!).
Zudem werden zwei große Container Wasser für eine „Katzenwäsche“ aufgestellt (Danke an Michael del Monacoo und Meike Bdm dafür).
Auch startet hier nun die Aufzucht von mehreren 1000 Exemplaren „klimaerwärmungsresistenter“ Bäume.
Von der Traubeneiche bis zur Schwarznuss. Vom Speierling über die Elsbeere zum türkischen Baumhasel über die Stieleiche bis zur Orientplatane. Es gab dazu neulich eine sehr spannende Diskussion auf Facebook.
Total gut.
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=998443167295577&id=100013897084623
Hier einige Präzisierungen:
Im Bundesnaturschutzgesetz existiert seit März 2020 mit Paragraph 40 ein Passus der besagt, dass in „der freien Natur“ nur noch (von wenigen Ausnahmen mal abgesehen) heimische Pflanzen ausgebracht werden dürfen. Für den Siedlungsbereich jedoch (Stadt- und Gartenbäume) gilt dieses Gesetz nicht.
Macht dieser Passus Sinn?
Auf jeden Fall. Es darf in der Tat nicht verkannt oder verleugnet werden, dass sog. „invasive Arten“ ein großes Problem des Natur- und Artenschutzes sein können.
Der große Prof. Glaubrecht schreibt in „Das Ende der Evolution“ (2019, S.431): „Heute sind insgesamt fünf direkte Ursachen für den Artenschwund verantwortlich. Diese fünf wichtigsten Faktoren werden gelegentlich als HIPPO zusammengefasst, nach dem Englischen für (H)abitatverlust, (i)nvasive Arten, Umweltverschmutzung (pollution), Bevölkerungswachstum (population growth) und Übernutzung (overhunting).“
Warum also gebietsfremde Arten heranzüchten?
Nun, das Baumsterben aufgrund der Klimaerwärmung ist ein massives Problem, welches Milliarden von Tonnen CO2 zusätzlich freisetzt und den Verlust von Milliarden von CO2-Speichern insgesamt bedeutet. Es geht hier nicht nur um Wälder sondern insbesondere auch um Stadt- und Siedlungsbäume und deren Fähigkeiten, für ein aushaltbares und lebenswertes Mikroklima zu sorgen..
Die hier herangezüchteten Setzlinge werden an unsere Projekt-UnterstützerInnen verschenkt (und an andere auch verkauft), um zusätzliche Schattenspender und CO2-Speicher zu schaffen (jedoch bitte nicht in der „freien Natur“ ausbringen).
Im aktuellem „Spektrum“ (https://www.spektrum.de/) ist die Klimaerwärmung und das Baumsterben ein großes Thema, wie in so vielen unterschiedlichen Medien:
(z.B. in der NOZ am gestrigen Freitag: https://www.noz.de/deutschland-welt/xl/artikel/2108009/duerre-kaefer-klimawandel-der-wald-ist-tot-es-lebe-der-wald).
Von 80 Millionen Bundeswald-TrainerInnen haben vermutlich alle 80 Millionen unterschiedliche Meinungen, nach dem Motto:
„Jetzt wechsel doch endlich den Matthäus aus, die Pfeife! Bring jetzt mal die Traubeneiche!“.
(Fast) klar ist mittlerweile: Verschiedene heimische Arten werden es in den nächsten 30 Jahren nicht mehr schaffen hier zu wachsen und zu gedeihen.
Die Ursache dafür werden die kontinuierlich schärfer werdenden Konflikte um Wassernutzung (auch bei uns) sein. So titelte das „Hamburger Abendblatt“ am 17. Juni 2020:
„Niedersachsen droht eine Wasserkrise“
https://www.abendblatt.de/hamburg/harburg/article229333640/Niedersachsen-droht-eine-Wasserkrise.html
Ein Resultat dessen wird ein Absinken der Grundwasserpegels sein, mit dazu kommender Zusatzerschwernis für Bäume, an das Wasser zu gelangen.
Gleichzeitig macht es (eigentlich) fast keinen Sinn mehr darüber zu diskutieren, ob wir das „Pariser Klimaabkommen“ und eine Erwärmungssteigerung von 1,5 bis 2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit noch erreichen werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbereinkommen_von_Paris
Die aktuelle globale Entwicklung lässt befürchten, dass wir deutlich deutlich deutlich drüber liegen.
Das Ende „nach oben“ ist offen. Das Ende der Zivilisation auch? Im letzten Jahr erschien in der „Nature“ eine Studie (https://www.nature.com/articles/d41586-019-03595-0), welche besagt, dass 9 von 15 globalen Kipp-Punkten bereits erreicht wurden.
„Kipp-Punkte“ sind z.B. das Abschmelzen von gigantischen Eisschilden oder der Zustand von global-relevanten Waldgebieten. Sind diese „Kipp-Punkte“ überschritten, dann kann eine Kipp-Kaskade in Gang treten, welche zu einer Art „Turbo-Geschwindigkeit“ der Erderwärmung führt.
Ein passender Vergleich des Studienherausgebers Will Steffen:
“Wenn die Titanic merkt, dass sie in Schwierigkeiten ist und etwa 5 km benötigt, um das Schiff zu verlangsamen und zu steuern, aber nur 3 km vom Eisberg entfernt ist, ist sie bereits dem Untergang geweiht”
Die Süddeutsche Zeitung schreibt am 25. August: „Wir brauchen null Emissionen. Null!“
https://www.sueddeutsche.de/politik/klimawandel-emissionen-energie-1.5005515
Der Interviewpartner Anders Levermann (leitet die Abteilung „Komplexitätsforschung“ am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK)) äußert: „Ich bin seit 20 Jahren Klimaforscher und seit 20 Jahren arbeite ich an Kipppunkten im Klimasystem. Jetzt überschreiten die ihre Grenzwerte. Und es ist genau so ernst, wie wir gesagt haben. Wenn der westantarktische Eisschild kippt, dann verlieren wir Hamburg, Shanghai, Kalkutta, New York, Tokio und so weiter.“
Wenn die Klima-Kipp-Punkt-Kaskade loslegt, dann haben hiesige Bäume NOCH deutlich weniger Chance hier zu wachsen und zu gedeihen.Um mal zu verdeutlichen, worüber wir reden:
AKTUELL (Stand heute) wird die Klimaerwärmung auf 1,2 Grad berechnet. Geht es so weiter wie es sich aktuell abzeichnet, dann können wir auch locker bei 3 oder vier Grad landen, mit den fürchterlichen entsprechenden Folgen.
Im Spektrum ist (Spektrum 9.20, „Deutschland im Klimawandel“) ist im Artikel „Forstökologie. Der Große Waldumbau“ (S. 18-20) eine Position von Andreas Bolte (leitet das Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde) zu lesen.
Er schreibt z.B.: „Daher ist es wichtig, die Wälder langfristig an den Klimawandel anzupassen und sich dabei an der aufgezeigten Verschiebung der Lebensräume von Baumarten in den nächsten Jahrzehnten zu orientieren. Das bedeutet einerseits einer natürlichen Waldentwicklung Raum zu geben und andererseits Wälder aktiv anzupassen.“…
Und er nimmt Bezug auf den Begriff der „Assisted Migration“:
„Hierbei verwendet man gezielt Saat- und Pflanzgut toleranter Baumbestände aus den trocken-warmen Randbereichen des Verbreitungsgebiets unserer heutigen Hauptbaumarten. Dabei geht es nicht darum, die heimischen Bestände durch eingeführte zu ersetzen, sondern die toleranten Varianten mit den hiesigen zu mischen. Langfristig können sie so die Anpassung an die nächste Baumgeneration weitergeben.“
In die Glaskugel schauen können wir alle nicht (können schon, aber sie wird uns nichts sagen).
Die Befürchtung ist jedoch groß, dass die Klimaerwärmung viel viel schneller und drastischer ausfällt, als zu befürchten war. Wenn es (in den nächsten Jahrzehnten) zu Konflikten bei der Wassernutzung zwischen „Trinkwasser/Landwirtschaft/Gießwasser/Nutzwasser“ kommen wird, dann können wir noch nicht einmal in unseren kleinen Mikrokosmen (Vorgärten) helfend bewässern. Wenn wir dann keine „angepassten“ Baumarten haben, wird es dramatisch.
Warten darauf, dass es sich „von selbst reguliert“ würde nur bedeuten völlig passiv weitere wertvolle Zeit zu verschenken.