Social Design Award von SPIEGEL und Bauhaus, wir haben es geschafft!
Geschrieben:

In der Nacht völlig übermüdet aus Hamburg zurückgekehrt. ☺️☺️
Pony Nika ins Bettchen gebracht, ihr ihre Nachtmütze aufgesetzt, einen Schlaftee gemacht und ihren Kuschelbären dazugelegt und dann selber völlig platt
in die Poofe.

Der gestern erhaltene Social Design Award von SPIEGEL und BAUHAUS grenzt an ein kleines Wunder.
Im Laufe des Tages folgt dazu ein kleiner Artikel auf SPIEGEL online.
Stadt und Landkreis Osnabrück strahlen jetzt (zumindest ein bisschen) in Bundesweiter Beachtung.

Und dieses kleine Wunder macht Mut! 992 Personen haben sich (seit April 2021) mindestens einen Vormittag an den Projekt-Aktionen ehrenamtlich
beteiligt. Das Orga-Team besteht aus 3 ehrenamtlichen Personen und vielen vielen Gnadenhoftieren, die Biotop-Pflegearbeiten übernehmen. Gemeinsam geht so dermaßen viel! Weit mehr als 7 Hektar konnten so im Projekt für den Klima- und Artenschutz gestaltet werden.
Insgesamt ist es (seit 2016) sogar noch deutlich mehr:

45 Hektar Blühwiese, basierend auf regionalem, mehrjährigen Saatgut
270 Meter Trockensteinmauer
500 Obstbäume (Hoch- und Halbstamm)
170 Nisthilfen verteilt und aufgehangen
30000 Baum- und Wildgehölzsetzlinge, darunter 4 Miyawaki-Wälder, 200 Meter Vogelschutzhecke
8 Feuchtbiotope
2 Totholzhecken
Etwa 10000 Euro wurden für BIO-Essen auf Pflanzenbasis ausgegeben.

Die Menschen aus Stadt und Landkreis Osnabrück haben sich diesen Titel hart verdient, der zugleich eine Würdigung zum 50jährigen Jubiläum des Landkreises darstellt.
Ein großer großer Dank an alle Menschen/Firmen/Vereine/Schulen etc., die sich beteiligt haben, die bei Abstimmungen mitmachen, die Spenden tätigen.
Ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen! Danke an Alle! Das Interessante bei diesem „Soziologischen Experiment“: Der Social Media-Projekteinfluss ist ganz immens.

Freitag gehts schon wieder weiter. Nach Berlin. Samstag ist dort das taz-Panter-Finale.
Und unbedingt müssen dann, wenn die Reisetätigkeiten weniger werden, wieder Biotope gepflegt werden.

Ostercappeln steht bei uns ganz oben auf der Liste. Dort existiert ein besonderes Refugium für das „Landkärtchen“ (ein Schmetterling),
das natürlich für den Winter vorbereitet werden muss.
Die Stickstoffeinträge aus der Luft sind mittlerweile so hoch, dass ohne Ausmagerung nichts mehr geht. Ohne Nährstoffeinträge aus den Böden zu ziehen
verarmen Flächen in ihrer Artenvielfalt. Das wäre dann auch das Ende für das Landkärtchen.
Zum Glück können wir das jedoch beeinflussen 🙂

Ja, und die erhöhte Aufmerksamkeit nutzen wir natürlich, um die Werbetrommel zu rühren.
Über 100 Menschen für eine Klima- und Artenschutzmaßnahme! Das wäre mal was!

Mitmachen, jedEr EinzelnEr kann die Welt verändern, mit Erfolg!
Samstag, 26.11., ab 11.00 Uhr, Melle, Im Hagen 22.
Anlage eines Miyawaki-Waldes. Auch eine tolle Gemeinschaftsaktion für Familien:

Anmeldung: https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de/events/26-11-ab-11-00-uhr-miyawaki-wald-anlage-tiny-forest/

500 AKA – 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz in Stadt und Landkreis Osnabrück
Gemeinsam den Planeten retten. Wir alle. Lokal und regional.
https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de/

Spenden:
https://www.betterplace.org/de/projects/75774-landkreis-osnabrueck-500-menschen-im-einsatz-fuer-klima-und-artenschutz?

Der gestrige Tag im Live-Ticker:

13.00 Uhr:
Auf geht’s nach Hamburg zur SPIEGEL-Social-Design-Award-Preisverleihung. Große Chancen haben wir nicht, aber unmöglich ist es auch nicht. Vielleicht gelingt eine kleine Sensation und das Projekt „500 AKA – 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz in Stadt und Landkreis Osnabrück“ gewinnt einen Top-Türöffner-Preis. Mittlerweile haben sich 992 Menschen in dem Projekt beteiligt.
Großstädte sind nicht mein Ding: zu laut, zu viel Beton, zu hektisch. Das letzte Mal in ner Großstadt war ich glaub ich vor etwa 100 Jahren. Seitdem hat sich bestimmt viel verändert. Sicherheitshalber nehme ich Pony Nika im Zug mit. Hab extra nen ganzen Wagon nur für uns beide gebucht, damit sie auch ein bisschen hin- und herrennen kann.
Ich hab die alte Winchester meines Großvaters im Gepäck, mit 20 Schuss Munition. Falls Posträuber den Zug angreifen, oder Indianer (native Americans). Ich bin da gerne vorbereitet. Ansonsten im Gepäck: Heu und Hafer für Nika, belegte Brote, ein paar Äpfel und etwas Goldstaub. In der Stadt soll alles sehr teuer sein haben sie mir erzählt. Und an einem Tag wie heute lasse ich mich nicht lumpen.

16:00 Uhr
Pony Nika und ich sind in Hamburg angekommen. Es gab etwas Diskussionen mit dem Schaffner: „Ihr Pony hat da hingemacht, wer macht denn das jetzt weg??!“. Ein beherzter Griff zum Wassereimer und Feudel löste das Problem.
Auf der Fahrt gab es keinen ernsthaften Angriff von Posträubern und auch nicht von Native Americans (Indianer). Als der Zug durch Buxtehude donnert feuere ich zwei mal solidarisch aus meiner Winchester in die Luft. Hier auf dem Land versteht man sich. Was ich jedoch nicht verstehe: Der Zug raucht garnicht? Ohne Dampf, ohne Kohle rast der die Schienen entlang. Keine Ahnung, was die sich wieder Neumodisches einfallen lassen haben.
Hier in Hamburg ist es irgendwie komisch. Die Pferdekutschen sehen ganz anders aus als früher. Irgendwie wie Blechbüchsen, so aus Metall, mit Lichtern vorne. Es laufen auch keine Pferde davor. Dieses scheinen sehr sehr klein zu sein und sind wohl unter der Kutscherhaube versteckt. Ich finde, dass das eine Riesensauerei ist. In einem unbeobachteten Moment versuche ich einige Pferde zu befreien und reiße und rüttele an der Haube herum. Ich sehe nur Drähte, Öl, Gestank. Gestank und Lärm. Der Kutscher schreit mich an: „Was machst Du da an meinem Auto??“ „Lass sofort die Pferde frei!“, brülle ich zurück. Pony Nika tritt einmal mit den Hinterhufen ordentlich in die Fahrertür. Richtig so! Wir Landeier kennen da keinen Spaß!
Überall hier in der Stadt blinkt es, stinkt , es lärmt und hupt und kracht. Bei uns auf dem Dorf haben sie neulich auch so ein Blinkding aufgehangen. Sie nennen es „Ampel“ (was immer das auch sein soll). Ich weiß nicht, ob wir uns damit als Gesellschaft nicht ins Abseits manövrieren. Diese ganzen Lichter, die ganze Nacht. Gesund kann das nicht sein. Und vor allen Dingen: Wofür? Auf dem Dorf hat der Sherriff Vortritt. Wenn er auf seinem Mustang anreitet, dann machen alle Platz. Das war schon immer so und ich finde, das soll auch so bleiben.

17:00 Uhr:
Ich treffe mich mit Franziska Schultz vom „Bunten Band Eimsbüttel“, einem der führenden Insektenschutzprojekte in Norddeutschland. Wir essen etwas in einem veganen Restaurant. Ich bin Vegetarier und habe ein bisschen Sorge, dass mir Hasenzähne wachsen vor lauter Grünzeug. Franziska meint, das könne nicht passieren. Ich zeige auf meine Vorderzähne: „Siehst Du!“, sage ich empört. „Ich habs doch gleich gesagt“.
Nika habe ich vor dem Restaurant angebunden. Sie hat einen Eimer Wasser und viel Heu bekommen. Der Bedienung sage ich, sie solle mal den Stallburschen schicken, damit der sich um die Hufe kümmert. Die Bedienung lacht. Ich verstehe nicht, was daran so komisch sein soll. Jedes gute Restaurant hatte früher einen Stalljungen, der sich um das Wohl der Pferde kümmert. Ausserdem schenken die hier öffentlich Alkohol aus! Das ist ein klarer Bruch der Prohibitionsregeln! Ein Tipp von mir und die Polizei nimmt hier den Laden hoch! Und das wars dann…
Die Städter sind echt merkwürdig. Ausser Franziska. Die ist ok. Als ich versuche sie zu überzeugen, das Foyer des SPIEGEL-Gebäudes zu verwüsten, falls wir keinen Preis bekommen, wirkt sie jedoch skeptisch. Erzählt etwas von Gewaltfreiheit und „Überzeugen durch Argumente“. Jeder so wie er meint. Ich kritisiere so ein Verhalten nicht. Mit Goldstaub zahle ich unser Essen und spaziere mit Pony Nika zur Preisverleihung.

18:00 Uhr
Unterwegs laufen wir auf Stein und Beton zum SPIEGEL-Gebäude. Bäume oder Pflanzen sehe ich hier nicht. Es gibt hier in der Stadt viele Straßenverkäufer. Sie verkaufen kleine Tütchen Teer, Grauwacke, Rollsplit, Bitumen und Pflastersteine. Die Städter lieben so etwas. Genüsslich kauen sie, gerade jetzt nach Feierabend, auf den kleinen Futterrationen herum. „Hmmm, lecker“, höre ich jemanden sagen. „1a Pflasterstein. Gute Ware“. Es knirsch ziemlich zwischen den Zähnen. Die Städte haben sich evolutiv offenbar an das vorhandene Nahrungsangebot angepasst. Ein Quantensprung in der Evolutionsgeschichte. Ich beiße lieber in meinen Apfel.
Nika und ich sind mittlerweile im SPIEGEL-Gebäude angekommen. Wir haben Durst. Hier in der Stadt gibt es Bier nur aus 0,3-Liter-Flaschen. Wir amüsieren uns beide köstlich darüber. „0,3 Liter, whahahahahahaha!!!!“. Bei genauem Nachdenken erscheint es mir jedoch absolut logisch. Es gibt ja hier keine Wälder, Wiesen und Felder. Also bewegen sich die Leute nicht so viel. Also haben sie nicht so viel Durst. Also trinken sie aus kleinen Flaschen.
Ich bestell gleich 20 Stück. 10 für Nika und 10 für mich. Und zwei Eimer. Genüsslich halten wir unsere Köpfe ins kühle Nass und nehmen tiefe Züge. Nika rülpst herzhaft. Ein Städter kommt auf uns zu: „Ah, sie müssen die Kandidaten vom Land sein. Ich habe sie gleich erkannt!“. Ich frage mich, wie er das gemacht hat. Muss wohl ein Profi-Detektiv sein.
Neugierig drängen sich weitere Städter um uns herum. „Ich habe mal gehört, dass die das so machen“, höre ich einen nuscheln. „Die trinken aus Eimern, unzivilisiert sind die!“ Nika und ich haben unseren großen Auftritt: „Ja, aber gut für die Haare. Vitamin B-Komplexe. Und man spart Müll. Und die Bedienung muss nicht so oft kommen. Und man wartet nicht so lange auf sein Bier. Und auch preislich ist das viel günstiger“ Große Augen der bekloppten Städter. Plötzlich höre ich einige sagen: „Ok, ich nehme auch 10 Flaschen und auch einen Eimer“. „Es geht auch prima aus Trögen“, merke ich ermunternd nickend an.
Die Stimmung wird immer besser. Die Städter blubbern reihenweise in ihren Eimern herum, einige sind das kühle Bier scheinbar nicht gewohnt. Einer fängt an immer wieder „Haaaaallllooooo Eccchhhhooooooo“ in den großen Behälter zu schreien. Pony Nika und ich schauen amüsiert zu.
Irgendwann wird es politisch: „Ihr armen Landeier“ sagt eine Städterin mit klitschnassen Bier-Haaren und ehrlichem Bedauern im Blick. „Die Mobilitätskrise auf dem Land…Wie macht Ihr das denn da? Wie bewegt Ihr Euch fort?“
„Lianen“, sage ich verschmitzt. „Auf dem Land nutzen wir Baumlianen. Damit kann man sich in Windeseile von Ast zu Ast schwingen. Ein Affentempo gibt das.“ Ich gehe zu einem Vorhang und mache das mal vor. Jetzt gibt es hier kein Halten mehr. Die Städter, ordentlich nach Pilsbier riechend, versuchen das nachzumachen, pendeln hin und her, einer reisst aus Versehen einen kompletten Vorhang runter. Etliche Beton-Bewohner singen muntere Lieder in ihre Eimer, johlen und klatschen und feiern den Tag, am dem sie ihre ersten Landeier kennenlernen durften. „Ihr habt echt die besten Lösungen“, kreischt ein aufgeregter Städter. Nika und ich haben das schon immer gewusst. Wir bleiben aber bescheiden. Gleich findet die Verleihung statt.

20:00 Wir haben es geschafft!

Mir fehlen jegliche Worte: Da ist das Ding!!!!
Stadt und Land Osnabrück sind Weltmeister!!
Auf die Frage: Wie haben Sie das gemacht???
Sage ich bescheiden: „Wir Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Landkreis Osnabrück sind auch nur Menschen. Genau wie weisse Haie auch nur Fische sind.“
Dieser Preis geht an alle UnterstützerInnen des 500 AKA-Projektes, an alle 992 Personen, die sich beteiligt haben und ist unser Geschenk zum 50jährigen Jubiläum des LK Osnabrück.
Danke!!!!!
Der Publikumspreis des Social Design Awarrds von SPIEGEL und Bauhaus geht ans 500-AKA-Projekt.