Schwarz, Grün, Rot, Gelb, Orange, Blau, Violett, Grau
Geschrieben:

Gestern kam der Brief von Dr. André Berghegger (MDB) (CDU) hier an. Zudem hat die CDU Oldendorf angekündigt, unserem Gnadenhof demnächst einen Besuch abzustatten und sich z.B. über das Projekt „500 AKA“ zu informieren. 😊👍👍👍

Zeit (mal wieder) für ein nachdenkliches Zwischenfazit.

Im erweiterten Rahmen dieser Petition https://weact.campact.de/petitions/osnabruck-land-sagt-s-dem-bundestag-wir-wollen-mehr-klimaschutz-1 wurden etliche Fragen zu Klima- und Naturschutz öffentlich an Herrn Berghegger gestellt.

Zunächst einmal soll ausdrücklich ein Dank für die lange Antwort (z.T. unter Bezugnahme auf KollegInnen im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft) ausgesprochen werden. Well done! Das ist ein guter und wichtiger Beitrag für sachliche Diskussionen innerhalb eines komplexen Themenfeldes. Zudem zeugt es von Rückgrat und Demokratiebewusstsein. Well done again!

Die Situationen, in denen sich die Gesellschaft befindet, sind zugegebener Weise so vielschichtig, dass es unmöglich ist, als Naturschutzgruppe (als einzelner PolitikerIn, als einzelne Fraktion etc.) in Gänze zu sagen, was „richtig“ oder „falsch“ ist.

Dass Meinung im Pluralismus divergieren ist nicht neu – genau das ist ja das belebende Moment innerhalb einer Demokratie. Einige Aussagen des erhaltenen Briefes wie z.B. „Die Union setzt dabei in erster Linie auf einen CO2-Preis, um klimafreundliche Technologien noch attraktiver zu machen“ oder z.B. „Die Fraktion setzt sich für die Digitalisierung der Landwirtschaft ein. Hierdurch können Landwirte Pflanzenschutz- und Düngemittel effizienter und bedarfsgerecht einsetzen“, „Aus Bundesmitteln werden Forschungsaktivitäten zum Schutz der Insekten unterstützt. Damit sollen vor allem bestehende Wissenslücken über Systemzusammenhänge des Artenverlustes geschlossen (…) werden“, „Artenschutz kann es nur mit unseren Landwirten geben. Denn sie sind die Fachleute der Landnutzung (…)“, „Unser Mittel der Wahl ist der Vertragsnaturschutz (…)“ haben definitiv positive Entwicklungen umgesetzt und können als positiv eingestuft werden (neben etlichen weiteren Aussagen).

Im Text wird deutlich, dass es der CDU um Anreize und Innovationen geht, anstelle Ver- und Gebote durchzusetzen (letztere werden aus Sicht von hier eher als „strukturbildende Vorgaben für eine sinnvolle Nachhaltigkeitsentwicklung“ bezeichnet).

Über diesen Punkt lässt sich trefflich streiten und diskutieren. Wie viel „Freiheit“ können wir uns im Zeitalter der nahenden Klimakatastrophe und des Artensterbens (noch) leisten?
Das Bundesverfassungsgericht hat zum Klimapaket der Bundesregierung eine klare Entscheidung veröffentlicht:
https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/bvg21-031.html
Die Freiheit von uns JETZT bedeutet die Einschränkung künftiger Generationen.

In dem Antwortschreiben von Herrn Berghegger ist auch zu lesen:

„Die Bewahrung der Schöpfung ist Markenkern der CDU/CSU-Fraktion“.

Hmm…ok…“Bewahrung der Schöpfung“ ist zugegebener Weise ein dehnbarer Begriff. Es ist (mir, also dem Kai) leider nicht möglich, diesen Satz nicht zu kommentieren.

Mit Blick auf etliche CDU-Positionierungen in der (jüngeren) Vergangenheit und den (noch lebenden) Überbleibseln so mancher Massentierhaltung, die hier auf unserem Gnadenhof „mehr schlecht als recht“ angespült werden (und nicht immer den Sprung in ein neues Leben schaffen) muss an diesem Satz ein gewisser Zweifel geäußert werden (bei allem Respekt). Aus dem Stegreif können hier locker-flockig eine zweistellige Anzahl von politischen CDU-Entscheidungen/Positionierungen auf unterschiedlichen Handlungsebenen benannt werden, die zu diesem Satz in einem, sagen wir mal, gewissen Widerspruch stehen.

Eine Diskussion zu diesem Punkt ist aus einer ethisch-moralisch und insbesondere christlichen Weltanschauung sicherlich sinnvoll. Die Bewahrung der Schöpfung beinhaltet maßgeblich die Lebensqualität aller Tiere (egal wo). Von der Sandbiene und ihren Lebensraumansprüchen bis zum Mastschwein, das sich sein Leben in der Regel sicherlich irgendwie etwas anders vorgestellt hat.

Ganz interessant anbei: Pro Einwohner der Bundesrepublik (vom Neugeborenen bis zum Greis) werden in Deutschland etwa 9 Tiere (pro Jahr) getötet.
Und: Jedes Jahr landen (ja nach Studie) ca. 13 Millionen Schweine in Deutschland im Müll.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/nottoetungen-in-der-schweinemast-qual-fuer-den-profit-a-1290250.html
Maßgeblich verantwortlich ist dafür ein System der Billig-Preise. Und ja: Es gibt (leider) eben auch eine Fülle unterschiedlicher CDU-Positionierungen, die sich damit gegen die Bewahrung der Schöpfung richten („Der Herr ist mein Hirte“…).

Konsequenter Weise soll auch bei der Aussage: „Mit zehn Millionen Euro jährlich wird ein neu geschaffener Wildnisfonds für die Sicherung von Gebieten sorgen, die sich in einem ursprünglichen Zustand befinden. Ziel ist es, dass sich auf zwei Prozent unserer Landesfläche die Natur wieder nach ihren eigenen Gesetzesmäßigkeiten entwickeln kann“ angemerkt werden, dass aktuell in der Republik gerade einmal ein Prozentsatz von 0,6 % erreicht wird. Dieses liegt jedoch maßgeblich auch in der Verantwortung der Länder. Die EU-Kommisson hat Deutschland kürzlich aus diesem Grunde vor dem EuGH verklagt.

Uneingeschränkt zuzustimmen ist dem Satz „Artenschutz ist ein starker Pfeiler der Umweltpolitik. Er erfordert einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, der sich quer durch alle Politikfelder zieht.“
Die Herausforderungen sind in der Tat so dermaßen gigantisch, dass wir diese nur gemeinsam lösen können. Alles andere ist chancenlos. Und völlig klar ist auch, dass eine einzelne Fraktion, PolitikerIn etc. nicht die ganze Welt retten kann. So weit so gut.

Neben Zweifeln und Kritik ist es immer(!) auch wichtig, positive Dinge hervorzuheben.
Z.B. das Engagement von Herrn Berghegger für die Erneuerung von zwei Meller Parks unter Klimagesichtspunkten.

https://www.noz.de/lokales/melle/artikel/2168759/groenenbergpark-und-friedensgarten-in-melle-werden-klimasaniert

Oder der Vorschlag der Meller CDU, von Landwirten angelegte Blühstreifen an Gewässern zu fördern (2019):
https://www.noz.de/lokales/melle/artikel/1867733/cdu-melle-jetzt-fuer-bluehstreifen-an-gewaessern

Völlig richtig war aus Sicht von hier auch der (auf den ersten Blick) recht hoch anmutende Preis von 30 Cent/m². Oder anders: Mit Unverständnis wurde (von hier) darauf reagiert, dass VertreterInnen anderer Parteien diesen Preis als zu hoch empfanden (?).
Eine Rechnung:
Für einen Hektar Land sind je nach regiozertifiziertem und mehrjährigem Saatgut Kosten von etwa 1200 bis 2000 Euro nötig. Dazu kommen (in Bezug auf Einnahmekompensationen für Landwirte (in einem guten Jahr)) bei Mais etwa 1600 Euro.
Die „Gretchenfrage“ ist dann, welche Zusatz-Pflege-Maßnahmen im Preis enthalten sind bzw. noch dazu kommen. Ein Preis von 30 Cent ist für hochwertige Saat-Mischungen (z.B. die „Osnabrücker Mischung“) sogar noch zu niedrig angesetzt.

Positiv auch der Vorschlag der Meller CDU, „Mini-Wiesen“ auf Bushaltehäuschen anzulegen.
https://www.noz.de/lokales/melle/artikel/2315949/werden-meller-bushaltestellenhaeuschen-bald-zu-mini-wiesen
Total interessiert und mit äußerster Neugierde (und großem Wohlwollen) wird aktuell auch die Strömung der „Klimaunion“ in der CDU aufgenommen. Es passiert etwas in der Gesellschaft. Und es gibt kein politisches Erbrecht auf Klima- und Artenschutz.

In Bezug auf das 500-AKA-Projekt, welches aktuell eines der ganz ganz wenigen (viel viel viel zu wenigen!!) Mitmach-Projekte für Arten- und Klimaschutz im Landkreis ist, gibt es übrigens nur eine einzige politische Ortsgruppe (CDU Oldendorf, z.B. Anja Lange-Huber), die das Projekt schon vor der Realisierung unterstützt hat.

Und um den Fakten die Ehre zu erweisen: Wäre nicht der hohe Einsatz einiger CDU-Vertreter (z.B. Rainer Ellermann, Erik Ballmeyer) aus Ostercappeln gewesen, so hätten wir mehrere hundert Stunden Vorbereitungszeit und riesige Bündel Antragspapier mit hoher Wahrscheinlichkeit „die Toilette hinunterspülen können“.
Über dieses Engagement haben wir uns hier sehr gefreut.

Gleichwohl zeigt die „neue gesellschaftliche Strömung“ (wir brauchen mehr Klima- und Artenschutz) an der Basis auch ihre „Schattenseiten“ (Klagen auf hohem Niveau).
Es gibt ZU WENIGE Mitmachprojekte!

Bedeutet: Wir „saufen ab“ vor lauter Anfragen und stehen mittlerweile (manchmal) etwas ausgepumpt vor Erschöpfung irgendwo im freien Feld – und quatschen dort mit Wildbienen, Schmetterlingen und bedrohten Wildpflanzen („Wir schaffen das!“).
Und dennoch in Richtung einiger (schadenfroher) Personen und ihrer Unkenrufe (welch Wortwitz im Sinne des Naturschutzes) gerichtet: „Da braucht Ihr gar nicht so schlumpfig zu grinsen! Ihr werdet schon sehen!“

Dennoch und gleichwohl (trotz des Positiven, dass die CDU in verschiedenen Hinsichten mit Blick auf Klima- und Artenschutz leistet) ist die Wahrscheinlichkeit nicht ganz gering, dass auch eine CDU-Nennung (auf sachlicher Ebene) bei der Verleihung der „Nach-uns-die-Sintflut“-Preise (gemeinsam mit FFF Osnabrück) für politische Entscheidungen mit dem mutmaßlich negativsten Einfluss auf Klima- und Artenvielfalt in Stadt- und/oder Landkreis Osnabrück thematisiert werden könnte.

Und wer unzufrieden rumnörgelt (mannomann,  hat das hier zuweilen geknallt):
https://www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de/eine-subjektive-lebens-abrechnung-eines-aktiven-naturschuetzers-mit-der-cdu-fdp/

https://www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de/genervt-frustriert-und-veraergert-ueber-mich-selber-den-papst-die-gruenen-die-politische-lage-in-mazedonien-das-artensterben-meine-frisur/

…der darf auch gerne mal gute und tolle Initiativen benennen:

Denn: Es gibt etliche gute Anträge und Entscheidungen von so ziemlich allen Parteien: Sehr positiv wurde hier z.B. das Ansinnen der UWG nach einem Verbot von Schotter- und Steingärten aufgenommen (https://www.noz.de/lokales/melle/artikel/2083996/uwg-melle-gegen-schottergaerten-antrag-an-stadt-soll-reduzierung-erwirken).
Sehr sehr gut! Denn völlig richtig ist: Alle Fakten zu diesen „Gärten des Grauens“ laufen seit Jahren in den Medien rauf und runter. Individuelle Veränderungsbereitschaft? Viel zu gering! Da helfen dann „strukturbildende Vorgaben für eine sinnvolle Nachhaltigkeitsentwicklung“ (siehe oben) massiv. Und wenn es zu wenig Kontroll- und Sanktionierungs-Organe gibt. Zur Not kommen wir in Birkenstock-Sandalen und wild mit den Augen rollend (Dinkel-Müsli-kauend) gerne dazu und helfen…:-/ (war jetzt nicht ganz ernst gemeint ;-)).

Total gut und klasse auch etliche Anträge der GRÜNEN.
Z.B.:
https://www.noz.de/lokales/melle/artikel/2315656/nachfrage-riesig-foerderung-von-lastenraedern-in-melle-ein-erfolg

https://www.noz.de/lokales/melle/artikel/2316948/so-koennen-hausbesitzer-in-melle-ihr-regenwasser-besser-nutzen

Förderung von Lastenrädern, Förderung von Regenwasser-Reservoirs, das Programm „Naturnahes Melle“ (ENDLICH!! ein Förderprogramm, dass es verstanden hat. Wo man nicht erst nächtelang 100derte Seiten ausfüllen muss, einen Eigenanteil von blablabla aufbringen und einen weiteren Eigenanteil erst nach 200.000 Jahren zurückbekommt. Ein Programm, bei dem man nicht seinen Reisepass abgeben und die Unterhosenfarbe seiner Oma angeben muss. – Einige (etliche) andere Fördermöglichkeiten (ganz allgemein) sind für ehrenamtlich tätigende Gruppen völlig praxisfremd und ungeeignet – das erklärt, warum es so wenige Mitmachprojekte an der Basis gibt).

Auch die SPD hat (z.B.) im Kontext der Gewässerrandstreifenthematik einen ausgezeichneten Vorschlag gemacht. Und Jutta Dettmann und Karin Kattner-Tschorn z.B. gehören zu den UnterstützerInnen des 500 AKA-Projektes der „ersten Stunde“ (siehe dazu auch: https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de/services/). Auch die ÖDP ist hier vertreten und hat schon einiges Sinnvolles verbreitet. Leider hört (liest) man (aktuell) nicht soooo viel von ihnen. Vermutlich wie im Naturschutz: Es fehlen die Akteure?
Und die AFD? Sollen verschwinden! Raus aus allen Gremien und Parlamenten, so schnell es geht!

Tja, so gehen die Jahre ins Land…Vielleicht ist es für ein Umdenken ja doch (noch) nicht zu spät.
Vermutlich werden wir alle uns dafür noch ganz gehörig strecken müssen…
Subjektive Meinung: Anreize und Innovationen sind dafür (vermutlich) zu langsam. Noch mehr „strukturbildende Vorgaben für eine sinnvolle Nachhaltigkeitsentwicklung“ dürfen es gerne sein.
Aber was weiß ich (Kai) denn schon?

gUG Umweltschutz und Lebenshilfe
http://umweltschutz-und-lebenshilfe.de

Spenden für unsere Arbeit:
https://www.betterplace.org/de/projects/71760-gnadenhof-broedel-melle-artenschutzprojekt-blumiger-landkreis-osnabrueck