Neues Projekt für Melle: „Miyawaki“-Wälder
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Ein hochinteressantes neues Projekt für Melle: Angepasste „Miyawaki“-Wälder (auch bekannt als „tiny forests“) 🙋🐛🦋🌳🌴🌱🌿☘️

Gemeinsam mit dem Bürgermeisterkandidaten Frank Vornholt wird in Melle an verschiedenen Standorten ein neues Projekt gegen die Klimaerwärmung begonnen. Gepflanzt werden sog. „Miyawaki-Wälder“ (auch bekannt als tiny forests oder Mini-Wälder). Beteiligte Mitgestalter sind die gUG Umweltschutz und Lebenshilfe, verschiedene Landwirte sowie die Ratsschule in Melle-Mitte, die Wilhelm-Fredemann-Schule in Neuenkirchen und die Lindenschule in Buer. Das Projekt wird ehrenamtlich umgesetzt.

Immer wieder kommt es hier mit Herrn Vornholt zu gegenseitigen Brainstormings. „Was können wir für die Artenvielfalt und den Klimaschutz gemeinsam umsetzen?“ Es wird viel hin und her überlegt, unterschiedliche Anregungen besprochen, überlegt, welche Schritte in welcher Form praktikabel sind. Welche Maßnahmen wären wie teuer? Wie können Menschen in die Gestaltung eingebunden werden? Wie schaffen wir Strukturen, damit sich Menschen mit „der Natur“ identifizieren, sich für diese ganz praktisch im städtischen Raum engagieren?
Ich finde das gut, sehr gut sogar! Ist dieses doch ein Weg der Menschen mitnimmt und ganz praktisch einlädt, gemeinsam Dinge zu gestalten. Darum geht es doch im Arten- und Klimaschutz: Miteinander reden, gemeinsam Dinge anschieben und umsetzen. Beeindruckend dabei: Es werden ganz konkrete und direkt vorstellbare Ideen entwickelt, Top!

Der japanische Botaniker Akira Miyawaki entwickelte Anfang der 1970er-Jahre eine Methode, mit der sich selbst kleinste Brach- oder Rasenflächen erstaunlich schnell in Waldwildnis verwandeln lassen. Vorreiter in Europa sind die Niederlande, Belgien, Frankreich und Großbritannien. Im Zuge der Klimaerwärmung gibt es dazu mittlerweile erste kleine Projekte auch in Deutschland – Melle wird dabei sein. Für einen kleinen „Miyawaki-Wald“ reichen schon 100 m².

Frank Vornholt: „In Melle können die Kleinstwälder für Kühlung sorgen, die Luftqualität verbessern, das Wohlbefinden steigern und Vögeln, Insekten und Kleinsäugern neuen Lebensraum bieten. Das Besondere an dem Konzept: Mitmach-Aktionen: Menschen können praktisch mitanpacken und den Lebensraum in Melle durch ihr eigenes Handeln aufwerten.“

Kai Behncke: „Wir müssen schneller werden und auch ungewöhnliche Ideen umsetzen. Siedlungsräume laufen Gefahr in den nächsten Jahrzehnten zu gefährlichen Hitzeinseln zu werden. Die Miniwälder helfen dagegen als natürliche Klimaanlagen. Zudem wird im Vorfeld der Bepflanzung der Boden so bearbeitet, dass hier eine natürliche Humusschicht entsteht. Diese bindet sehr viel CO2.“

Für „Miyawaki-Wälder“ werden häufig artenarme Rasenflächen genutzt. Zunächst findet eine intensive Aufwertung des Bodens, beispielsweise durch Stallmist, statt. Die landwirtschaftlichen Betriebe der Familien Krystosek Uwe Krystosek und Mörixmann haben zugesagt, eine erste Testfläche durch Anlieferung von Tierdung zu unterstützen. Vielen herzlichen Dank dafür! Große Klasse! Hier wird etwas Beeindruckendes für die Artenvielfalt und gegen die Klimaerwärmung entstehen.

Anschließend werden in einer sehr hohen Dichte heimische Pflanzen in großer Vielfalt kombiniert. Die Orientierung findet an natürliche Pflanzengesellschaften in der Region statt. Die Dichte der Pflanzen lässt diese durch eine starke Konkurrenz in die Höhe schießen. Nur etwa 3 Jahre müssen die „Mini-Wälder“ gepflegt werden, anschließend werden sie weitgehend sich selbst überlassen. Das Wachstum eines solchen Waldes ist etwa 10mal schneller als im Normalfall. Zudem sind diese Flächen etwa 30mal dichter als herkömmliche Wälder.

Verschiedene wissenschaftlichen Untersuchungen haben im Vergleich zu klassischen Vergleichswäldern eine überdurchschnittliche hohe Artenvielfalt festgestellt. Die CO2-Speicherkapazit der Biomasse auf einer 100 m²-Miyawaki-Fläche wird auf etwa 7 Tonnen in 20 Jahren beziffert. Dazu kommt die CO2-Speicherung durch eine veränderte Bodenbearbeitung und die Entwicklung einer Humsschicht.
Eine erste Umsetzung eines solchen Waldes findet noch in diesem Winter auf einem Areal im Meller Stadtteil Oldendorf statt.

Quellen zu Miyawaki-Wäldern allgemein:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/mini-waelder-in-der-stadt-so-sollen-miyawaki-waelder-das-stadtklima-verbessern-a-e9bfd722-0002-0001-0000
http://urban-forests.com/wp-content/uploads/2020/05/Urban-Forests-report-The-Miyawaki-method-%E2%80%93-Data-concepts.pdf
https://creatingtomorrowsforests.co.uk/blogs/news/the-miyawaki-method-for-creating-forests

Wissenschaftliche Quellen:
https://link.springer.com/article/10.1007/s11355-010-0117-0

https://www.nationalgeographic.com/environment/article/why-tiny-forests-are-popping-up-in-big-cities

https://research.wur.nl/en/publications/tiny-forest-zaanstad-citizen-science-and-determining-biodiversity