Ihr seid frei!!!
Geschrieben:

So, geschafft!
Alle Planen abgehangen, alle Tore geöffnet! Nicht eine einzige Sekunde länger warten, als nötig!
Raus mit Euch, Ihr seid frei! 💥💥😉😄✌️✌️✌️

Ein kleiner Tag für die Menschheit, ein großer Tag für alle Gacker- und Watschelfreunde.

Eine winzige Ente meinte noch: „Mann, lass mich doch schlafen!“
„Bist Du bescheuert? Ihr seid FREI! Geh, wohin Du willst!“
„Wohin ich will???“
Und dann gibt es kein Halten mehr. Alle Wasserbecken soeben noch aufgefüllt, Mitternachtssnacks für alle..

Die Gefügelfront liegt sich gröhlend und johlend in den Armen (Flügeln) und zieht lärmend über die Wiese…
Das Wasser aus den Geflügel-Pools spritzt nur so durch die Gegend. Eine Schaum-Party!
Champagner-Korken knallen! Die große Ente „Dagobert“ zündet einige Raketen.
Ein lauter Geflügelkorso dröhnt hupend über die Fläche…
Alle Nachbarn werden geweckt…man muss die Feste feiern wie sie fallen.
Gott, war das eine lausige Zeit, jetzt ist es vorbei!!

Jetzt müssen wir an uns denken. Erhöhung der Artenvielfalt als wirksamer Schutz gegen Pandemien!

Settele betont: „Es existiert ein enger und unbestreitbarer Zusammenhang zwischen der Zunahme schwerer Epidemien und Pandemien auf der einen und der Zerstörung der Umwelt einschließlich des Artensterbens auf der anderen Seite“ (Settele 2020, S. 87).
Auf Spiegel-online listet der Journalist Philip Bethge die schlimmen Seuchen der „jüngeren Vergangenheit“ auf (Bethge, Aufruf am 25.2.2020):
„Die Liste der Ausbrüche neuartiger, oft exotischer, den Menschen gefährdender Viren liest sich wie ein Kaleidoskop des Grauens: Machupo-Virus, Bolivien, 1962 bis 1964; Marburg-Virus, Deutschland, 1967; Ebola-Virus, Zaire und Sudan, 1976; HIV/Aids-Virus, USA, ab 1981; Sin-Nombre/Hanta-Virus, USA, 1993; Vogelgrippe H5N1, Hongkong, 1997; Mers, Sau-di-Arabien, 2012. Jetzt Sars-CoV-2, China, 2019. Und das ist nur eine Auswahl.“

Ein Grund für die massive Verbreitung von Krankheitserregern ist der Lebensraumverlust vieler Tierarten. Dadurch, dass Lebensräume für viele Tiere kleiner/geringer werden (aufgrund von z.B. Versiegelung, Holzeinschlag, intensiver Landwirtschaft etc.) erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines menschlichen Kontaktes: Mit den entsprechenden Auswirkungen.
„Durch die Zerstörung der Lebensräume droht zahlreichen Arten die Ausrottung, darunter auch Heilpflanzen und Tieren, die in unseren Arzneibüchern seit jeher ihren Platz haben. Den überlebenden Arten bleibt nichts anderes übrig, als sich in die reduzierten Lebensräume zu-rückzuziehen, die ihnen die menschlichen Siedlungen übrig lassen. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie in engen Kontakt mit Menschen kommen, und so können Mikroben, von denen sie besiedelt sind, in unsere Körper gelangen, wo sie sich möglicherweise in tödliche Krankheitserreger verwandeln“ (Verweis auf „Le Monde diplomatique“; vgl dazu Shah I, Aufruf am 5.1.2021, Originalartikel in: Shah II, 18.2.2020).

Gleichfalls gehört dazu, dass das zunehmende Verschwinden der Artenvielfalt die Verbreitung von Massenerkrankungen fördert. Die Charité-Virologin Sandra Junglen äußerte bereits 2019: „Dazu gehören auch der Wandel zur starken Landnutzung, die Verbreitung von Monokulturen oder Rodungen von Wäldern. Das führt zu einem Verlust der Artenvielfalt und verändert die Zusammensetzung der Säugetierpopulationen. Weniger Artenvielfalt bedeutet mehr Tiere einer Art. Wenn mehr Tiere einer Art im selben Lebensraum vorkommen, können sich Infek-tionskrankheiten zwischen den Tieren einer Art besser verbreiten. Man kann also vereinfacht sagen: Artenvielfalt könnte auch vor der Ausbreitung von Infektionskrankheiten schützen“ (MTA Dialog, Aufruf am 4.1.2020; vgl. dazu auch Kotyga et al., Aufruf am 20.2.2021).

Aus der Biodiversitätsforschung ist bekannt: Sobald die Artenvielfalt schwindet übernehmen „generalistische“ Arten das Zepter. In der Regel Arten, welche auch unter „neuen“ Bedingun-gen überleben können. Das muss nicht zwingend schlimm sein, ist jedoch dann katastrophal, wenn es sich um Arten handelt, die „per Fingerschnipp“ mal eben so Tausende von Lebewesen auslöschen. Wenn dann gleichzeitig noch Lebensräume knapper werden dann wird es „eng“, im doppelten Sinne.

Interessant in diesem Kontext sind Aussagen von Josef Settele sowie von Joachim Spangenberg. Nachfolgend ein Interview-Teilauszug aus dem „Spektrum“ (Krumenacker, Schwägerl, Aufruf am 20.12.2020).

Settele: „Studien haben gezeigt, dass schrumpfende Lebensräume und damit einhergehende Verhaltensveränderungen von Tieren zum Risiko der Übertragung von Krankheiten von Tie-ren auf Menschen beitragen. Die große Mehrheit an Krankheitserregern harrt noch der Ent-deckung, wir kratzen da erst an der Oberfläche. Viele Fachleute – und selbst nicht ganz so eng am Thema tätige Zeitgenossen wie wir – sind aber vom Ausbruch des Coronavirus nicht wirklich überrascht.“

„Warum?“

Settele: „Die Menschheit schafft geradezu die Bedingungen dafür, dass sich Krankheiten ausbreiten. Wir reduzieren die Barrieren zwischen dem Menschen und den Wirtstieren, in denen solche Viren natürlicherweise zirkulieren. Wir mussten von der Ausbreitung einer pandemischen Influenza ausgehen, genauso wie von vielen Todesfällen. Und wir können damit rechnen, dass es weitere Erreger mit zum Teil noch gravierenderen Auswirkungen geben wird. Große Änderungen in der Landnutzung führen zum Verlust von Lebensräumen, was zu höheren Populationsdichten einiger Arten und auch zu mehr Kontakten zu Menschen führt. Die Arten, die überleben, ändern ihr Verhalten und teilen sich in zunehmendem Maß Lebens-räume mit anderen Tieren und eben mit dem Menschen.“

„Es sieht gegenwärtig aber nicht so aus, als würde Biodiversitätsschutz ausreichend ernst genommen; das Thema findet politisch kaum Beachtung. Nicht zuletzt Ihr IPBES-Bericht zeigt, dass die allermeisten Regierungen weit davon entfernt sind, entschlossen gegen Naturzerstörung vorzugehen. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass wir mit einer Häufung von Pandemien rechnen müssen?“

Spangenberg: „Dieser Umkehrschluss ist richtig – die Wahrscheinlichkeit von Pandemien steigt mit zunehmender Vernichtung von Ökosystemen und Biodiversität.“

„Was erhoffen Sie sich davon, wenn Forscher wie Sie jetzt den Zusammenhang von Natur-zerstörung und Pandemien in die Öffentlichkeit bringen?“
Settele: „Dafür gibt es zwei wesentliche Motivationen. Erstens ist es wichtig, dass man diesen Zusammenhang erkennt, damit wir verstehen, was die indirekten und oft wichtigsten Ursa-chen der Pandemien sind. Das versetzt uns in die Lage, auch hier das Vorsorgeprinzip anzuwenden, anstatt abzuwarten und dann an den Symptomen zu arbeiten – wozu wir derzeit gezwungen sind. Der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ist offensichtlich (…)“.