Eine ziemlich überhitzte Zeit
Geschrieben:

— Eine ziemlich überhitzte Zeit —🔥🔥🔥💥💥💥💥💥💥💥🔥🔥🔥🥊🥊🥊🥊🥊🥊🥊🥊🏌️‍♂️🤺🤺🤺🤺🤺

Ok, die Pause muss reichen…Mehrere Tage Zeit um das „Abwehrbollwerk“ neu zu formieren, 🤔😑😑😑😬
im Bunker etwas Luft zu schnappen und sich eine neue („bessere“) Strategie zu überlegen. Muss jetzt weiter gehen, die Arbeit wird nicht weniger.
Eventuell folgt demnächst zum Thema „Angriffe…Kritik…Beschimpfungen…Haue…Drohungen…Beeinflussung von aussen hier“ noch ein Text von Gabriele Mörixmann .
Sie verfügt in diesem lokalen Bereich auch über einen recht fundierten Erfahrungsschatz…

Hier die Sicht der gUG Umweltschutz:

Was ist der Fluch und was ist der Segen von Öffentlichkeitsarbeit?

Der Segen ist, dass Menschen damit erreicht werden. Nur durch Öffentlichkeit und Diskussionen kann man etwas bewegen und verändern. Es ist wichtig, Inhalte zu positionieren, zu diskutieren. Dinge müssen angeschoben werden, es muss vorwärts gehen. Wir brauchen massive Veränderungen. Dafür muss man den zähen Klops der Gesellschaft erreichen. Das geht nur über Inhalte, und manchmal auch über Streit. Und wenn man nach einem Streit gemeinsam ein Bier trinken kann und sich vielleicht sogar inhaltlich angenähert hat, dann ist das positiv.
Der Fluch sind Versuche einer massiven Beeinflussung von außen, Drohnachrichten, Beschimpfungen, Anfeindungen, zum Teil bewusst gestreute Lügen und Verleumdungen.
Das alles gab es hier schon immer, die Intensität der Häufigkeit sowie der Heftigkeit haben jedoch zugenommen. Vielleicht ist das sogar ein ganz gutes Zeichen, dass der eingeschlagene Weg richtig ist.

Kannst Du einige Beispiele nennen? Wie gehst Du damit um?

Zum Teil werden völlig absurde Geschichten gestreut. Neulich hat mal jemand behauptet wir würden Gelder von einer bestimmten Partei bekommen, um deren Wahlkampf zu unterstützen. Das ist komplett gaga. Immer mal wieder kommt es auch vor, dass wildfremde Menschen einen ansprechen und relativ aggressiv mit Behauptungen überziehen, die schlichtweg aus der Luft gegriffen sind. Das ist manchmal anstrengend, weil ich nach einem langen Tag dann z.B. beim Einkauf an der Supermarktkasse eigentlich andere Dinge im Kopf habe. Gleichzeitig ist es ja auch gut, Diskussionen zu führen. Es gibt dann die Möglichkeit, Dinge ins richtige Licht zu rücken. Das ist wiederum gut und positiv. Häufig entwickelt sich dann ein ganz angenehmer Dialog, trotzdem zehrt das natürlich am Energiehaushalt, muss wohl aber so sein. Ab und an gibt es jedoch auch Beschimpfungen, ganz selten Androhungen von Gewalt. Das nervt dann manchmal doch sehr.
Letztlich lässt sich eine gewisse Hitzigkeit bei bestimmten Themen sicherlich kaum vermeiden. Beim Klima- und Artenschutz geht es um existenzielle Grundlagen. Natürlich sind das emotionale Themen mit emotionalen Folgewirkungen. Diese lassen keinen gesellschaftlichen Bereich aus, völlig klar, dass es da auch mal im Gebälk knirscht.

Und Gewaltandrohungen?

Zum Glück nur eine seltene Extremform. Ich versuche das auszublenden, drehe mich dann aber abends schon einmal mehr um und trage einen erhöhten Adrenalinspiegel in mir. Im Zweifelsfalle bin ich dann jedoch vorbereitet. In schlimmen Phasen werden dann auch mal einige Kameras mehr aufgestellt. Und auch ein gewisser Selbstschutz ist nicht verkehrt.

Du hast Dich kürzlich für eine Weile von Facebook zurückgezogen. Warum?

Ich habe Dinge unterschätzt und somit einen Fehler gemacht. Eigentlich ist es hier ein Grundsatz, maximal eine offene Angriffsflanke zu zeigen. Gegen eine Richtung, vielleicht auch noch zwei, kann man sich gut verteidigen ohne abzusaufen. Blöd ist es, wenn inhaltliche Angriffe, gepaart mit hoher Emotionalität, aus den unterschiedlichsten Reihen kommen. Aus Reihen des Tierschutzes und oder des Naturschutzes, das sog. „friendly fire“, was ganz und garnicht selten vorkommt. Oder aus Reihen unterschiedlicher politischer Richtungen, mit Überraschungsattacken. Mit Meinungen, die manchmal auf Gerüchten basieren oder auf fehlender Bereitschaft, sich inhaltlich zu informieren. Anstrengend sind vor allen Dingen, viele (wildfremde) Stimmen, die sagen, was man machen oder nicht machen soll und darf. Wenn all das mehr oder weniger gleichzeitig passiert, dann macht das etwas mit einem. Irgendwann geht man morgens schon mit einer genervten Abwehrhaltung aus dem Haus und wartet auf die nächste Attacke. Diese Intensität war hier Neuland. Andererseits ist es auch nicht das Schlechteste, mal solche Erfahrungen zu machen. Es bringt einen weiter.
Fürchterlich ist es jedoch wie viele Menschen meinen, dieses oder jenes solle man auch noch mal eben so umsetzen, egal auf welcher Ebene. Einen anderen Standpunkt vertreten, ein anderes Projekt beantragen, eine Lösung für dies oder das konstruieren…Zuweilen nach dem Muster: Mir SELBER ist das zu anstrengend. Aber DU oder IHR könntet das eigentlich machen…

Wie sieht denn der Lerneffekt aus?

Sich selbst zu hinterfragen ist einer der Lerneffekte, aber das war auch früher schon so, ist also nicht unbedingt gänzlich neu. Selbstverständlich kommt es auch hier im Alltagshandeln zu Fehlern. Die Suppe muss dann brav ausgelöffelt werden, Löffel für Löffel, auch wenn es einem selbst nicht schmeckt. Zudem gehört es zum Geschäft, dass man auch mal einstecken muss und manchmal auch völlig zu Recht etwas auf die eigene Birne kriegt. Das muss man sich dann auch selbstkritisch eingestehen.
Der wesentliche Lerneffekt ist jedoch, „sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen“. Die Leute, die nölen, maulen, meckern und meinen vieles besser zu wissen, werden in Zukunft noch stärker in die Pflicht genommen – zumindest dann, wenn sie keine guten Argumente liefern bzw. selber keinen adäquaten Einsatz zeigen. „Dir passt was nicht? Dann mach doch was SELBER dagegen? Ach, das willst Du nicht? Das ist schade…“ In Zukunft wird etwas schneller „Stop!“ gesagt und die Personen aufgefordert, selbst zu handeln. Im Zweifelsfalle, je nach persönlichem Befinden, werden „kritische“ Projektideen oder Umsetzungen in Zukunft einfach nicht öffentlich verbreitet. Nicht alles muss man sich zwingend antun. Wenn der Spaß an der Sache verloren geht, dann sterben Projekte. Manchmal gelingt es, die Verärgerung in schaffende Energie umzusetzen. Dann hat es ja sogar etwas Positives. Liebe, Begeisterung, Freude, Ärger und Wut sind ausgezeichnete Treibstoff-Lager.
Es tut zudem auch ganz gut auszuprobieren, bis zu welchem Punkt Dinge „aushaltbar“ sind. Ein bisschen muss man das können oder erlernen, wenn man etwas verändern will. Allerdings bin ich mir unsicher, inwiefern man sich tatsächlich „ein dickes Fell“ aneignen kann. Letztlich darf man sich auch nicht jeden Scheiß gefallen lassen. Manches geht emotional an die Nieren. Am Ende des Tages zählt nur und ausschließlich eine Sache: „Wichtig is vorm Spiegel!“

Der Wahlkampf in Melle und einige Positionierungen…Welche Reaktionen gab es dazu?

Wie immer positiv und negativ. Die Sichtweise von hier ist selbstverständlich, dass mit so ziemlich allen Parteien zusammengearbeitet wird. Einige Positionierungen bzw. gemeinsame Ablichtungen haben hier jedoch auch überraschend für ganz schön Wirbel gesorgt. Zuweilen empfinde ich das als armselig, was es da an Reaktionen gab. Es gab hier Nachrichten von weit über 20 Personen, übrigens aus den unterschiedlichsten politischen Richtungen, nach dem Motto: „Der oder die ist doof. Mit dem oder der darf man nicht zusammenarbeiten. Dessen/Deren Inhalte oder Praktiken sind fürchterlich, das geht garnicht!“ Häufig auch: „Ich finde, dass x,y oder z ungeeignet ist. Also: Mit dem oder der dürft Ihr nicht zusammenarbeiten!“
Ich reagiere fast immer gleich und schreibe den Leuten, dass diese doch öffentlich einen inhaltlichen Text verfassen können, mit Daten, Fakten, Quellen, Argumenten – erst dann entsteht auch ein Nutzen. Kritik ist schließlich eine super Sache, wenn sie geäußert wird. Es steht ja jedem frei, SELBER und ÖFFENTLICH Position zu beziehen, Die Reaktion ist fast immer: „Zu zeitintensiv, zu anstrengend, zu kompliziert, ….ich muss mich ja dann mit den Reaktionen auseinandersetzen etc. etc.“

Ich denke mir dann häufig: „Ach, sieh mal an. Das geht also scheinbar nicht?!! Aber die Zeit und Energie, uns eine Nachricht zu senden, die ist scheinbar vorhanden?! Und was erwartest Du jetzt VON MIR oder UNS? Soll ICH jetzt DEINE Meinung vertreten? Es ist aber DEINE und nicht MEINE Meinung, merkst Du den Unterschied!?!“

Die Verbreitung einer recht guten Idee eines Meller Bürgermeisterkandidaten hat hier für überraschend viel Mecker-Feedback gesorgt. Ich denke mir dann immer: „Meine Güte. Politischer Wahlkampf ist ein Wettbewerb. Meckern gehört selbstverständlich als Instrument zum Wettbewerb dazu – so weit so gut. Aber wäre nicht eine mitnehmende, begeisternde Idee irgendwie sinnvoller? Es gibt soooo viele Ideen, die begeistern können.“ Manche Personen, die dann hier im Postfach über gute Ideen oder Personen bzw. Parteien dahinter meckern, machen es sich da etwas zu einfach scheint mir. Zuweilen nach dem Motto: „Die anderen sind doof – und mir selber fällt nichts Begeisterndes ein.“ „Tja“, denke ich dann manchmal. „Und nu?“

Im Grunde ist es absurd: Die kleine lokale Blase, die hier durch Social Media-Beiträge erreicht wird, ist winzig. Sie liegt im untersten dreistelligen Bereich. Dennoch meinen immer wieder Menschen darauf Einfluss nehmen zu müssen, oft auch durch Druck – und zuweilen durch unfaire Nachrichten. Manchmal ärgere ich mich darüber. Ich denke mir dann zuweilen: „Ihr seid doch selber Schuld, wenn niemand Eure Beiträge liest!“ Wer in Postings gerade einmal 2, 3 oder 4 weitgehend inhaltsleere Sätze schreibt und es für eine großartige Meinungsäußerung hält, permanent Beiträge zu teilen, der braucht sich nicht wundern, wenn das Niemanden interessiert. Warum sollte man das auch lesen? Ich kann nicht verstehen, warum man das Web nicht für Diskussionen nutzt. 2-3-4-Sätze Postings sind dabei gleichbedeutend mit: „Ich habe öffentlich nichts zu sagen“ oder „Ich-traue-mich-nicht-etwas-öffentlich-zu-sagen-oder-es-ist-mir-zu-anstregend“. Das ist dann gleichfalls eine Aussage.

Man könnte alternativ ja auch öffentlich inhaltlich arbeiten, mal Aussagen mit Quellen unterstreichen, mal einen längeren Text schreiben…, das scheint dann aber wiederum zu anstrengend und zu unbequem sein. Wenn dann solche Personen schreiben, was von Seiten der gUG Umweltschutz zu tun oder zu sagen sei, dann entwickelt sich automatisch eine Abwehrhaltung, das nervt mich zutiefst (fängt mittlerweile an sich ordentlich aufzuregen).

Welche Partei präferierst Du denn? Dir wird immer wieder gesagt, Du seist CDU nah?

Auf Bundesebene werde ich die GRÜNEN wählen. Auf lokaler Ebene wird eine der Stimmen an die UWG gehen. Weitere vielleicht an die GRÜNEN, die SPD oder die CDU. Das entscheidet sich spontan.
Lange Zeit war ich ein massiver Gegner der CDU. Ich komme aus der Anti-Atomkraft-Bewegung und war früher lange Jahre in linkspolitischen Kreisen aktiv. Da wurde bei manch Meinungsäusserungen zuweilen nicht unnötig diskutiert und es gab hier und dort auch mal ein blaues Auge. Auch Straßenblockaden waren als Instrument des zivilen Ungehorsams ein Standardinstrument oder mal eine Hausbesetzung, oder oder oder…Die Grenzen waren damals sehr weit gesteckt. Das war eine derbe wilde Zeit. Die jetzige Osnabrücker Bürgermeisterkandidatin der CDU, Katharina Pötter hat durch ihre damalige Hardliner-Politik im Jugendhilfeausschuss Osnabrück mit anderen Personen letztlich dafür gesorgt, dass der „AZ Wagenplatz“ (ein Bauwagenplatz in Osnabrück, der im Kampf für ein Autonomes Zentrum entstand) im Jahre 2003 geräumt wurde. Ich habe damals auch dort gewohnt. Die CDU galt damals als der gesellschaftliche Klassenfeind schlechthin.

Das ist lange her. Mittlerweile hat sich vieles geändert. Mit Mitte 40 hat man eine andere Meinung als mit Mitte 20. Die „Schützengraben-Haltung“ gegenüber der CDU hat folgenden Nutzen gebracht: Überhaupt keinen! Die Öffnung gegenüber auch konservativen Kreisen hat sehr viel Positives bewirkt, insbesondere für Projektmaßnahmen des Klima- und Artenschutzes. Mich hat das sehr positiv überrascht. Es war ein Segen, diesen Schritt zu gehen. Es gibt in der CDU etliche Personen, die ich sehr schätze, mit denen es sehr angenehm und konstruktiv ist, zusammenzuarbeiten. Die Möglichkeiten für den Klima- und Artenschutz steigen dadurch in hohem Maße. Gleichzeitig gibt es in der Partei noch viele Menschen, die mir persönlich zu langsam, zu blockierend und zu unentschlossen beim Umweltschutz sind. Leider gibt es bei einigen Menschen eine ziemliche Blockade-Haltung gegenüber einer dringend benötigten ökologisch nachhaltigen Politik. Es ist aber völlig unmöglich, das pauschal zu verallgemeinern.

Eine Sache gilt hier als unumstößlicher Grundsatz: Wer eine gute Idee äußert, der verdient Applaus und Unterstützung. Egal ob von den GRÜNEN oder der CDU. Alles andere wäre irgendwie unfair finde ich. Zudem können wir die kommenden GIGANTEN-Herausforderungen nur gemeinsam lösen. Engstirniges Gruppendenken hilft da nicht weiter, auch wenn ich verstehe, dass man aufgrund von Erfahrungen zuweilen so denkt.

Zuweilen wird Dir vorgeworfen, Du lässt Dich bereitwillig instrumentalisieren?

Umweltschutz ist immer auch Politik. Von der Seite der gUG Umweltschutz und Lebenshilfe wird ja auch munter instrumentalisiert. Selbstverständlich gehört es dann dazu, dass man selber auch einmal instrumentalisiert wird. Wer auf einem Schachfeld Figuren bewegt, der ist letztlich selber nur eine Figur. Das ist ein Teil des Ganzen. Ich finde das nicht schlimm. Aus der Distanz betrachtet sind wir doch eh alle nur kleine und mickrige Marionetten, gesteuert durch Bedürfnisse, Wünsche und Interessen, die allesamt nie im luftleeren Raum existieren.
Manches Mal stecken hinter Instrumentalisierungseffekten auch Greenwashing-Elemente, das wird so sein. Gleichzeitig merke ich aber auch sehr viel Ernsthaftigkeit, Engagement, Begeisterungsfähigkeit und Intelligenz. Egal ob bei Personen der GRÜNEN oder der CDU. Im Wahlkampf ist halt vieles auch ein bisschen überhitzt, das gehört zu anstehenden Veränderungen dazu.