Eine subjektive (Lebens-)Abrechnung eines aktiven Naturschützers mit der CDU (+ FDP)
Geschrieben:
Eine subjektive (Lebens-)Abrechnung eines aktiven Naturschützers mit der CDU (+ FDP) 💥💥💥🏴‍☠️🏴‍☠️🏴‍☠️
Ursache ist der „Tag der Schande“ (23.10.2020), wie er aktuell von vielen Umwelt- und Klimaschützern genannt wird. Gemeint ist die desaströse Entscheidung auf EU-Ebene, die „Gemeinsame Agrarpolitik“ derart zu gestalten, dass das Artensterben mutmaßlich weitgehend ungebremst voranschreiten wird. Gleichzeitig bedeutet diese Entscheidung, welche von CDU+FDP gestützt wird, dass dringend notwendige Klimaschutzmaßnahmen nicht entsprechend berücksichtigt werden.

Der Brief

Hallo CDU (+ FDP-Anhang), was Ihr dort gestern am „Tag der Schande“ durchgewunken habt, ist ein Schlag ins Gesicht aller Natur- und Klimaschützer. Nein, es ist viel mehr als das. Es ist ein Schlag ins Gesicht jetziger und kommender Generationen. Es ist ein Armutszeugnis für eine Demokratie und eine Missachtung herausragender gesellschaftlicher Bedürfnisse nach mehr Umwelt- und Klimaschutz. Ihr habt nun, meiner Meinung nach, klar und deutlich offenbart, dass mit Euch bei der Bewältigung der großen Jahrhundertaufgaben Arten- und Klimaschutz nicht zu rechnen ist. Vielmehr noch: Ihr selber seid mit diesem Agrarprogramm die treibende Kraft des Massensterbens in der Natur und der Bremsklotz sinnvoller Klimaschutzmaßnahmen. Ich bin enttäuscht von Euch, sauer, frustriert und ganz und gar nicht einverstanden mit Eurer Umwelt- und Klimaschutzpolitik.
Ich hole einmal etwas aus: Das erste Mal hatte ich Kontakt mit Euch im Alter von 12 Jahren (glaube ich). Ich lebte damals in Berlin und es gab eine große Kampagne zur Rettung der heimischen Felder in dem Ort, in dem ich lebte. Ich glaube, Ihr wolltet dort gerne bauen. Ich fand das nicht gut, habe ich mich doch gefragt, wo dann die Schmetterlinge und Bienen unterkommen werden. Also habe ich demonstriert, gegen Eure Politik.
In meiner Jugend wusste ich nicht so recht, wohin der Weg geht. Ich fand vieles zuweilen garnicht so schlecht bei Euch, habe sogar mal ne Helmut Kohl-Biografie gelesen und bin kurzzeitig in die Junge Union eingetreten. Vielleicht habe ich aber auch einfach den „Marsch durch die Institutionen“ etwas missverstanden. Ich habe schnell gemerkt, dass es mir nicht gelang die „Jungs“ (es waren tatsächlich ausschließlich junge Männer), „auf Linie zu bringen“. Held der Truppe war damals Frank Steffel. Von 2001 bis 2003 war Steffel Fraktionsvorsitzender der CDU im Abgeordnetenhaus von Berlin. Nun ja: Ich bin da ganz bescheiden. Hätte Steffel meinen Reden mehr zugehört, dann wäre er heute Präsident, Papst oder zumindest so etwas wie Maradona, oder vielleicht sogar David Beckham. Mit Sicherheit aber wäre ihm nicht sein Doktortitel entzogen worden. Naja, er wollte aber nicht hören…Kann man nichts machen… Ich bin dann frustriert wieder ausgetreten und war irgendwie gescheitert.

Das C in Deiner Partei

Die Jahre zogen so dahin, hier und dort aktiv gewesen und eigentlich nie sonderlich mit Dir in Berührung gekommen. Ich habe mich als Schüler einer explizit Evangelischen Schule zwar oft gefragt, wie sich das Christentum (in Deinem Namen) mit Abschiebungen in Länder vereinbaren lässt, in denen nachweislich gefoltert wird? Auch habe ich nie so Recht verstanden, was Du mit der „Bewahrung der Schöpfung“ meinst, wo Du doch vehement die Kastenstände in der Sauenhaltung verteidigst und gerne und oft ein vehementer Verfechter profitorientierter Massentierhaltung warst und leider auch nach wie vor bist. Ein bisschen verlogen wirktest Du nicht nur einmal auf mich. Und eine Doppelmoral war eigentlich auch ein gern gesehener Gast bei Dir. Vielleicht verfolgst Du aber auch einfach eine sehr radikale Auslegung des Christentums. Bei Sekten gibt es so etwas manchmal.
Etwas komisch fand ich dann doch die unsäglichen Atomtransporte nach Gorleben. War das nicht vielleicht ein wenig verantwortungslos? Ja, und dann gab es da diesen Besonderen Faux-Pas von Angela Merkel hinsichtlich der Castortransporte. Merkel, damals Umweltministerien, äußerte 1994 den viel beachteten Backpulververgleich. In Bezug auf Probleme beim Beladen des Castorbehälters in Philippsburg sagte sie: „In jeder Küche kann beim Kuchenbacken mal etwas Backpulver daneben gehen.“ Das fand ich nicht richtig, also machte ich mich beim nächsten Castortransport auf nach Gorleben. Schlief in Camps, schlich durch die Wälder, leistete Widerstand und wurde von Wasserwerfern drangsaliert. Nicht viel besser machte es die Aussage des damaligen Innenministers Manfred Kanther, der die Demonstranten (vom Landwirt über den Pastor, von der Grundschullehrerin bis zur Biofreundin, als „unappetitliches Pack“ bezeichnete (https://www.zeit.de/1997/10/Mit_Gott_gegen_Castor/seite-3)). Andererseits: Zu einer streibaren Demokratie gehört eine gewisse Hitzigkeit auch dazu. Ich habe das nicht persönlich genommen. Ich benutze in aufwühlenden Diskussionen auch manchmal Schimpfwörter – meine das dann aber auch nicht persönlich. Alles gut! Mit der „Honigtopf-Affäre“ war dann ja zum Glück das Ende seiner Karriere besiegelt.
Genau wie Kanther stolpern bei Euch auch viele andere über dubiose Finanzangelegenheiten.
Helmut Kohl z.B., oder Franz Josef Strauß, Max Streibl…
Geld muss auf einige von Euch eine aberwitzige Ausstrahlung ausüben. So massiv, dass Ihr dann auch Dinge tut, die gegen Moral,
Recht und Gesetz verstoßen. Ich gebe ja zu, dass Geld wichtig ist, man benötigt es um gesund zu leben, z.B. um nachhaltig
produzierte Landwirtschaftsprodukte (wichtig!) zu kaufen,
um Landwirten faire Preise für regionale Erzeugnisse zu zahlen (wichtig!), um regionales Blühwiesensaatgut zu erwerben oder für andere sinnvolle Dinge.
Um dadurch z.B. die Wiederansiedlung des Bergsandglöckens (Jasione montana, eine Wildblume) zu fördern,
oder den Blauen Natternkopf (Echium vulgare). Dieser ist ganz wichtig für die Natternkopf-Mauerbiene (Osmia adunca).
Diese ernährt sich ausschließlich von dieser Pflanze. Stirbt die Pflanze aus, dann verschwindet auch diese Wildbienenart.
Oder man braucht Geld, um Lehm für Feuchtbiotope zu kaufen. Lehm ist wichtig für Schwalbenarten, damit diese Nester bauen können. In der Natur ist Lehm Mangelware.
 
Leider werfen Bergsandglöckchen, Blauer Natternkopf und Natternkopf-Mauerbiene keine direkte Rendite ab.
Deswegen – so der Eindruck – kümmert Euch deren Schicksal nicht so richtig.
Trotzdem geht Ihr gerne in die Kirche und tragt ein C im Parteinamen. Die Mitglieder der kalabrischen Mafia gehen auch gerne in die Kirche.
Ihr Alltagshandeln macht das dennoch irgendwie nicht besser (Vorsicht: Das war schwarzer Humor und Satire).
 
Viel zu oft, liebe CDU, war ich nicht mit Deiner Politik einverstanden. Kurzer Zwischensatz zu Angela Merkel: Heute finde ich vieles ihrer „neueren“ Politik ganz gut. Solidarität bei den großen Flüchtlings-Bewegungen, Ausstieg aus der Atomenergie…man kann also nach Jahren doch irgendwie ganz gut zusammen kommen.
Naja, …irgendwann bin ich dann nach Osnabrück gezogen. Studium und so, und wir hatten lange Zeit keine Berührungspunkte. War vielleicht auch irgendwie besser. Ich habe dann aber irgendwann linke Politik praktiziert, Antirassismus, Freiraumaktionen, auch mal ne kleine Hausbesetzung, versucht Nazis aus der Stadt zu jagen…Hm…Und so richtig zusammen fanden wir da schon wieder nicht. Dennoch habe ich Dich irgendwie, in irgendeiner Form, respektiert. Aber ich bin ehrlich: So richtig mochte ich Dich eigentlich nie.

Gewässerrandstreifen

Irgendwann dann kamen die aktive Blühwiesengestaltung und der Naturschutz in mein Leben. Die Schaffung von Wildblumenarealen, Obstbaumwiesen, Nisthilfen, Feuchtbiotopen. Und schon wieder bist Du störend aufgefallen! Bei dem Gewässerrandstreifen-Skandal im Landkreis Osnabrück! Du wolltest Randstreifen von einem Meter in FFH-Gebieten, obwohl doch eigentlich jeder Idiot weiß, dass das für einen sinnvollen Artenschutz nicht reicht. Du hast Donald Trump-mässig wissenschaftliche Studien ignoriert, eine Pirouette nach der anderen gedreht, und Dich weitestgehend der Lächerlichkeit preisgegeben. Immerhin, mit einem Jahr Verzögerung, hast Du Deinen Fehler korrigiert. Das wiederum war gut und richtig und verdient Respekt.
Der ehemalige Landrat Herr Lübbersmann ist am Gewässerrandstreifen-Skandal gescheitert und wurde abgewählt. Wäre er Gast auf meinen Junge-Union-Vorträgen gewesen, dann wäre das nicht passiert. Dann wäre er heute vielleicht Kanzler, oder ein Teil-Pabst (gemeinsam mit Frank Steffel), oder noch ein Maradona. Ich habe Herrn Lübbersmann zwei Mal getroffen. Und ganz im Ernst: Ich fand ihn nicht unangenehm, sogar durchaus sympathisch. Trotzdem ist es richtig, dass er nach dem Randstreifenskandal gehen musste. Wir hatten mal eine Ehrung gemeinsam. In Venne hatten wir ein Großprojekt für die Schaffung von Blühwiesen. Herr Lübbersmann war auch dort, das fand ich ok, schließlich hatten wir ja auch Fördergelder vom Landkreis erhalten. Trotzdem musste ich (man muss die Feste ja bekanntlich feiern wie sie fallen) freundlich und höflich mein Unverständnis über die Randstreifengeschichte ausdrücken. Kurze Zeit später war er dann nicht mehr im Amt. Sowas kommt von sowas.
Die Positionierung im Randstreifendilemma hat viele Hassmails und Bedrohungen aber auch viele Schulterklopfer eingebracht. So ist das eben. Wer austeilt muss auch einstecken. Das gilt für Naturschutzgruppen wie auch für Dich, liebe CDU (+ FDP-Geschwurbel). Trotzdem seid Ihr damals schon deutlich mehr als (5-1)-Meter zu weit gegangen.
Naja, der Ton zwischen uns wurde irgendwie merklich kühler. Trotzdem möchte ich betonen, dass ich verschieden Personen (insbesondere auf lokaler Ebene) aus Deiner Partei sehr schätze. Für eben jene ist diese Abrechnung vielleicht irgendwie auch unfair. Ich habe aktive Personen in Deiner Gruppierung kennengelernt, denen ich Ihr Einstehen für mehr Tier- und Artenschutz abnehme, die ich (so habe ich beschlossen) mag und angenehm finde. Ich fand Deine Personalien ja nie gänzlich unglücklich. Heiner Geißler z.B. fand ich gut, auch in vielen seiner Aussagen. Rita Süssmuth auch irgendwie. Es ist nicht so, dass ich bei Dir nur die „Gut-oder-Böse“-Parteibrille aufhatte. Den jetzigen CDU-Bürgermeister der Stadt Melle Reinhard Scholz empfinde ich als sehr passend und sympathisch. Er hat etwas sehr Vermittelndes und leistet, wie ich persönlich finde, eine sehr gute Arbeit. Auch gibt es mit Sicherheit deutlich unangenehmere Personen (das war ein Lob!) als André Berghegger (CDU), den vormaligen Bürgermeister von Melle. Etliche Aussagen von ihm finde ich akzeptabel oder sogar gut. Seine Aussagen zum Klimaschutzprogramm der Bundesregierung (Zeitschrift Quintessenz, S. 16, 2019, Ausgabe 3) teile ich persönlich jedoch nicht. Aber das ist nicht schlimm, es gehört zum Pluralismus und einer Demokratie einfach dazu, dass man nicht immer einer Meinung ist.

Mangelhafter Realitätsbezug

Worüber ich mich jedoch mehrfach massiv geärgert habe, sind beispielsweise Aussagen von verschiedenen Kreispolitikern aus Deiner Partei. Da gibt es Etliches und leider überhaupt nicht wenig, was mir nicht gefällt. Die Aussagen von Martin Bäumer z.B. finde ich zu verschiedene Themen nicht so gut. Ich sehe das zuweilen gegensätzlich. Eine Position (Quelle NOZ online, 1.10.2019, „Osnabrücker Kreistag geschlossen für mehr Klimaschutz“) eines weiteren Deiner Parteivertreter lautete: „Laut CDU-Kreistagsmitglied *** war der Klimaschutz den Christdemokraten schon immer ein wichtiges Anliegen. […] Für den *** ist es wichtig, dass es keine Verbote und Bevormundungen für den Klimaschutz gibt.“
Meiner Meinung nach ist diese Aussage unpassend. Hier wird versucht ein Feld einzunehmen, bei welchem die CDU (so sehe ich es) schon immer hoffnungslos hinterherhechelte (von dem FDP-Wurmfortsatz ganz zu schweigen). Die Stellungnahme, dass es keine Verbote oder Bevormundungen für den Klimaschutz geben sollte ist gänzlich sinnfrei.
Das würde implizieren, dass wir das kleine Klimaschutzproblem scheinbar durch Freiwilligkeiten oder technische Innovationen lösen können? Damit wird die Bedeutung des Problems heruntergespielt und beispielsweise missachtet, dass die Anzahl der Europäischen Flugreisen 2019 so hoch wie noch nie war. Und erkläre das mal den Menschen in Nordafrika: „Bloß keine Bevormundungen oder Verbote für den Klimaschutz“. Oder den Landwirten in Brandenburg „Bloß keine Bevormundungen oder Verbote für den Klimaschutz!“, oder den Förstern in den Wäldern im Landkreis Osnabrück, in welchen heimische Bäume reihenweise sterben: „Bloß keine Bevormundungen oder Verbote für den Klimaschutz!“. Ich finde eine solche Aussage ganz fürchterlich! Dass Du ein CDU-Mitglied bist, sagt auch hier einiges aus.
Noch schlimmer jedoch wird es, wenn Du in der CDU-Landkreispostille (https://www.cdu-kreistagsfraktion-osnabrueck.de/image/inhalte/file/Bericht_aus_dem_Kreistag_September_2019_.pdf) (S.15) erwähnt wirst: „Er erinnerte daran, dass die Bewahrung der Schöpfung ein Grundfundament christdemokratischer Politik sei.“
Puh…bei allem Respekt. Bei einem solchen Satz muss man sich erstmal 2, 3 mal am Hinterkopf kratzen, sich eiskaltes Wasser ins Gesicht klatschen und anschließend fragen, ob die Publikation vielleicht ein Aprilscherz ist? Nochmal gelesen und nochmal, und dann ganz langsam für alle: „dass die Bewahrung der Schöpfung ein Grundfundament christdemokratischer Politik sei“.
Ok, was genau meinst Du? Das Aussterben einer Vielzahl von Arten aufgrund einer CDU-dominierten Agrarpolitik? Oder aber eine CDU-beeinflusste Massentierhaltung, in denen Lebewesen barbarisch vor sich hinvegetieren? ZigTausende Tiere (pro Tag!!) landen in Deutschland auf dem Müll, weil sie die Massentierhaltung nicht überleben! Ist es diese Bewahrung der Schöpfung, die Du meinst? Was denn jetzt???!!!
In solchen Augenblicken meldet sich – im positiven Falle – ein fast schon väterlicher Instinkt und ich möchte diesen Politiker einmal in den Arm nehmen, vorsichtig drücken und ihm erst einmal eine ordentliche Mahlzeit anbieten. „Ein gesundes Süppchen? Einen Becher tierleidfreie Hafermilch? Ooooooch…..nun setz Dich doch erstmal hin und stärke Dich. Ich erkläre Dir gleich mal was….“ Ja und dann bringe ich die „Was-passiert-dann-Maschine?“ aus der Sesamstraße zum Einsatz. Pädagogisch vorsichtig zurückhaltend (hier können ja irrationale Selbstbilder gänzlich in sich zusammenbrechen, mit unabsehbaren Folgen): „Und jetzt schau mal. Siehst Du den Hammer und den Keks? Wenn der Hammer den Keks trifft, dann ist er kaputt! Und ähnlich ist es mit der Agrarpolitik der CDU. Wenn diese wirkt, dann lebt dort nicht mehr viel. Das möchtest Du doch auch nicht, oder? Das ist doch nicht die Bewahrung der Schöpfung, die Du meinst, richtig?“
Und trotzdem muss ich Dir sagen, dass Du meiner Meinung nach keinen realistischen Blick auf die Politik Deiner Partei offenbarst. In meinen Augen sind Deine Aussagen Tramtänzerei, völlig an der Realtität vorbei!
Denn wenn Du schreibst, dass Klimaschutz und Bewahrung der Schöpfung den Christdenokraten schon immer ein wichtiges Anliegen war, ja, dann war die CDU also eigentlich immer schon eher so wie die GRÜNEN? Oder wie die UWG? Dann war Deine CDU also garkeine „richtige“ CDU? Also jetzt verstehe ich garnichts mehr.
Das „Klimaschutz-schaffen-wir doch-auch-ohne-Verbote-und-insbesondere-durch-technologische-Fortschritte“-Gesabbel ist nicht nur in der CDU weit verbreitet. Auch die FDP-Menschen äußern das gerne. Meiner subjektiven Meinung nach ist das völliger Quatsch. Wir schwingen den Zauberstab – und dann passiert ein Wunder-und wir haben alles gelöst. Genau! Und Osterhase und Weihnachtsmann feiern den Erfolg dann auf dem Bundesparteitag? Mal ehrlich! Wie soll man denn hier antworten, wenn nicht durch Polemik?
Peter Altmaier sagt: „Ich setze auf die Genialität unserer Ingenieure“. (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/peter-altmaier-ueber-neue-klimastrategie-setze-auf-die-genialitaet-unserer-ingenieure-a-00000000-0002-0001-0000-000172993199).
Marius Müller-Westernhagen singt: „Ich glaube an die Deutsche Bank, denn die zahlt aus in bar!“ Das trifft es wohl vermutlich besser.
Beim Fußball bin ich übrigens HSV-Fan. Es ist irgendwie kein Zufall, dass wir in Stakkato-Gesängen beim Ortsderby den Lokalrivalen gerne mal mit einem zünftigen „St.-Pauli-McDonalds-Und-die-CDU!“ ärgern.

Tag der Schande

Ja, und dann kam sie. Die EU-Agrar-Entscheidung am „Tag der Schande“, maßgeblich unterstützt von CDU und FDP, für die kommenden 7 Jahre!!
Exkurs: In der Wissenschaft ist klar und deutlich belegt, dass es eben auch die (Europäische) Agrarpolitik ist, welche einen massiven Schaden an der Artenvielfalt anrichtet. Es wimmelt diesbezüglich nur so von seriösen Studien. Nur ein kleines Zitat aus dem Oktober 2020: In ihrem Bericht zu „Biodiversität und Management von Agrarlandschaften“ beschreiben die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina, die Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften die Folgen der Landwirtschaft für Pflanzen, Insekten und Vögel. „Der Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft ist so dramatisch, dass in Zukunft ernsthafte Folgen für die Funktionsfähigkeit der Agrarökosysteme und für das Wohlergehen des Menschen zu erwarten sind“, heißt es in dem Papier, das dem SPIEGEL vorliegt.
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/artenvielfalt-in-deutschland-wissenschaftler-fordern-neue-agrarpolitik-a-0a8c2e7b-285d-467d-b071-dc651cd6d8c4
Einige weitere Beispiele (Kurzauszug): Berthold, P. (2017): Unsere Vögel. Warum wir sie brauchen und wie wir sie schützen können
Börnecke, S. (2016): Wir sind dann mal weg – Die (un-)heimliche Arten-Erosion. Eine agroindustrielle Landwirtschaft dezimiert unsere Lebensvielfalt.
Easac (Ecosystem Services, Agriculture and Neonicotinoid) 2015: Ecosystem services, agriculture and neonicotinoids.
EASAC policy report 26, Halle Gamero et al. (2017): Tracking Progress Toward EU Biodiversity Strategy Targets: EU Policy Effects in Preserving its Common Farmland Birds. In: Conservation Letters, Volume 10, Issue 4, 7/8 2017, 395-402
Greenpeace Research Laboratories & Universität Exeter (2013). Bye Bye Biene. Das Bienensterben und die Risiken für die Landwirtschaft in Europa. Hamburg
Hallmann, C.; Sorg M.; Jongejans E.; Siepel H.; Hofland N.; Schwan H.; et al. (2017): “More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas”.
PLoS ONE12(10): e0185809. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0185809
Krahnstöver, M.; Polaczek, B. (2017): Literaturstudie zum Thema Bienengesundheit: Geht es den Bienen in Städten beziehungsweise stadtnahen Gebieten besser als auf dem Land? https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/tierschutz/Bienenstudie_2017.pdf
Kratochwil, A.; Krausch, S. (2016): Bee-plant networks: structure, dynamics and metacommunity concept. In: Berichte der Reinhold-Tüxen-Gesesellschaft 28: 23-40
Kremen, C.; Williams, N.; Aizen, M.; Gemmill-Herren, B.; LeBuhn, G.; Minckley, R.; Packer, L.; Potts, S.; Roulston, T.; Steffan-Dewenter, I.; Vazquez D. P.; Winfree, R.; Adams, L.; Crone, E.; Greenleaf, S.; Keith, T.; Klein, A.-M.; Regetz, J.;
Ricketts, T. (2007): Pollination and other ecosystem services produced by mobile organisms: a conceptual framework for the effects of land-use change. In: Ecology Letters, 10. S. 299-314
Lautenbach, S.; Seppelt, R.; Liebscher, J. & Dormann, C. F. (2012): Spatial and Temporal Trends of Global Pollination Benefit. In: PLoS ONE, 7
Naturschutzbund Deutschland (NABU) (2017): https://www.nabu.de/news/2017/05/22397.html, 4.5.2017
Segerer, A.; Rostenkranz E. (2018): Das große Insektensterben. Was es bedeutet und was wir jetzt tun müssen
Sparmann, A. (2017): Tatort: Wiese. Pestizide und das Ende unserer Insekten. http://www.geo.de/magazine/geo-magazin/15815-rtkl-tatort-wiese-pestizide-und-das-ende-unserer-insekten

Scheiß auf die Wissenschaft…

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