Ehre, wem Ehre gebührt
Geschrieben:

Ehre, wem Ehre gebührt. Wer die Arbeit leistet und Stunden investiert, der bekommt den Applaus. 🙂👏👏🐛🦋🐌🐞 Danke an Margit Spreckelmeyer von der SPD Georgsmarienhütte
und den Landwirt Matthias Suttmeyer. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, positive Arbeit herauszustellen
und die Menschen dahinter auch hervorzuheben.

Im Rahmen eines 500 AKA-Side-Projektes wird es hier,
dank der Initiative der Beiden, ein tolles Unterfangen geben, bei dem Naturschutz und Landwirtschaft gleichermaßen profitieren
und es nur Gewinner geben wird.

Und wer weiß: Vielleicht ist es an der Zeit eine Vision zu manifestieren, die beinhaltet, dass Landwirte nicht mehr
„die Prügelknaben der Nation“ sind sondern (bereits jetzt vielfach gerechtfertigten) Beifall und Anerkennung erhalten.
Und vielleicht geht es sogar noch weiter: Vielleicht kann der Beitrag von Landwirten für die Artenvielfalt sogar
(irgendwann einmal) zu einer zweiten Einnahmequelle werden, einem zweiten Standbein, getragen und angemessen honoriert durch
die Gesellschaft.

Worum geht es?
Frau Spreckelmeyer und Herr Suttmeyer haben sich vor einiger Zeit hier gemeldet und gefragt, ob nicht ein gemeinsames Projekt
möglich wäre, bei dem alle Beteiligten voneinander lernen können.

Konkret: Hervorgehoben werden zum Einen zahlreiche Beiträge, welche die Landwirte bereits jetzt für die Artenvielfalt leisten (siehe z.B. bei Gabriele Mörixmann). Zum Anderen geht es darum, gemeinsam Arbeiten zu optimieren. Denn zu Verbessern gibt es immer etwas: Bei Naturschützern, bei Konsumenten, bei Landwirten. Überall.

Viele Landwirte legen bereits jetzt auf ihrem Grund und Boden (z.B.) Blühwiesen und Blühstreifen an.
Zuweilen jedoch ist (schon auch aus finanziellen Gründen) das Saatgut relativ artenarm, eher für Generalisten unter den Insekten
ausgerichtet und nicht immer an die regionalen Begebenheiten angepasst. Die Blühstreifen sind häufig nicht von langer Dauer,
da diese letztlich einen Einnahmeverlust für Landwirte bedeuten (Nachvollziehbar. Wer in dem harten Wettbewerb sinkender und instabiler
Preise bestehen möchte, der ist gezwungen, möglichst alles aus seinen Ressourcen herauszuholen). Das bedeutet,
dass die Blühstreifen oftmals nach einem Jahr wieder umgebrochen werden. Etwa 75% aller Wildbienen jedoch nisten im Boden.

In dem Projekt nun wird das sehr artenreiche Saatgut aus Projektmitteln bezahlt (da können schon mal weit über 1000 Euro Kosten pro Hektar [wohlgemerkt: Nur für Saatgut!] anfallen).
Mit professionellen Methoden wird der Boden von den Landwirten umgepflügt und die Wiese gepflegt.
Da können auch wir als Naturschutzgruppe noch sehr sehr viel über Bodenbearbeitung und Wiesenpflege lernen. Und auch und genau das
ist wichtig! Denn landwirtschaftliches Know-How ist durchaus auch als Kulturgut anzusehen.

Die Landwirte werden für ihre Arbeiten bezahlt. Diese erhalten 10% mehr, als sie bei einem Maisanbau erwirtschaften würden.
Zudem werden Pflegemaßnahmen entlohnt.
Das ist ganz massiv wichtig: Wenn wir alle (als Gesellschaft) uns nicht auch finanziell einbringen, dann haben weder Artenschutz noch Landwirtschaft eine Chance.
Unerträglich ist ein zuweilen auf einer hoffungslos verkürzten Logik basierendes „Landwirtschafts-Bashing“ („Die Landwirte sind schuld am Artensterben! Jetzt aber schnell zu Lidl
und einen Apfel für 20 Cent kaufen.“). „Geiz ist geil“ ist an dieser Stelle der völlig falsche Weg. „Geiz ist geil“ ist mitverantworlich
für gravierende Probleme, die sich nun in vielfältiger Hinsicht bemerkbar machen.

Durch unsere 2 Medienbegleiter wird zudem dokumentiert, welcher Nutzen durch das Engagement der Landwirte und die Blühwiesen entsteht.

Damit auch gezielt BürgerInnen, Firmen etc. in den Naturschutz eingebunden werden, wird es möglich sein, Patenschaften
für artenreiche Blühwiesen abzuschließen.
Wer würde nicht gerne z.B. zur Geburt eines Kindes, zu Ostern, zu Weihnachten… 500 m² artenreiche, regionale Wildblumenwiese verschenken? Zum Wohle aller. 🦋🐌🐞🐛🐝

Es ist sowas von an der Zeit ein Umdenken zu fördern.

Und der große Naturschützer Berthold schreibt (2017, S.107 ff.):
„An dieser Stelle möchte ich noch ein Plädoyer für unsere Landwirte loswerden.
Sosehr die heutige Landwirtschaft an erster Stelle für den Artenrückgang verantwortlich ist – es wäre ungerecht, dafür an erster Stelle oder gar allein die Landwirte zu beschuldigen. Landwirte –
die wir nicht verwechseln dürfen mit den agrarindustriellen Großbetriebs-„Baronen“ – sind schon fast eine geschrumpfte Randgruppe oder eine Art „niedere Kaste“ in der Bevölkerung geworden, die, von verschiedenen Konzernen geknebelt, möglichst immer billigere Lebensmittel produzieren sollen, damit der große Rest
der Gesellschaft so viel Geld wie möglich für „wichtigere“ Dinge als die Ernährung ausgeben kann. Den längst von (…) dem Großteil der Bevölkerung im Stich gelassenen Landwirten bleibt
gar nichts anderes übrig, als aus ihren Flächen herauszupressen, was geht, wenn sie in der heutigen gnadenlosen Konsum- und Freizeitgesellschaft überleben wollen. Und selbst so bleiben noch jedes Jahr nach wie vor viele von ihnen auf der Strecke.

Die auf maximale Ausbeute ausgerichtete Raubbau-Landwirtschaft unserer Zeit, die die Artenvielfalt vernichtet, haben somit nicht unsere Landwirte, sondern in erster Linie Staat und Gesellschaft zu verantworten. (…) Solange Lebensmittel für das Gros der Bevölkerung dann am interessantesten sind, wenn man sie irgendwo zu Spottpreisen im Sonderangebot aus dem Regal nehmen kann, solange Bauern fast ohne Freizeit arbeiten und dabei möglichst weder mit ihrem Vieh Lärm
und Gestank verbreiten noch mit ihren Maschinen den Straßenverkehr behindern sollten (…) werden unsere Landwirte zwar die Haupttäter beim Artenvernichtungsfeldzug in unseren Feldfluren bleiben, aber eben beileibe nicht die eigentlichen Schuldigen.“

„Die verbleibenden Landwirte werden immer weiter in eine Sackgasse getrieben, aus der nur schwer zu entkommen ist. Sie müssen immer mehr Dünger und Spritzmittel einsetzen, um das gegenwärtig herrschende Preisdumping am Lebensmittelmarkt zu überstehen“ (Grassberger 2020, S. 69).

Und in einem Standardwerk des Insektenschutzes wird treffend formuliert: „Sowohl die unglaubliche Verschwendung als auch die fehlende Wertschätzung von Lebensmitteln („billig“ gefährdet Vielfalt) ist eine Missachtung bäuerlicher Arbeit (Segerer, Rosenkranz 2019, S. 167).

Quellen:
Berthold, Peter (2017): Unsere Vögel. Warum wir sie brauchen und wie wir sie schützen können.
Grassberger, M. (2020): Das leise Sterben. Warum wir eine landwirtschaftliche Revolution brauchen, um eine gesunde Zukunft zu haben.
Segerer, A.; Rosenkranz E. (2018): Das große Insektensterben. Was es bedeutet und was wir jetzt tun müssen

500 AKA – 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz in Stadt und Landkreis Osnabrück
https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de
https://www.betterplace.org/de/projects/75774-landkreis-osnabrueck-500-menschen-im-einsatz-fuer-klima-und-artenschutz