Das Fazit des 500-AKA-Projektes
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Das Fazit des 500-AKA-Projektes
Mit viel Geplauder aus dem Nähkästchen….😊

Phase „A“ ist seit heute vorbei. Es haben sich 1061 Menschen an der Schaffung und Gestaltung von Klima- und Artenschutzmaßnahmen beteiligt. Wesentlich in Bad Essen, Bissendorf, Georgsmarienhütte, Hilter a.T.W., Melle, Ostercappeln, Osnabrück. Das ist stark!!
Irgendwas bei 24.000 Setzlingen, diversen Feuchtbiotopen, etlichen Miyawaki-Wäldern, Hunderten von Obstbäumen, vielen Blühwiesen, 270 Meter Trockensteinmauer wurde erschaffen. Es waren knapp 50 öffentliche und geschlossene Mitmachaktionen, Tausende getätigte Postings und Beiträge.
Viele Diskussionen, viele Gespräche…rund um Maßnahmen für Arten- und Klimaschutz angeregt und geführt. Es gab Preise, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Den SPIEGEL Social Design Award. Den Deutschen Nachbarschaftpreis. Und offen gesagt: Das Kernteam bestand nie aus mehr als 3 Personen.
In Phase „B“ wird es um die Pflege von Biotopstrukturen gehen…

Mindestens 3 mal wurde jedoch auch ans Aufgeben gedacht (Energien sind endlich, selbst wenn hitzköpfiges Nitroglycerin durchs Blut fliesst), einmal standen wir kurz vor der Insolvenz, auch das gehört zu solchen Ehrenamts-Projekten. Ein fünfstelliger Privatkredit rettete das Unterfangen. Man muss sich überlegen, was man will, oder eben nicht will. All das, was getan wurde, war es (irgendwie) wert (naja meistens).

Eigentlich war das Projekt schon für 2020 angedacht. Jedoch waren Nachbesserungen beim Projektantrag (ungefähr 50 DIN A4-Seiten) nötig. Und dann sollte es losgehen und eine große große 20-Jahresfläche in Melle „meldete sich nicht zurück“ (für verschiedene Stiftungsgelder muss gesichert sein, dass Flächen auch wirklich für 20 Jahre als Biotop zur Verfügung stehen.)
In der Regel führen wir mit den Bereitstellern „Projekt-Testballons“ durch. Erstmal ein kleines 2500-Euro-Projekt. Wie zuverlässig sind diese Flächenbereitsteller in der Kommunikation? Wie ernst ist diesen das übergeordnete Anliegen WIRKLICH? Bei einem Testprojekt merkt man das sofort…

Tja, einer der Anbieter fiel leider hoffnungslos durch alle Raster hindurch (es fand schlichtweg keine Kommunikation statt, Emails, Telefonanrufe, Whattsapp…wurden nicht beantwortet).
Eine Ersatzfläche musste her, und das schnell.
Wären nicht Rainer Ellermann (damaliger Bürgermeister von Ostercappeln) und Erik Ballmeyer (damaliger Ortsbürgermeister von Venne) gewesen: Das Projekt wäre wohl gescheitert. Ein großes Danke noch einmal an dieser Stelle! Dieses Verhalten hat das Vertrauen in die Lokalpolitik zurückgebracht. 😊

Die kleine Ironie am Rande: Als die Fördergelder dann flossen, als alles losging, meldete sich plötzlich die besagte Familie: „Wir fragen uns nun, ob wir in dem Projekt dabei sind?“
„Nein, leider nicht mehr…“

Und dann ging es los. Es wurde gewirbelt, gepflanzt, Menschen meldeten sich, Biotopstrukturen wurden geschaffen, ein Feuerwerk!!! Richtig gut!
Nicht vergessen jedoch ist die Wahlkampfzeit des Kommunalwahlkampfes, der mitten in die Bewilligungsphase des Projektes reinreichte. Das hat hier sehr derbe die Augen geöffnet.
Aktuelle LokalpolitikerInnen meldeten sich: „Schreibt doch mal dies und jenes. Habt Ihr nicht gelesen, was Person X,Y,Z auf Facebook geschrieben hat? Das MUSS doch auch in Eurem Interesse sein, dagegen vorzugehen?“
„Könntest Du vielleicht selber das schreiben? Wer oder was hindert Dich?“
Meistens kam dann keine Rückantwort, oder ein „ist mir zu anstrengend“. Tja!.🤷‍♀️

Interessant war auch ein dubioser Anruf im besagten Kommunalwahlkampf: „XYZ überlegt, Euch für Eure Arbeiten einen Trecker zu kaufen, und wir als Ortsverband der Partei BlaBlaBla wären natürlich sofort mit Spenden dabei…“
Nach dem Wahlkampf: „Also neee, das weiß ich jetzt auch nicht…also, das ist nicht meine Baustelle“ (unisono von allen Beteiligten). Ich hatte mir das schon gedacht und habe die Flachflöten eh nicht gewählt. 😎

Und gleichzeitig gab es auch viele viele Menschen, die waren ganz ganz anders drauf. Dennis Mitchell von der UWB z.B. (nimmermüder Akteur), Jana Broeker-Stockhoff (GRÜNE, Ostercappeln), die beiden bereits oben erwähnten Personen, Fine Schacht (SPD Melle), Wilhelm Tiemeyer (CDU, Ostercappeln), Simone Jaschke (SPD Ostercappeln), Heinz Heinz-Otto Müller (SPD Ostercappeln), Mareike Werges (GRÜNE Melle), Malina Kruse-Wiegand (GRÜNE Melle), Guido Halfter (Bürgermeister Bissendorf) und auch Jutta Dettmann (Bürgermeisterin Melle) (im Bewusstsein der Unvollständigkeit).

Mit letztgenannter Person gab es hier einen Sonderfall. Derbe wurde sie nach der Wahl von hier mit Kritik angegangen (worum es ging spielt hier keine Rolle mehr).
Es gab eine kurze Aussprache (Inhalte sollen hier nicht genannt werden)…und dann war es so wie ist es.
Jutta Dettmann hat danach viele positive Akzente für den Klimaschutz gesetzt, die hier zunächst ungläubig und dann mit viel Respekt wahrgenommen wurden. Sogar mit so viel Respekt, dass eine Entschuldigung ihr gegenüber fällig wurde.
Tja, manchmal merkt man selber hier (also der Kai), dass man in seiner Einschätzung vielleicht nicht das hellste Licht in der Kirche ist. Es ist dann notwendig, dieses auch nach außen zu kommunizieren und sich zu entschuldigen. Alles andere wäre falsch. Ein großes Lob somit postum noch einmal an Jutta Dettmann.

Auch Thomas Uhlen hat sich hier durch seine Biotop-Schaffensaktionen viel Respekt erworben (schon weit vor dem Wahlkampf). Sagenhaft ist nach wie vor, dass er es als es ein einzelner Politiker (plus Team) schaffen konnte, einen statistisch eigentlich kaum möglichen Wahlsieg (Verhältnis Erst- zu Zweitstimmen) zu gewinnen. Normalerweise spielen bei solchen Dingen Standardabweichungen, eine statistische Varianz, eine stark ausgeprägte statistische Grundgesamtheit eine Rolle….
Welcher zeitliche Aufwand dahinter steckt kann hier nur grob erahnt werden. Es geht hier nicht um Parteipräferenzen (mit persönlich ist es mittlerweile egal, in welchen Parteien Menschen aktiv sind), es geht darum zu zeigen, was trotz des gesellschaftlichen Mainstreams Einzelpersonen schaffen können. Wenn DAS (!) möglich ist, was ist dann gesellschaftlich in einer Demokratie noch möglich? Hut ab!

Wenn das möglich ist: Was kann durch großen Aufwand für Klima- und Artenschutz geleistet werden? Von jedEm EinzelnEn/r?

Es gab zudem viele viele Landwirte, die das Projekt mit starkem Eigenanteil unterstützt haben (z.B. Gabriele Mörixmann ), genau wie viele Vereine (z.B. der TSV Westerhausen-Föckinghausen (Frank Strötzel) oder der SV 28 Wissingen (Oliver Niekamp), die sich genial eingebracht haben! (lassen sich gerade auf facebook nicht markieren?)

Es gab viele viele Firmen, die sich maßgeblich engagieren und engagierten. Z.B. Thomas Philipps GmbH & Co. KG, Werges GmbH, IKEA Osnabrück, die Ost & Koch GmbH….) Und noch viele mehr!

Ja, und unglaublich viele Menschen aus dem Landkreis waren dabei. Mit teilweise schier unerschöpflicher Energie. Nicht wenige haben es geschafft, eigene CO2-Bilanzen derbe durch Kompensationspflanzungen zu kompensieren (bis zu 40%).
Melle for Future hat eine starke Leistung erbracht (z.B. Katja Rasmus , Ute Werges ) genau wie etliche Privatpersonen (z.B. Uwe Krystosek & Eike Krystosek ).

Das Essen war genial! Fast immer ausschließlich auf Basis von Pflanzen, BIO. Ein großer Dank an den „Venner Grill“ (Ostercappeln) und das „Gasthaus/Hotel Hubertus/Melle“. Allein durch diese Verköstigungen wurden Hunderte von Kilo CO2 gespart.

Was gab es noch so? Ach ja, eine Fahrt zu einer Aktion, auf welcher der Auspuff des Fahrzeugs mit Kabelbindern festgeschnurrt werden musste (wäre sonst abgefallen)…und einen Krankenhausaufenthalt. Ich sage es mal so: Beim „HSV“ gab es einstmals einen Spieler (Bernd Hollerbach) der durch seine ruppige Spielweise einen Spruch auffiel: „An mir kommt entweder der Ball vorbei, oder der Spieler. Aber niemals beide“.
Dieser Spruch wurde hier auf den Schutz einer Pflanze (Frauenspiegel, Ende der 90er noch eine floristische Sensation im Landkreis) angewandt. In Bezug auf einen Konflikt mit Person und Maschine. Naja, im Krankenhaus war es auch nett. Zudem hat die Sonne an dem Tage vielleicht doch etwas zu arg geschienen. Die Maschine hatte gewonnen, der Frauenspiegel hat aber überlebt 🙂

Gekämpft, gefighted, gestritten wurde hier bis zum Erbrechen. Mit etwa 90% aller Streitpersonen wurden gute, gemeinsame Lösungen entwickelt.
Legendär ist ein Fall einer externen Person „Ok, Sie haben ein bisschen Recht. Ich habe auch ein bisschen Recht! Wir machen ein Projekt gemeinsam! Aber sie vermelden das nicht nach außen ok? Ich habe einen Ruf zu verlieren!“
Nach dem Abschluss des Projektes haben wir gemeinsam eine Flasche Jägermeister geleert, hat Spaß gemacht und wir haben auch heute noch guten Kontakt! 😊

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Wunschzettel an den Weihnachtsmann:

a) Aktuell werden gesamtgesellschaftlich nach wie vor massiv die AktivistInnen der „Letzten Generation“ angegriffen. Okay, auch wir sind nicht die größten Fans dieser Aktionsformen. Gleichwohl haben sie mit ihren Betonungen von Zukunftsaussichten junger Menschen absolut Recht.
Welche Zukunft sollen Menschen, die heute zwischen 15 und 25 sind, noch großartig haben?
Das ist auch keine „Schwarzseherei“ sondern ausschließlich eine Interpretation der aktuellen Wissenschaftszahlen. Jene Personen, die kübelweise Hohn und Spott und Hass über diese „Letzte-Generations-Strömung“ ausschütten, mögen sich bitte fragen, welchen Beitrag sie SELBER zur Lösung des Problems beitragen? Oft genug (nicht immer) lautet die Antwort: Keinen! Alles soll so bleiben wie es ist! (dieses akzeptiert die Klimaerwärmung jedoch leider nicht, man kann nicht mit ihr verhandeln!). Wunsch an diese Personen: Selber mehr für den Klimaschutz leisten und AktivistInnen weniger kritisieren.

b) Flugreisen sind ein gigantisches Problem. Während in den einzelnen, körperlich anstrengenden, Mitmachaktionen einzelne Personen eine Reduzierung ihres CO2-Ausstosses (kompensiert) von etwa 3-4% leisten, so existiert gesamtgesellschaftlich eine Fülle von Menschen, die durch eine einzelne Urlaubsreise (nur so zum Spaß) ihre Bilanz um 5, 15 oder sogar 35% verschlechtern. Oder durch viele viele Flugreisen im Jahr. Auf Kosten der Allgemeinheit.
Gesellschaftlich gibt es einen „Gegenseitig-Feiern-Stillstands-Pakt“. Ich feiere Dich für Deine tolle Flugreise nach Mallorca, Sidney, USA, Südafrika (und frage nicht, ob Du kompensiert hast).
Und Du feierst mich, wenn ich das mache. Ok?
Klappt gesellschaftlich hervorragend! Die Klimaerwärmung findet das auch dufte! Weniger jedoch die Menschen, die jetzt schon ganz massiv unter dieser leiden müssen!
Manche Menschen fliegen sogar unkompensiert auf die Malediven (und schauen dem Eiland beim Untergehen zu). Man beachte das Zeichen des Maledivischen Kabinetts (Politische Sitzung unter Wasser gelegt), um auf den Untergang ihrer Heimat aufmerksam zu machen…
Gute Laune der Flugreisenden dennoch inklusive!
Und die Malediven könnten genauso gut Bali, Thailand, Bangladesch sein…

Warum, in drei Teufels Namen, sollten man sich dann Klimaschutzgruppen eigentlich noch engagieren, wenn viel zu viele Menschen die CO2-Reduzierung von Pflanzungen (z.B.) durch ihr eigenes Verhalten konterkarieren? Es ist schlichtweg nicht möglich, so viele Bäume zu pflanzen wie z.B. durch Flugreisen (CO2) sinnlos gemacht werden. Gegen Flüge in die weite Welt spricht nichts. Aber eine Kompensation ist zwingend erforderlich.
Wunsch: Flüge kompensieren!
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Nach einem derben Shitstorm gegen unseren Gnadenhof (die Person, die das zu verantworten hat, hätte genauso gut das Winter-Vorratslager mit Benzin übergießen und anzünden können) ziehen wir uns nun etwas aus der Öffentlichkeit zurück.
Ein bisschen müssen wir auch das selbstgewählte Prinzip der Polarisierung und Provokation „ausbaden“. Wir akzeptieren das selbstkritisch und haben es zur Kenntnis genommen.
Eigene Fehler? Gab es hier auch, ohne Frage! Das wird hier schonungslos aufgearbeitet.

Perspektive: Aktuell liegt die CO2-Jahresbilanz von Bundesdeutschen im Schnitt zwischen 9 und 10,5 Tonnen.
Um ein dauerhaftes Leben auf diesem Planeten zu ermöglichen, wird eine Jahresbilanz (pro Person) von 1 (einer Tonne) nötig sein. Jeder Mensch kann bereits damit anfangen sich zu fragen, für welchen Konsum diese 1 Tonne ausgegeben werden soll.

Nach wie vor wollen wir auch nächstes Jahr noch 1-2 Mitmachaktionen gestalten.

Spendenfilm:
https://www.youtube.com/watch?v=gTv-gO4FvD4

Spenden: https://www.betterplace.org/de/projects/75774-landkreis-osnabrueck-500-menschen-im-einsatz-fuer-klima-und-artenschutz

Projekt 500 AKA – 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz in Stadt und Landkreis Osnabrück

Danke an alle, die sich toll und erstklassig engagiert haben. Trotz vieler offener Baustellen zeigt es: Das Schicksal unseres Planeten haben wir selbst in der Hand! Und zwar sowas von! Nur Mut! Noch ist Hoffnung!