Pressemeldung: Miyawaki-Wälder für Melle
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Angepasste Miyawaki-Wälder (auch bekannt als „tiny forests“) für Melle – gemeinsam mit Meller Schülern, Jugendlichen und Landwirten.

10.000 Euro-Förderung durch öffentlichen Abstimmungswettbewerb?

Gemeinsam mit verschiedenen Landwirten und Schulen wird in Melle an verschiedenen Standorten ein neues Projekt gegen die Klimaerwärmung begonnen. Gepflanzt werden sog. „Miyawaki-Wälder“ (auch bekannt als tiny forests oder Mini-Wälder). Beteiligte Mitgestalter sind verschiedene Landwirte, die gUG Umweltschutz und Lebenshilfe sowie verschiedene Schulen in Melle (z.B. die Lindenschule Buer). Auch in die voraussichtlich stattfindende Meller Jugendkonferenz 2022 soll diese Idee integriert werden. Das Projekt wird ehrenamtlich umgesetzt. Die Initiative für diese Idee ging vom ehemaligen Bürgermeisterkandidaten Frank Vornholt aus.

Der japanische Botaniker Akira Miyawaki entwickelte Anfang der 1970er-Jahre eine Methode, mit der sich selbst kleinste Brach- oder Rasenflächen erstaunlich schnell in Waldwildnis verwandeln lassen. Vorreiter in Europa sind die Niederlande, Belgien, Frankreich und Großbritannien. Im Zuge der Klimaerwärmung gibt es dazu mittlerweile erste kleine Projekte auch in Deutschland. Für einen kleinen „Miyawaki-Wald“ reichen schon 100 m².

Frank Vornholt: „In Melle können die Kleinstwälder für Kühlung sorgen, die Luftqualität verbessern, das Wohlbefinden steigern und Vögeln, Insekten und Kleinsäugern neuen Lebensraum bieten. Das Besondere an dem Konzept: Mitmach-Aktionen: Menschen können praktisch mitanpacken und den Lebensraum in Melle durch ihr eigenes Handeln aufwerten.“

Kai Behncke: „Wir müssen schneller werden und auch ungewöhnliche Ideen umsetzen. Siedlungsräume laufen Gefahr in den nächsten Jahrzehnten zu gefährlichen Hitzeinseln zu werden. Die Miniwälder helfen dagegen als natürliche Klimaanlagen. Zudem wird im Vorfeld der Bepflanzung der Boden so bearbeitet, dass hier eine natürliche Humusschicht entsteht. Diese bindet sehr viel CO2. Ein hervorgehobener Dank geht an verschiedene Landwirte, die durch Lieferungen von Tierhinterlassenschaften einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung dieser Klimaschutzmaßnahme leisten.“

Für „Miyawaki-Wälder“ werden häufig artenarme Rasenflächen genutzt. Zunächst findet eine intensive Aufwertung des Bodens, beispielsweise durch Stallmist, statt. Der Stallmist für das Projekt wird von verschiedenen Meller Betrieben angekauft.

Jürgen Sixtus, 1. Vorsitzender des Landvolkes Melle: „Gerne unterstützen wir das Projekt durch gut abgelagerten, nährstoffreichen Trockenmist aus der Hühnerhaltung. Durch die Kombination unterschiedlicher Mistformen entsteht ein hilfreicher Dünger für das angedachte Gemeinschaftsprojekt.“

Uwe Krystosek vom Hof Hagemann-Krystosek (https://hagemann-krystosek.de): „Wir finden die Aktion wirklich toll, und unterstützen die Miyawaki-Wälder natürlich mit unserem für den ökologischen Landbau zertifizierten Naturdünger HKPÄDs“.

Auch die Landwirtschaftsfamilie Mörixmann stellt für eine Bodendüngung Tierhinterlassenschaften bereit.

Kai Behncke: „Wichtig ist es für den Tiermist auch monetär zu bezahlen, schließlich handelt es sich hier um einen Rohstoff, der das Miyawaki-Projekt überhaupt erst ermöglicht. Die Reststoffe aus der Landwirtschaft werden somit zu einem wertvollen Produkt für kühlende, artenreiche Miniwälder und den Klimaschutz. Für eine Schnellkompostierung setzen wir zudem gezielt Tausende von zusätzlichen Kompostwürmern bzw. Wurmkokons ein, sodass die Nährstoffe schnell für die Pflanzen verfügbar sind.“

Die Idee der Miyawaki-Wälder soll auch in die „Meller Jugendkonferenz“ integriert werden. Im Jahre 2022 findet voraussichtlich die „Meller Jugendkonferenz“ mit dem Schwerpunkt „Umwelt und Nachhaltigkeit“ statt.

Im Rahmen der Aktion „EON – Das WIR bewegt mehr!“ ist die Miyawaki-Wald-Idee in das Finale eines öffentlichen Abstimmungswettbewerbes eingezogen. Wer die meisten Stimmen erhält, der bekommt 10.000 Euro für seine Projektidee. Zur Abstimmung geht es hier: https://www.eon.de/de/pk/service/energie/niedersachsen/jugendkonferenz.html

Eine Abstimmung ist vom 20. Oktober bis zum 2. November möglich. Interessierte können hier mehrfach abstimmen.

Nach der Bodendüngung werden in einer sehr hohen Dichte heimische Pflanzen in großer Vielfalt kombiniert. Die Orientierung findet an natürliche Pflanzengesellschaften in der Region statt. Der Begriff „Potenzielle natürliche Vegetation“ (PNV) (ein fester Begriff aus der Pflanzensoziologie) ist hier maßgeblich. Die Dichte der Pflanzen lässt diese durch eine starke Konkurrenz in die Höhe schießen. Nur etwa 3 Jahre müssen die „Mini-Wälder“ gepflegt werden, anschließend werden sie weitgehend sich selbst überlassen. Das Wachstum eines solchen Waldes ist etwa 10mal schneller als im Normalfall. Zudem sind diese Flächen etwa 30mal dichter als herkömmliche Wälder. Verschiedene wissenschaftlichen Untersuchungen haben im Vergleich zu klassischen Vergleichswäldern eine überdurchschnittliche hohe Artenvielfalt festgestellt.

Die CO2-Speicherkapazit der Biomasse auf einer 100 m²-Miyawaki-Fläche wird auf etwa 7 Tonnen in 20 Jahren beziffert. Dazu kommt die CO2-Speicherung durch eine veränderte Bodenbearbeitung und die Entwicklung einer Humusschicht.

Eine erste Umsetzung eines solchen Waldes findet am 6.11. im Rahmen einer Mitmachaktion in Melle/Föckinghausen statt. Die Aktion ist auch für Familien mit Kindern geeignet. Die Bodenbearbeitung wird mit einer Schatzsuche kombiniert. Wer im Boden fiktive Diamanten oder Goldmünzen findet der kann diese gegen tolle Preise (z.B. Nisthilfen) eintauschen. Der Anmeldelink zur ersten Miyawaki-Wald-Anlage (für insgesamt 60 Personen): https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de/events/6-11-melle-foeckinghausen-baumpflanzaktion-miyawaki-wald-anlage-tiny-forest-gnadenhoffest-anlage-einer-vogelschutzhecke/

Quellen zu Miyawaki-Wäldern allgemein:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/mini-waelder-in-der-stadt-so-sollen-miyawaki-waelder-das-stadtklima-verbessern-a-e9bfd722-0002-0001-0000

http://urban-forests.com/wp-content/uploads/2020/05/Urban-Forests-report-The-Miyawaki-method-%E2%80%93-Data-concepts.pdf

https://creatingtomorrowsforests.co.uk/blogs/news/the-miyawaki-method-for-creating-forests

Wissenschaftliche Quellen:

https://link.springer.com/article/10.1007/s11355-010-0117-0 https://www.nationalgeographic.com/environment/article/why-tiny-forests-are-popping-up-in-big-cities

https://research.wur.nl/en/publications/tiny-forest-zaanstad-citizen-science-and-determining-biodiversity