Insektenatlas 2020 erschienen
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Am 8.1.2020 ist der lange erwartete Insektenatlas 2020 der Heinrich-Böll-Stiftung, des BUND
und der Le Monde Diplomatique erschienen.

Die Ergebnisse sind, um es mit einem Wort zu sagen: Desaströs!
Die Lage ist mittlerweile schlichtweg katastrophal!

Einige Fakten und Aussagen aus dem Insektenatlas 2020:

* Jährlich reduziert sich die globale Insektenmasse um etwa 2,5 %

* Wissenschaftlicher Konsens ist, dass die Landwirtschaft durch Intensivierung von
Flächen (durch Düngemittel und Pestizide) einen negativen Einfluss auf die Insektenvielfalt hat.
Gemäß Insektenatlas ist die intensive Landwirtschaft der Hauptverursacher des Insektensterbens (S. 15)

* Die Populationsdichte von Insekten nimmt dramatisch !! ab (S. 16)
Unter den 561 Wildbienen zeigt knapp die Hälfte der Arten Rückgänge auf.

Schwäbische Alb: Über einen Zeitraum von 46 Jahren nahm die Anzahl der Nester einer Schmalbienenart um 96% ab.
In den Isarauen im Bayrischen Dingolfing sind drei Viertel der Wildbienenarten im Verlauf eines Jahrzehntes (!) verschwunden-
Bei den Schwebfliegen (neben den Bienen die wichtigsten Bestäuber) – sank die Anzahl der Exemplare an sechs Standorten
in einem Schutzgebiet in NRW zwischen 1989 und 2014 von knapp 17.300 auf etwa 2700 (Verlust von 84 Prozent) (S.17)

* Weltweit ist die Menge der eingesetzten Pestizide seit 1950 um das Fünfzigfache gestiegen (S. 18)

* Die durch den Klimawandel hervorgerufenen Ereignisse wie Hitzewellen und Starkregen können dazu führen, dass lokale Insektenpopulationen aussterben.
Weil Biotopverbünde fehlen (z.B. geschützte Gewässerrandstreifen) ist es häufig nicht möglich, Verluste durch Wiederbesiedlung aus
anderen Populationen auszugleichen (S.22)

* Eine biologische Schädlingsbekämpfung ist umso besser, desto größer die biologische Vielfalt ist.
Jede Schadinsektenart (für die Landwirtschaft) hat etwa 10 bis 15 natürliche Feinde (S.24).
Reduziert sich die biologische Vielfalt und die „Schadinsekten“ überleben, gibt es keine „natürlichen Feinde“ mehr.
Ein Marienkäfer z.B. kann in seinem Leben bis zu 40.000 Blattläuse fressen.

* Neben Pestiziden ist auch eine intensive Düngung einer der Hauptverursacher für das Artensterben (S. 27)

* Wenn bei intensiver Düngung Nitrat oder Phosphat in Oberflächengewässer gelangen, belastet das auch wichtige Lebensräume vieler Insekten in der umliegenden Landschaft. Gibt es dort Bäche oder stehende Gewässer, sinkt die Vielfalt an Insekten in diesem Raum um bis zu 80%. Zu finden sind nur noch die Arten, die schlechte Wasserqualität anzeigen: Zuckmücken- und Schwebfliegenlarven, Bakterienmatten oder Schlammröhrenwürmer. (S. 27)

Der Bereich zur Politik (S. 36) enthält nicht ganz falsch die Überschrift
„Vollmundige Versprechen und unzulängliche Taten“

„Die Politik reagiert nur zögerlich und scheut zu häufig den Konflikt mit der Agrarindustrie“
(Ähnlich ist es mutmaßlich bei der Gewässerrandstreifen-Entscheidung im Landkreis Osnabrück im Jahre 2019 gewesen).

Zitat im Insektenatlas: „Der Deutsche Bauernverband hingegen lehnt das Aktionsprogramm [gemeint ist das Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung]
als zu weitreichend und zu verbindlich ab. Vor allem kritisiert er, dass Pestizide in Schutzgebieten und an Flussläufen nur noch eingeschränkt
verwendet werden sollen“ (S.36)

* Hoch interessant ist die dieser Zusammenfassung beigelegte Grafik „Ein Viertel mehr Blütenbesucher“
In einem Vergleich „Ökologischer Landbau“ vs. konventionelle Landwirtschaft wird deutlich, dass auf ökologisch bewirtschafteten Flächen z.B.
94% mehr Wildkräuter am Wegrand vorkommen oder aber 23% mehr Insekten zu finden sind (Zusammenfassung der Ergebnisse von 528 Studien) (S.41).

Die gesamte Studie ist hier einsehbar:
https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/naturschutz/insektenatlas_2020.pdf

Blumiger Landkreis Osnabrück
Artenvielfalt steigern, Insektensterben stoppen
http://blumiger-lkos.de

Spenden für Blühwiesen und schonende Tierbeweidung:
https://www.betterplace.org/de/projects/71760-gnadenhof-brodel-melle-artenschutzprojekt-blumiger-landkreis-osnabruck