Hitzige Zeiten
Geschrieben:Aus gegebenem Anlass und irgendwie auch ganz unabhängig davon:
Eine Klarstellung und einige nachdenkliche Gedanken (gerne dran beteiligen).🙂
Hier kommt es immer wieder (in regelmässigen Abständen) vor, dass Menschen uns anschreiben: „Wenn ihr mit dem oder der oder mit denen zuammenarbeitet,
dann beenden wir die Kooperation mit Euch und stellen auch die Spenden ein!“. Oft genug ist das schon geschehen. Aufgrund von Postings, geäußerter Meinungen
und Positionierungen. Spenden eingestellt! Oft noch mit dem Satz versehen: „Da seht Ihr mal, was Ihr davon habt!“. Insbesondere bei polarisierenden Positionen „contra“ (mutmaßliche? angebliche?) VertreterInnen des Klimaschutzes kocht „die Volksseele“ schnell hoch (sind schließlich die Menschen, die hier den Großteil der Follower darstellen)…
So richtig übel nehme ich das Niemandem.
Ein sehr häufiges (und sehr intensiv diskutiertes Phänomen) ist dieses im Kommunalwahlkampf. Da geht es dann absolut brutal zur Sache.
„Habt Ihr gesehen, was X, Y, Z gepostet hat? Ich erwarte von Euch, dass Ihr dagegen vorgeht!“
Und offen gesagt: Manchmal erwischt es einen und man tappt in das Fettnäpfchen rein. Das bereut man dann, muss sich ggf. sogar irgendwann entschuldigen und realisieren, dass das irgendwie nicht der richtige Weg ist.
Aktuell merkt man (im Prinzip ganz massiv seit Corona):
Die Zeiten sind heiss und Narrative werden mit Inbrunst gepflegt. Inflation, Klimaerwärmung, gesichert kommende Wohlstandsverluste und „Meinungskriege“ führen zu einem manchmal toxischen Klima, aus dem man dennoch auch viel Positives ziehen kann. Mal ein, zwei, drei Versuche…
Generell ist es hier so: Wir arbeiten mit Großkonzernen und Kleinunternehmen zusammen, mit Privatleuten, Parteien (allen ausser der bescheuerten AFD), mit linken Gruppen, mit Schulklassen, Vereinen, mit Erzkonservativen, mit JägerInnen, Ökohippies, LandwirtInnen, Vegan-FundamentalistInnen, Fleischessern, BeamtInnen, Arbeitslosen, Taubenzüchtern, Hundehaltern, Astronauten (würden wir, war aber noch keiner hier), Flaschensammlern, Landeiern und Großaktionären.
Gesichert NICHT arbeiten wir zusammen mit Rechtsextremisten, der AFD, Rassisten und ähnlichem. „Meinungen“ dieser Klientel sind nicht akzeptabel! Unbedingt zu berücksichtigen ist jedoch: Nur weil man eine Meinung „im Affekt“ teilt, die vielleicht ursprünglich von einem AFDnahen Freak kommt, so muss man tatsächlich noch lange nicht einer ähnlichen Geisteshaltung entsprechen.
Und auch: Allein eine simple Entscheidung für eine Zusammenarbeit hat in der Vergangenheit schon oft dazu geführt, dass Menschen sagen: „Jetzt ist Schluß, ich stelle meine Unterstützung ein! Mit Euch will ich nichts mehr zu tun haben!“ Anders formuliert: Ihr arbeitet mit „Lila“ zusammen, oder mit „Pink“, jetzt seid Ihr Feinde! Sowas von Feinde seid Ihr jetzt!
Manchmal führt das dazu, dass sich Gräben (kurzfristig) vertiefen, wenn man jedoch trefflich drüber nachdenkt, dann bauen sie sich eher ab.
Wie es ein Projektunterstützer heute passend schrieb: „Wir sehen Kritik und Verärgerung als Chance um ins Gespräch zu kommen, und Dinge zu verbessern.“
Gut formuliert! Es ist häufig nicht ganz einfach, seine eigene „Bubble“ dabei zu verlassen und durch eine knirschenden und maulende Landschaft zu gehen (unbequem, anstrengend, manchmal frustrierend, nicht dem eigenen Wohlverhalten dienend)…Und doch kann es unglaublich konstruktiv sein.
Ein gutes Beispiel dafür ist: Mit Person „Y“ z.B. wurden und werden bisher sehr gute und überaus gelungene Projekte umgesetzt. Total gut für Artenvielfalt und lokalen Klimaschutz. Trotzdem knirscht es ab und an auch mal ein bisschen.
Knirschen tut es auch in den eigenen 4 Wänden, das gehört dazu. Manchmal muss man da durch, weil nach und trotz (oder gerade wegen?) des Geknirsches sich richtig richtig gute Sachen (ausserhalb der eigenen Meinungshoheit)
umsetzen lassen. Ist doch super! 😁Es lassen sich dann zuweilen Aspekte erschließen, die sonst so garnicht wahrgenommen würden. Und trotzdem werden Menschen sagen: „Das geht nicht! Diese Zusammenarbeit geht nicht!“ Geht aber manchmal eben doch und ist dann sogar oft eine richtig große Freude, weil vielleicht
für alle etwas dabei herausgekommen ist. Vielleicht manchmal etwas „anstrengender“ als gedacht, aber gerade deshalb vielleicht umso wertvoller?🤔😉😎☺️
Entscheidend ist doch nur, dass ein Projekt umgesetzt wird, für mehr Biologische Vielfalt, den Klimaschutz etc.
Zahlreiche andere Spezies werden dann sagen: „Habt Ihr gesehen, wie die Menschen sich die Köpfe heissgeredet haben? Es wurden immer mehr und mehr und die Köpfe rauchten. Sie kamen von allen Seiten und jeder hatte eine Meinung.
Und plötzlich war es fertig und alle waren zufrieden, Puff hat es gemacht, wie aus dem Nichts! Es war fertig und aller Ärger war verraucht.“ Ganz Unrecht haben sie nicht, die anderen Spezies.
Ein anderes Beispiel: Neulich etwas Streit mit einem Landwirt gehabt. Offen gesagt: Der hatte Recht (manchmal wird einem das schon nach 10 Sekunden klar).
Dann ist man etwas zerknirscht, ärgert man sich („weil eigentlich kann das nicht sein, dass ANDERE Recht haben“). Dann kann man sich manchmal am Abend auch etwas einfallen lassen um das „geradezubiegen“ und zaubert plötzlich, am nächsten Tage wie von Zauberhand, ein Lachen in das Gesicht des Anderen. Und der ursprüngliche „Stein des Anstosses“ spielt kaum noch eine Rolle. Geht auch, muss man nur wollen. Sorgt für viel Zufriedenheit – auf beiden Seiten.
Die Zeiten sind irre, völlig gaga, davon ist wohl niemand frei. Trotzdem haben wir immer noch jede Menge gemeinsame Gestaltungsfreiheit :-). Am Ende schmunzelt man, gestaltet weiter gemeinsam und zeigt, dass es so auch geht :-).