Eine kleine Rezension zum Buch „3 Grad mehr. Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern“
Geschrieben:

Welche Krisen bereitet die Klimakrise für uns vor? Eine kleine Rezension zum Buch „3 Grad mehr. Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern“ 🧐🫥😵‍💫🥦🔥

Und: Von 1,5, 2 und mehr Grad, Katastrophen und aktuellem gesellschaftlichem Achselzucken („Lass mal gut sein, ist doch Urlaub…“). Heute sicherheitshalber mit der Vorbereitung für einen Selbstversorger-Garten begonnen 🥦🥦🥦

Vor wenigen Wochen ist das Buch „3 Grad mehr. Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern“ erschienen (https://www.oekom.de/buch/3-grad-mehr-9783962383695).

Ein Buch, das die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse gut verpackt und allgemein verständlich der Öffentlichkeit präsentiert. Mit Beiträgen z.B. von Klaus Wiegandt, Stefan Rahmstorf (leitet die Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und ist Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam), Hans J. Schellnhuber (gehört zu den weltweit renommiertesten Klimaexperten) und Jutta Allmendinger (Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung).

Exzellent recherchiert, packend geschrieben, in unterschiedlichen Kapiteln viele wissenschaftliche Studienergebnisse präsentierend, auch für Nicht-Wissenschaftler*innen sehr gut lesbar, schonungslos, ehrlich, und (vor allen Dingen!) hochgradig motivierend sich selbst zu engagieren und die Wende zu packen!

Grundsätzlich: Seit Jahren ist schon alles gesagt, wirklich Alles! Seit Jahren ist bekannt, was Menschen (individuell) gegen die Klimaerwärmung leisten können. Es gäbe eigentlich nicht mehr viel Neues zu schreiben. Und doch ist es hochgradig spannend, mit jedem Zehntelgrad mehr, mit der Naturkatastrophe und jedem anwachsenden Krisenherd mehr, wie sich unser aller Leben verändert und ändern wird.

Das Buch beschreibt schonungslos, wie eine entstehende 3 Grad wärmere Welt aussieht. Es beschreibt das daraus folgende Wetter, die Biodiversität, die Landwirtschaft, die Fluchtfolgen und ökonomischen Risiken. Es beschreibt aber auch viele naturbasierte Lösungen, wie eine 3 Grad wärmere Welt noch verhindert werden könnte.
Das Buch geht im „Call to Action“ auf das (mögliche) gesellschaftliche Zusammenleben in Deutschland ein, ebenso auf Lösungsansätze, Finanzierbarkeiten und die Macht der Zivilgesellschaft.
Der Herausgeber des Buches, Klaus Wiegandt, schreibt auf Seite 289 unter dem Titel: „Die Menschen müssen wissen, was auf sie zukommt! Lösungsansätze, ihre Finanzierbarkeit und die Macht der Zivilgesellschaft“:

„In dieser Welt, in der wir es mit einer Radikalisierung des Wettergeschehens zu tun haben werden und mit Temperaturen, die über den Landflächen im Mittel sogar um bis zu 6 Grad höher sein können, müssen wir mit schwerwiegenden Folgen für die globale Landwirtschaft rechnen, mit massiven Schäden an weltweiten Infrastrukturen und erheblichen Beeinträchtigungen oder gar Zerstörungen großer Ökosysteme.
Der überwiegende Teil der Menschen wird vor nie dagewesenen Einschränkungen ihrer Lebens- und Überlebensbedingungen betroffen sein, unzählige werden ihr Leben verlieren. Südlich der Sahara werden unbewohnbare Regionen entstehen und Millionen von Menschen zur Migration zwingen, als „Klimaflüchtlinge“ werden sie vor allem Europa zum Ziel haben. Anders als heute wird ihnen die Mittelmeerregion keine neue Heimat sein, zunehmende Trockenheit und Dürren werden auch dort zu Versteppung führen“.

Die Klimakrise sorgt zugleich für eine massive Biodiversitätskrise. Besonders interessant sind Passagen im dem Werk zur Flucht vieler Arten (Flora & Fauna) in den (kühleren) Norden beziehungsweise in (kühlere) Höhen:

„In Großbritannien sind von fast 330 daraufhin untersuchen Tierarten 275 mit einer Geschwindigkeit von 14 bis 25 Kilometern pro Jahrzehnt nach Norden gewandert. Darunter sind Vertreter unterschiedlichsten Tiergruppen, von Säugetieren, Vögeln und Fischen über Spinnen bis hin zu Schmetterlingen, Libellen und Tausenfüßlern. Innerhalb weniger Jahrzehnte haben sich die polwärts gerichteten Grenzen ihrer Verbreitungsgebiete um bis zu 60 Kilometer nach Norden verschoben“ (S. 32).

Und: „Seit 1970 sind die Durchschnittstemperaturen in den Schweizer Alpen um 0,36 Grad Celsius pro Jahrzehnt angestiegen, gleichzeitig hat sich der obere Rand des Vorkommens verschiedener Tierarten um 47 bis maximal 91 Höhenmeter pro Jahrzehnt bergauf bewegt. Bei den Pflanzen sind es 17 bis 40 Meter. Da sich die Isothermen jedoch um bis zu 71 Meter verschoben haben, reichen diese beträchtlichen Veränderungen bei den meisten Pflanzen- und Tierarten nicht aus, um mit den steigenden Temperaturen Schritt zu halten (S. 33-34).

Oder zu sog. „verschobenen Phänologien“ ist in dem Buch zu lesen:
„Für Bayern geht aus diesen langjährigen Aufzeichnungen hervor,, dass die Haselblüte sich infolge der steigenden Temperaturen zwischen 1961 und 20210 um 23 Tage verfrüht hat (…). Diese Verschiebungen, die überall in der Welt zu beobachten sind, haben natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Organismenwelt, die darauf angewiesen sind, dass bestimmte Vorgänge in der Natur zeitlich synchronisiert sind. So wird gewährleistet, dass Prädatoren auf ihre Beutetiere treffen und Jungtiere dann schlüpfen oder geboren werden, wenn sie in der Natur optimale Nahrung vorfinden. Pflanzen müssen blühen, wenn ihre Bestäuber aktiv sind, Parasiten zur richtigen Zeit auf ihre Wirte treffen (S. 50).
Selten war ein Buch über die Klimakrise so motivierend, jetzt, jetzt umgehend, zu handeln, aktiv zu werden, etwas zu ändern, vielleicht noch etwas zu verhindern, zumindest aber Strukturen an die Klimakatastrophe anzupassen.

Stefan Rahmstorf schreibt (S. 30) zu einer 3 Grad wärmeren Welt: „Ich bin nicht sicher, ob das halbwegs zivilisierte Zusammenleben der Menschen, wie wir es kennen, unter diesen Bedingungen noch Bestand haben wird. Ich persönlich halte eine 3-Grad-Welt für eine existenzielle Gefahr für die menschliche Zivilisation“.

Und genau das ist der Fall!! Das Umschalten in einen „Panik-Modus“ (mit dennoch kühlem Kopf) wäre angemessen.
Dass ein Güterzug mit 1000enden Tonnen „Krisenpotenzial“ auf uns zu rast ist in der Gesellschaft weitgehend angekommen. Nach wie vor wird jedoch viel zu gerne weggeschaut, mit den Schultern gezuckt, wenn es vorrangig „die Anderen“ erwischt (aktuelle Überschwemmungen in den USA oder Australien), Waldbrände in Brandenburg, Sächsische Schweiz, Portugal, Spanien, Italien, USA und wo auch immer…, Dürreperioden in vielen Landstrichen…

Zuweilen wird sich vielleicht noch empört beschwert, „die Klimaschützer sollen doch im Urlaub nicht die Laune verderben“, es sei doch nun mal Sommer, im Sommer sei es halt trockener und wärmer als sonst… Die große Empörung ist nur dann zu bemerken, wenn es ans eigene Verzichten, an den eigenen Geldbeutel, an Einschränkungen geht.

Die Kommentarspalten der NOZ, taz, tagesspiegel etc. sind voll davon…

Der angemessene Aufschrei bei Klimakatastrophen jeglicher Art ist gesellschaftlich oft nicht vorhanden, vielleicht ein Grundmurmeln…mehr auch nicht. Der Aufschrei ist jedoch groß, wenn es an persönliche Lebensentwürfe geht. Vom Fleischkonsum bis zur (unkompensierten) Flugreise. Und wenn der Waldbrand in Frankreich im Urlaub dazu zwingt, das Hotel zu verlassen und sich an den sicheren Strand zu begeben, dann wird das eigene Verhalten erst recht nicht thematisiert (irgendwo zwischen „höhere Gewalt“ und „der Reiseveranstalter muss mir das aber ersetzen!“).

Es sind meist ignorante, oft aber auch rechtsgerichtete oder freiheits-liberale Ideenverfechter*innen, die in den Kommentarspalten der Zeitungen dagegen wettern, dass nun auch jede*r Staatsbürger*in aktiv werden müsse. Nach dem Motto: „MICH darf die Klimakrise aber nicht einschränken! Da werde ich gegen vorgehen!“.

Und immer öfter liest man gesellschaftsübergreifend mittlerweile: „Das 2 Grad Ziel, das müssen wir aber schaffen!“ So als ob jemals ernsthaft versucht worden wäre, jenes 1,5 Grad-Ziel zu packen, welches so wichtig für einen Fortbestand des Planeten wäre. So, als ob tatsächlich politisch angemessene Regeln für die Einhaltung der 1,5 Grad-Hürde ernsthaft versucht worden wären…Sind sie leider nicht! Sind sie leider nicht einmal ansatzweise!

Zugegeben: Mit den Wahrheiten der Klimaerwärmung lassen sich keine Wahlen gewinnen. Die Wahrheiten sind unbequem, schockierend, ein- und beschneidend. Und die „junge Bevölkerung“ ist demografisch/demokratisch hoffnungslos unterrepräsentiert. Wozu also entsprechend reagieren? Wähler*innen-Stimmen gibt das nicht. Nach mir die Sintflut!

Das Spiel mit den Katastrophen, das weitgehend uneingeschränkte „Weiter wie immer!“ ist ein bisschen wie beim Spiel „Schiffe versenken“. D4, vorbei. E6, Treffer! E7, Treffer versenkt! Kurz und schmerzlos und schnell aus und vorbei. Aus, aus, das Spiel ist aus!!

Roger Harrabin, eine Ikone der Umwelt-Journalismus (Britischer BBC) äußerte in einem Interview Mitte der Woche: https://www.spiegel.de/ausland/roger-harrabin-der-legendaere-bbc-korrespondent-ueber-die-drohende-klimakatstrophe-a-6f26fb3c-cdfe-4a08-8c55-5d2b5be5f2ef

SPIEGEL: Mit welchen globalen Klimafolgen rechnen Sie?
Harrabin: Ich fürchte, dass wir bei diesen Hitzewellen nicht in der Lage sein werden, die Menschheit zu ernähren. Auch Umweltbewusste sollten deshalb den Anbau genmodifizierter, hitze- und trockenheitsresistenter Pflanzen unterstützen. Die sozialen Folgen von Dürren könnten ziemlich schrecklich werden, wenn Millionen von Migrantinnen und Migranten versuchen, in kühlere Gebiete zu fliehen. Umweltschützer wurden für derlei Warnungen lange verspottet, leider sieht es immer mehr danach aus, dass sie recht behalten werden. Ich bin froh, dass ich bis Mitte des Jahrhunderts unter einem Baum begraben liegen und es nicht mehr herausfinden werde.
(…)

SPIEGEL: Als Warner werden Sie von den Leugnern des Klimawandels seit Jahren angegriffen. Was treibt Ihre Kritiker?
Harrabin: Die Industrie für fossile Brennstoffe finanziert die Leugnung des Klimawandels seit Jahrzehnten, wie ein kürzlich erschienener BBC-Bericht belegt. Diese manipulierten Botschaften wurden sowohl von Verfechtern der Meinungsfreiheit wie von Unterstützern der politischen Rechten aufgegriffen. Ihr immer gleiches Argument ist, dass Forderungen von Klimaschützern totalitär seien und den Lebensstil der Menschen einschränken würden.
(…)
Und in den letzten Tagen erschien eine medial vielfach beachtete Studie, ob sich der Mensch in Folge der Klimakrise selbst auslöschen könnte:
https://taz.de/Endzeitszenarien-in-Klimastudien/!5867790/

https://www.tagesspiegel.de/wissen/globaler-zusammenbruch-ende-der-menschheit-expertenteam-draengt-auf-staerkere-erforschung-von-extrem-szenarien/28566952.html
BERLIN taz | Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Menschheit durch die Klimakrise ausstirbt. Gut, es ist nicht das wahrscheinlichste Szenario. In seiner Absolutheit ist es sogar ziemlich unwahrscheinlich. Möglich ist es aber eben doch. Und auch Gesellschaften, die sich nicht mehr auf viel einigen können, dürften zu dem gemeinsamen Schluss kommen, dass das unbedingt vermieden werden sollte.
Namhafte Klimaforscher:innen warnen jetzt: Wir beschäftigen uns noch nicht genug mit solchen extremen Klima-Katastrophen-Szenarien. Die schlimmstmöglichen Gefahren zu berücksichtigen sei aber nötig, um das Risiko der Klimakrise richtig zu verstehen und damit umzugehen. Das schreiben die internationalen Expert:innen in einem Artikel im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences. Die Überschrift „Klima-Endspiel: katastrophale Klimawandel-Szenarien erforschen“.
Die Original-Studie: https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2108146119

Auch wenn es (vermutlich) noch einige Jahrhunderte dauern wird, bis die Menschheit ausstirbt. Die aktuelle Situation ist keineswegs zu unterschätzen. Die Klimakrise in Kombination mit der Ukraine-Krise (und welchen Krisen eigentlich noch so? Wie entwickelt sich Corona, was passiert in Taiwan….). ..führt schon jetzt dazu, dass viele Menschen mit dem Rücken zur Wand stehen…

Ganz ernsthaft (und wir sind keine „Prepper“ oder aber Menschen, die den Weltuntergang für realistisch halten): Wir selber haben heute aber begonnen ein 700 m²-Flächenstück vorzubereiten. Für eine Gemüse-Selbstversorgung. Um die Abhängigkeit von den Schwankungen des Marktes zu reduzieren, um (hoffentlich) unabhängiger von massiv steigenden Lebensmittelpreise zu werden. Der Tiermist unserer Gnadenhoftiere wird nun nicht mehr nur für die Düngungen von Miyawaki-Wäldern und Streuobstwiesen genutzt sondern nun auch, gut abgelagert, für eine Lebensmittel-Selbstversorgung. Ziegen- und Schafsköttel, Hühnermist und Pferdeäppel werden auf einmal wieder zu einem hohen Gut. Zudem heute noch geschaut, wie sich die Blühwiese auf der Selbstversorger-Fläche entwickelt. Im Juni ausgesät, regionales Saatgut. Entwickelt sich sehr gut. Ohne Insekten: Kein Gemüse!

Es ist vielleicht an der Zeit, SOWOHL für eine Selbstwappnung als auch für Wappnung von Städten und Kommunen gegen die Klimakrise aktiv zu werden. Sonst schaut man selber in einigen Jahren ziemlich doof in die Röhre…
Die Fakten liegen offen auf dem Tisch, schon lange…

500 AKA – 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz in Stadt und Landkreis Osnabrück
Gemeinsam den Planeten retten. Wir alle. Lokal und regional.
https://500-aktiv-fuer-klima-und-artenschutz.de/
Spenden:
https://www.betterplace.org/de/projects/75774-landkreis-osnabrueck-500-menschen-im-einsatz-fuer-klima-und-artenschutz