Ein kleines Wunder auf dem Gnadenhof
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Komme ich heute von der Arbeit und versorge die Tiere, höre ich es undefiniert irgendwo piepsen, ganz schwach…Ich schaue überall, denke, „hab ich mir das eingebildet??“, da höre ich es wieder. Ganz zaghaft, leise, pieps pieps pieps, es kommt irgendwo aus dem Ziegenunterstand. Ich durchwühle alles, schaue in jede Ritze, und plötzlich, in etwa 5 cm Tiefe, im Stroh, sehe ich einen kleinen Fuß. Weiter alles durchgewühlt…, zwei kleine Hühnerküken sind als Spätzünder, 48 Stunden nach den Anderen, geschlüpft.

Sie sind ganz schwach. Ich versuche sie zur Mutter und den anderen Zwergen (vorgestern in einem Versteck geschlüpft, schlaue Hühnermutti :-)) zu setzen. Keine Chance. Die beiden Spätzünder können nicht mithalten. Wenn die anderen auf Tour gehen, dann werden sie allein gelassen. Auch die Mutter kümmert sich nicht richtig. Sie würden die Nacht nicht überleben, zumal es ein Katzenhotspot ist.

In Windeseile nach Hause, Rotlichtlampe raus, kleine Wasserschale, Mash-Kükenfutter. Jedes Küken bekommt als Zwangsernährung genau drei Körnchen Kükenfutter und 3 Tropfen Wasser (hochkonzentriert mit Traubenzucker). Bei dem einen Zwerg dachte ich, der schafft es nicht (habs auf 10% Überlebenschance geschätzt). Ich konnte förmlich zusehen, wie er schwächer und schwächer wurde und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Etwa 45 Minuten nach der Zwangsernährung jedoch flitzen und flöten beide aufgeregt durch ihr neues zu Hause. Die Wärme tut ihnen gut, Traubenzuckerwasser finden sie toll – uns es gibt ihnen offenbar ungeheure Energie, und das Heu finden sie kuschelig. Hoffentlich überstehen sie die Nacht. Morgen sehen wir weiter.

Eigentlich ist Nachwuchs hier überhaupt nicht gerne gesehen. Noch mehr Arbeit, noch mehr Kosten. Aber die Regel ist nunmal: Wer hier lebt und seinen Alltag mit uns teilt, der wird als Tier auch umsorgt. Leben ist wunderbar! Und schützenswert!