Amazon-Smile-Programm und Online-Einkäufe?
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Die Frage „Amazon-Smile-Programm“ (heisst: Die geben bei jedem Einkauf 0,5% an eine gemeinnüzige Organisation (hier an uns: https://smile.amazon.de/ch/65-270-16038)) bzw. bzw. „Online-Handel“ und dadurch z.B. über „Gooding“ Provisionen für den Tierschutz zu bekommen (ja oder nein) [https://www.gooding.de/gnadenhof-broedel-melle-77700] ist ein schwieriges Thema und wird oft hitzig diskutiert. Auch hier gab es gestern jede Menge Gemecker im Postfach, weil wir da mitmachen. Ok. Hier mal eine Antwort auf das Gemecker (Rechtschreibfehler gratis enthalten):

Lieber *****, ich kann Deine Meinung (zum Teil) verstehen.
Uns wäre es auch lieber, wenn wir unser Geld unabhängig
von Amazon & Co. erhalten würden, ohne Frage. Denn ohne Zweifel ist es so, dass
der Online-Handel z.B. Innenstädte veröden lässt, das Steueraufkommen der Kommunen reduziert,
bei einigen Online-Händlern gibt es prekäre Arbeitsbedingungen etc.
Das stimmt leider alles.

Nun jedoch zur allgemeinen Situation:
Wir betreiben ehrenamtlich (außerhalb der „normalen“ Arbeit) einen Gnadenhof mit mittlerweile mehreren Standorten und deutlich deutlich über 100 Tieren.
Die haben Hunger, werden auch mal krank, müssen geimpft werden etc. Das kostet alles extrem viel.

Zudem führen wir ehrenamtlich (auch außerhalb unser „normalen Arbeit“) unterschiedliche Artenschutzprojekte durch. Das kostet alles noch deutlich mehr als unser Gnadenhof.
1 Kilogramm regionales Spitzensaatgut für unser Insektenschutzprojekt „Blumiger Landkreis Osnabrück“ liegt bei 110 Euro (für gerade mal 500 m²).

„Aber doch nicht Geld einnehmen um jeden Preis, das geht so nicht. Empört Euch.“

Um jeden Preis nicht. Wenn jedoch keine Kohle da ist, dann können wir z.B. kein Heu kaufen.
Heisst: Notschlachtung.
Oder wir können kein einziges Saatgutkörnchen für Blühwiesen kaufen. Heisst: Es passiert (ganz genau): NIX!!!

Und: 75 % der Weihnachtseinkäufe werden Online getätigt. In gewisser Form, wenn wir das Smilie-Programm hier posten, dann untersützen wir das auch irgendwie, leider. Diesen Schuh müssen wir uns dann auch anziehen. Begründung: Siehe oben und unten.

Eine persönliche Anmerkung (von Kai): Ich persönlich kaufe übrigens ungefähr 90% Online. Lediglich Tierfutter, einige Bio-Produkte bei Georgs Bioladen und ab und an mal dies und das kaufe ich im Laden. Warum? Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, dann haben die Läden dicht. Oder aber ich bin von der Arbeit so platt, dass ich nicht auch noch Lust habe, mich in einen Laden zu bewegen. Übrigens kann man auch prima online einkaufen und unterstützt damit regionale Unternehmen, z.B. : https://die-gemuesegaertner.de/
Wir werden das Rad in dieser Hinsicht nicht mehr zurückdrehen können.

„Aber das muss man deswegen doch nicht auch noch unterstützen“
Kommt drauf an (siehe unten und oben) und wie man individuell seine Zeit einplanen möchte.

„Dann holt doch Geld über Crowdfunding-Kampagnen rein.“

Das machen wir, häufig,, oft und massiv. In der letzten Zeit sind glücklicherweise diverse Spenden eingegangen und wir wissen das zu schätzen, sehr sogar!!
Danke 🙂 🙂 🙂

Trotzdem deckt das nicht im Ansatz die Kosten. Ich will hier nicht jammern, wir sind kreativ genug
auch andere Quellen zu finden (z.B. den Verkauf des Buches http://das-einpflanzbuch.de, den Verkauf veganer Aufkleber, Bio-Kompost, Kompostwürmer etc.), zur Not erpressen wir Schutzgeld oder machen ne Bank klar; dennoch ist
die Situation eigentlich immer „eng“. Bedeutet auch, dass dadurch kaum geplant werden kann.

„Ja, dann schreibt doch Firmen an, die Spenden vielleicht was“

Auch das machen wir, auch da haben wir sehr viel Glück, dass immer mal wieder tierschutz- und naturschutzbewusste Firmen etwas spenden. 🙂
Ohne diese Spenden sähe es mau aus. Um es mal ganz klar und deutlich auf den Punkt zu bringen: Hätten wir nicht in diesem Jahr sehr viel zusätzliches Geld durch verschiedene
Preise (Google Impact-Wettbewerb (noch ne Datenkrake, oh wei, oh wei, das Geld stinkt aber gewaltig….;-)), Niedersächsischer Umweltpreis, Niedersächsischer Ehrenamtspreis etc. erhalten,
dann wäre „der Laden schon lange dicht“. Und zwar sowas von dicht, und dann passiert: Ganz genau! NIX! Im Sommer musste der Gnadenhof zwangsumgesiedelt werden, weil sich eine Person von unseren Tieren gestört fühlte (ist das nicht unglaublich? Weil sich eine Person gestört fühlt kann es mal eben locker sein, dass ne kleine Umweltschutzgruppe pleite geht, und dann ist Schluss mit Umweltschutz….:-(),
und jene Leute, welche sich jetzt „empören“ helfen dann in der Regel: nicht!! Wenn es „brutal hart auf hart“ kommt, dann ist man (von wenigen tollen Ausnahmen mal abgesehen): Allein! Dann doch lieber Stinkegeld nehmen (die Frage stellt sich für mich offen gesagt garnicht). Allerdings: Auch „Stinkegeld“ hat seine Grenzen: Eine Zusammenarbeit mit Bayer beispielsweise würden wir dann wohl doch lieber ablehnen…

„Aber es gibt doch Geld von Stiftungen etc., das kriegt man doch ganz leicht“.

Ja, „leicht“ ist relativ. Wir schreiben viele viele Anträge, um Geld von Stiftungen zu erhalten. Wir haben das Glück, einige tolle Förderer gefunden zu haben:
Z.B. hier‘: http://blumiger-lkos.de/unterstuetzer/

und hier: http://www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de/blumiges-melle-de-vielen-dank-an-unsere-unterstuetzer/

Auch das hält die Projekte am Laufen. Und gleichzeitig: Bei vielen Projekten müssen wir einen hohen Projektanteil privat vorstrecken, mehrere 1000 Euro.
Wenn alles gut geht, dann kriegen wir das nach einigen Jahren wieder. Und dazu kommt: Bei vielen vielen Projekten müssen wir 10, 15 oder 20 % Eigenanteil investieren. Und das Geld sehen wir eben NICHT wieder. Bei einem 30.000-Euro-Projekt sind 20% Eigenanteil mal eben 6000 Mücken. Es handelt sich dabei um das Geld, welches wir mit unserer Lohnarbeit im Büro, Einzelhandel etc. verdienen. Und jetzt die Frage: Welcher „normale Mensch“ kann schon mal eben so 3000 Euro für einige Jahre vorstrecken oder 6000 Euro Eigenanteil investieren? Für ein ehrenamtliches Projekt, bei welchem schon der Antrag ein „Projekt für sich“ ist. Die Antwort kannst Du Dir denken. :-/ Zudem: Der Zeitaufwand einen Antrag zu schreiben ist immer auch brutal hoch.
In dieser Zeit fehlt uns als mittlerweile X-Personengruppe (bis vor einigen Monaten waren wir nur zu zweit) dann mindestens eine Person.

„Und Geld leihen?“

Haben wir schon, sehr viel. Im Augenblick sind wir mit einem hohen vierstelligen Betrag in der Kreide. Schulden machen keinen Spaß.

Offen gesagt, ich kann zwar Deinen Einwand verstehen, und gleichzeitig ärgere ich mich (immer wieder) massiv über solche Beiträge.
Diese verkennen die ernste Situation, welche sich quasi jeden Monat darbietet. Zudem ist es letztlich nur Gemecker, ohne konstruktiven Ansatz.
Und das hilft uns als Tier- und Naturschutzgruppe genau so viel: GARNICHT (im Gegenteil).

„Was für eine Welt wollt ihr eigendlich?
Ich bin empört. Empört euch!“
Ich ärgere mich sehr über diesen Satz, das ist ein grober Käse und ein ziemlicher Quatsch. Gottseidank bin ich ein hitziger Hitzkopf, denn auch solcher Ärger hält den Motor am Laufen…(in diesem Sinne hat der Satz sogar noch was Konstruktives).

Wir wollen (z.B.) eine Welt, in der weniger Tiere einfach so „als Masse“ geschlachtet werden. Leben ist lebenswert.
Und wir wollen dafür sorgen, dass wir einen kleinen Beitrag zum Artenschutz leisten können.
Für „Blumiges Melle“ z.B. (geplant waren 24.000 Euro) ist letztlich ein monetärer Betrag von über 60.000 angefallen. Dank vieler Unterstützer (und auch nächtelanger Arbeit vor dem Rechner und vielen vielen Anträgen)
konnten wir das irgendwie stemmen (zwischenzeitlich war jedoch auch mal eine Insolvenz ein Thema) (übrigens: Wir haften privat, mit unserem Privatvermögen, noch Fragen???), das ging gut. Aber geht das jedes Mal gut? Beteilige Dich mal lieber konstruktiv als nur zu schreiben, was wir lassen sollen, das ist besser!

Herzlich willkommen in der Alltagspraxis eines kleinen Gnadenhofes (http://gnadenhof-melle.de) und einer ehrgeizigen und hochmotivierten (und gleichzeitig winzigen) Naturschutzgruppe (http://umweltschutz-und-lebenshilfe.de)

Viele Grüße von einem (mal wieder) genervtem Kai